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Unseriöse Allergiediagnostik: Diese Tests können bedenklich sein

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Von: Kristina Wagenlehner

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Um eine Allergie zu erkennen, sind normalerweise mehrere Schritte nötig. Methoden, die etwas anderes versprechen, gelten vot allem als unseriös. 

Bonn – Den „einen Allergietest“ gibt es nicht – alle anderen Behauptungen sind unseriös, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schreibt. Wer vermutet, eine Allergie zu haben, sollte dies von einem Allergologen abklären lassen.

Unseriöse Allergiediagnostik: Verschiedene Testverfahren

Zur Diagnose einer Allergie erfolgt zunächst die ausführliche Anamnese (Gespräch zwischen Arzt und Patient zur Krankheitsgeschichte). Dabei kann ein Symptomtagebuch hilfreich sein, in dem Patienten vorab notieren, in welchen Situationen es zu Beschwerden gekommen ist. Auch die Einnahme von Medikamenten, erbliche Vorbelastungen und besondere Lebensumstände werden darin festgehalten. Auf diese Weise kann sich der Verdacht einer Allergie bereits erhärten. Zur Diagnose sind jedoch in jedem Fall weitere Tests nötig.

Folgende Testverfahren stehen dabei zur Auswahl:

Auch die Testergebnisse allein können keine Allergie diagnostizieren. Sie liefern nur Hinweise auf ein allergisches Geschehen im Körper. Nur die Kombination aus Gespräch (tatsächliches Auftreten von Symptomen) und Testergebnissen sowie gegebenenfalls eine Provokation mit dem vermuteten Allergen lassen eine klare Diagnose zu.

Unseriöse Allergiediagnostik: IgG-Test

Relativ teure Immunglobulin G (IgG)-Antikörper-Tests versprechen: Wer den Test durchführt, weiß, ob und auf welches Nahrungsmittelallergen er oder sie allergisch ist. Die Tests basieren auf dem Nachweis von IgG- oder auch IgG4-Antikörpern. Das Problem ist, dass sie meist noch keine Allergie feststellen, sondern eine „nicht-allergische Hypersensitivität“, also eine Sensibilisierung. Bei einer Sensibilisierung spielt die Menge des Allergens eine Rolle. Je nachdem wie „sensibel“ eine Person auf den Stoff reagiert, desto eher reagiert sie darauf. Bei einer Allergie genügt hingegen schon eine kleinste Menge, um eine allergische Reaktion auszulösen. Zudem kann sie nicht anhand eines einzelnen Tests abgeklärt werden, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung berichtet. Besondere Vorsicht ist bei Selbsttests geboten. Auch Hans-Michael Mühlenfeld, Allgemeinmediziner und Vorsitzender des Hausärzteverbands Bremen warnt: „Von Selbsttest aus dem Internet rate ich generell ab.“*

Unseriöse Allergiediagnostik: Überdiagnostik durch IgE-Test

Im Gegensatz zum IgG-Test, ist die Immunglobulin E (IgE)-Bestimmung ein gutes Labor-Testverfahren, um eine Allergie festzustellen. Allerdings muss auch der IgE-Test Teil eines mehrstufigen Plans mit Anamnese sein. Auf Basis des IgE-Tests suchen Allergologinnen und Allergologen dann nach dem allergieauslösenden Stoff in der Ernährung. Gegebenenfalls müssen dann ein oder mehrere Lebensmittel ausgeschlossen werden. Ein individueller Ernährungsplan hilft, einer Mangelernährung vorzubeugen. Manchmal zeigen sich auch IgE-Erhöhungen, nach denen eigentlich nicht gesucht wurde. Treten aber keine Symptome auf, handelt es sich lediglich um eine Sensibilisierung.

Unseriöse Allergiediagnostik: Bioresonanz

Bei der Bioresonanz-Technik wird vorgegeben, dass eine Allergieabklärung über den Hautwiderstand des Patienten mögliche sei. Je nach Ergebnis soll dann auf bestimmte Zeit auf bestimmte Lebensmittel verzichtet werden. Nach dieser Phase sei die Lebensmittelallergie „gelöscht“. Die Methode der Bioresonanz ist jedoch wissenschaftlich nicht bestätigt. Liegt tatsächlich eine Allergie vor, ist diese Behauptung extrem gefährlich. Da diese nicht einfach durch eine Auslassdiät verschwindet.

Unseriöse Allergiediagnostik: Risiko für Mangelernährung

Unseriöse Allergiediagnostik und Messmethoden sind mit wissenschaftlichen Methoden nicht erklärbar oder reproduzierbar. Trotzdem geben Betroffene teilweise viel Geld dafür aus. Sie erhalten dann Listen mit angeblich unverträglichen Lebensmitteln oder Pauschaldiäten. Oft sind die Diäten unnötig, lindern die Lebensqualität und können zu einer Mangel- oder Fehlernährung führen. Fachgesellschaften wie die National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) warnen daher ausdrücklich vor einer Überdiagnostik und der Gefahr falsch interpretierter Daten.

Besonders bei Kindern rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung von unseriösen Tests ab. Sie entheben die Therapeutinnen und Therapeuten von ihrer Verantwortung und verhindern gezielte diagnostische und therapeutische Maßnahmen, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.

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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

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