Allergie oder COVID-19? Was Sie jetzt über das Coronavirus wissen müssen
Sind Husten und Niesen erste Anzeichen einer Corona-Erkrankung – oder steckt doch nur eine Allergie dahinter? Was Sie über Symptome, Ansteckungsgefahr und Vorsichtsmaßnahmen wissen sollten.
- Eine Infektion mit dem Coronavirus kann lebensbedrohlich verlaufen – Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören, müssen besonders vorsichtig sein.
- Betroffene leiden an Husten, Fieber und Schnupfen – ähnliche Beschwerden zeigen auch Allergie- und Asthma-Patienten.
- Doch wie lassen sich die Symptome von einer Allergie oder Erkältung unterscheiden?
Wiesbaden – Schnupfen, Husten, Halsschmerzen – Wer unter diesen Beschwerden leidet, fragt sich meist ziemlich schnell, ob das neuartige Coronavirus dahinter stecken könnte. Doch auch andere Krankheiten, wie eine Erkältung oder Grippe, zeichnen sich häufig durch ähnliche Symptome aus.
Zusätzlich sorgt das frühlingshafte Wetter dafür, dass besonders viele Pollen durch die Luft schwirren, so bleiben Allergiker und Asthmatiker auch in der Corona-Pandemie nicht von Heuschnupfen verschont. Doch wie lassen sich die Symptome des Coronavirus von den Allergiebeschwerden unterscheiden? Was müssen Allergiker jetzt besonders beachten? Und wer gehört eigentlich zur Risikogruppe?
Corornavirus: Grippe, Allergie oder Covid-19?
Die Erreger des Coronavirus werden via Tröpfcheninfektion übertragen. Dabei breitet sich das Virus von Mensch zu Mensch über Flüssigkeit aus den Atemwegen aus. Beim Niesen, Husten aber auch beim Sprechen gelangen die Erreger an die Schleimhäute gesunder Menschen. Ist das Immunsystem des Empfängers bereits geschwächt und die Virenmenge groß genug, kommt es zu einer Infektion. Besonders Menschen mit einer schweren Vorerkrankung sind gefährdet. Zur Risikogruppe zählen Immungeschwächte, Krebspatienten, ältere Personen und Menschen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Tatsächlich verursachen unterschiedliche Krankheiten wie eine Erkältung oder Virusgrippe, aber auch eine Allergie häufig ähnliche Beschwerden wie bei einer Infektion mit dem Coronavirus. So leiden bei einer Erkrankung mit Covid-19 viele Betroffene in den ersten Tagen unter Erkältungssymptomen. Abhängig von der Krankheit gibt es jedoch Unterschiede – vor allem in Hinblick auf Verlauf, Risikogruppen und die Zahl der tödlichen Infektionen.
Coronavirus: Häufige Symptome bei Covid-19
Laut Wissenschaftlern des Robert-Koch-Instituts (RKI) gehören in Deutschland Husten (50 Prozent), Fieber (42 Prozent) und Schnupfen (21 Prozent) zu den am häufigsten berichteten Symptomen bei einer Corona-Infektion. Typisch für eine Covid-19-Erkrankung sind Entzündungen der oberen Atemwege. Leicht Erkrankte leiden zudem häufig unter einem gestörten Geruchs- und Geschmackssinn.
Weitere Beschwerden sind:
- Halsschmerzen
- Atemprobleme
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust
- Übelkeit
- Bauchschmerzen
- Erbrechen
- Durchfall
- Bindehautentzündungen
- Hautausschlag
- Lymphknotenschwellungen
- Apathie
- Müdigkeit
Die Symptome einer Corona-Erkrankung sind nicht immer eindeutig. Häufig unterscheiden sich die Beschwerden von Patient zu Patient.
Coronavirus oder Allergie? Das sind die Unterschiede
Ist es eine Allergie, Asthma oder Covid-19? Viele Menschen sind verunsichert, schließlich gibt es bei den Symptomen Überschneidungen. So fällt es häufig schwer, die Beschwerden einer Corona-Infektion von einer Erkältung oder Allergie zu unterscheiden. Auch ist es natürlich möglich, dass Menschen mit Heuschnupfen zusätzlich an Covid-19 erkranken.
Eine wichtige Unterscheidung ist: Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus sind durch bestimmte Symptome gekennzeichnet. Gegen die Viruserkrankung spricht heftiges Niesen. Aber auch eine juckende Nase und tränende Augen sind klare Anzeichen einer Allergie. Bei einer Corona-Infektion treten diese Beschwerden nur sehr selten auf. Zudem sind ein wechselhaftes und plötzliches Einsetzen der Symptome typisch für eine Allergie, im Gegensatz zu einer Viruserkrankung. Menschen, die sich mit Sars-CoV-2 infiziert sind klagen darüber hinaus über Fieber, bei einer Allergie ist das nur sehr untypisch.
