Asthma, COPD oder Diabetes: Wie gefährlich ist eine Erkrankung mit dem Coronavirus für Risikopatienten?

Viele Menschen haben Sorge zur Risikogruppe für schwere Covid-19-Verläufe zu gehören. Neben dem Alter spielen vor allem bestimmte Vorerkrankungen eine Rolle.
Berlin – Bei den meisten Menschen nimmt eine Infektion mit dem Coronavirus einen milden Verlauf. Die Wahrscheinlichkeit, schwer an COVID-19 zu erkranken, steigt jedoch bei bestimmten Vorerkrankungen. So wurde schon zu Beginn der Corona-Pandemie schnell deutlich, dass einige Personengruppen ein besonders hohes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben. Nach neuesten Erkenntnissen ist nun klar: Neben dem Lebensalter spielen vor allem bestimmte Erkrankungen und deren Behandlung eine entscheidende Rolle. So hatten laut der Analyse eines US-Netzwerkes rund 90 Prozent der hospitalisierten Patienten, bei denen eine SARS-CoV-2-Infektion einen schwerwiegenden oder tödlichen Verlauf nahm, mindestens eine zusätzliche Erkrankung. Dazu zählten neben chronischen Lungenerkrankungen auch kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus, Nierenkrankheiten oder neurologische Erkrankungen. In vielen Fällen gibt es mittlerweile jedoch auch Entwarnung. (Erkältung oder Corona? Regelmäßiges Lüften im Winter hilft Infektionen vorzubeugen)
Vorerkrankungen und Corona: Vor allem ältere Menschen gehören