Coronavirus oder Grippe? Das sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Eine Tabelle des Allergiezentrums Wiesbaden gibt einen Überblick der Unterschiede in den Symptomen bei einer Allergien oder Asthma und Covid-19:
Allergie/ Asthma | COVID-19 |
Kein Fieber | Fast immer Fieber |
Häufig trockener Husten | Fast immer trockener Husten |
Häufig Atemnot | Häufig Atemnot |
Fast immer Schnupfen | Selten Schnupfen |
Fast immer Niesreiz | Kein Niesreiz |
Keine Gliederschmerzen | Selten Gliederschmerzen |
Abgeschlagenheit möglich | Abgeschlagenheit möglich |
Selten Halsschmerzen | Halsschmerzen möglich |
Selten Kopfschmerzen | Kopfschmerzen möglich |
Fast immer Augenjucken | Keine juckenden Augen |
Coronavirus: Kein erhöhtes Risiko für Allergiker
Viele Allergiker und Asthmatiker sind besorgt, dass sie aufgrund ihrer Vorerkrankung zur Risikogruppe gehören. Experten geben jedoch Entwarnung: Demnach sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder einer ernsten Vorerkrankung häufiger gefährdet. Für Allergiker besteht kein erhöhtes Risiko an einem schweren Verlauf des Virus zu erkranken. Weder konnten Experten bisher feststellen, dass Menschen mit einer Allergie sich häufiger infizieren, noch erkranken sie häufiger an schweren Formen von Covid-19. Das gilt nicht nur für Kontakt- und Lebensmittelallergien, sondern auch für Pollenallergiker und Asthmatiker.
Vor allem Heuschnupfen- und Asthma-Patienten, die in der Pollensaison nur leichte und gut behandelbare Beschwerden haben, sind nicht häufiger, als gesunde Menschen betroffen. Denn obwohl Allergien eine Überreaktion des Immunsystems sind, ist das Immunsystem bei Betroffenen nicht geschwächt.
Coronavirus: Eine gute Behandlung ist die beste Vorbeugung
Anders sieht es jedoch für Allergiker aus, deren Behandlung nur schlecht eingestellt ist. Denn sind die Schleimhäute in den Bronchien durch umherfliegende Allergene belastet und die Atemwege bereits angegriffen, schwellen sie an und werden durchlässiger für krankmachende Viren. Auch Coronaviren haben es dadurch einfacher in den Körper zu gelangen. Doch warum ist das so?
Die Schleimhaut der Bronchien besteht aus drei Schichten. Ganz unten befindet sich die Basal-Membran, darüber liegen die Epithelzellen und sogenannte Flimmerhärchen, die einen Biofilm bilden. Die Aufgabe des Biofilms besteht hauptsächlich darin, Krankheitserreger, Bakterien und Schmutz abzuwehren und die Lunge vor Eindringlingen zu schützen. Kommt es jedoch zu einer allergischen Reaktion, erstarren die Flimmerhärchen. Sie können die darunterliegenden Epithelzellen nicht mehr schützen. Die Folge: Die empfindlichen Zellen sterben ab und es entstehen kleine Löcher in der Bronchialschleimhaut. Krankheitserreger wie die Coronaviren können dadurch ungehindert in den Körper eindringen.
Coronavirus: Schwächt Kortison das Immunsystem?
Viele Allergiker nehmen bei starken Allergiebeschwerden Kortison, um dem Körper bei schweren Symptomen schnell Linderung zu verschaffen. Doch Falschmeldungen, dass kortisonhaltige Asthma-Medikamente für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion bei Allergikern verantwortlich sind, haben bei Betroffenen für große Verunsicherung gesorgt. Grund dafür sei, dass Cortison das Immunsystem beeinflusse.
Dabei ist nun klar: Cortison schwächt den Körper nicht, sondern sorgt vielmehr dafür, dass sich die Bronchien von der reizenden Allergieauslösern erholen können. Cortison-Sprays hemmen die Aktivierung der Entzündungszellen im Körper und lassen die Bronchialschleimhaut abschwellen – das verhindert, dass die Viren leicht eindringen können. Wer unter einer Allergie leidet, sollte daher gerade jetzt keinesfalls seine gewohnte Behandlung absetzen.
Coronavirus und Allergien: Wie sich Allergiker schützen können
Wer unter Schnupfen und Husten leidet, sollte keinesfalls in Panik geraten. Wägen Sie ab, ob es sich bei den Symptomen um normale Allergiebeschwerden handeln könnte und ob sie bereits in früheren Jahren auftraten. Kommen Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit hinzu, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Zudem sollten Allergiker gerade jetzt ihre Behandlung mit dem Arzt absprechen. Antiallergische Medikamente wie Cortison-Nasensprays und Antihistaminika als Tabletten, Augentropfen oder Nasenspray können bei allergischen Beschwerden Linderung verschaffen. Wichtig für Patienten mit Inhalationsallergien ist dabei auch, die Medikamente schon frühzeitig und konsequent einzunehmen.
Coronavirus: Hyposensibilisierung weiter durchführen
Experten raten gerade Pollenallergikern, aber auch bei einer Allergie gegen Milben, sich in Zukunft schon frühzeitig gegen die Erkrankung sensibilisieren zu lassen. Auch eine bereits angefangene Hyposensibilisierung gegen Pollen oder Milben sollte auch während der Corona-Pandemie nicht unterbrochen werden. Das hilft nicht nur dabei, ein allergisches Asthma vorzubeugen, sondern kann auch verhindern, während einer Pandemie noch zusätzlich allergische Beschwerden zu entwickeln. Langfristig scheint dies die beste Vorsorge zu sein.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.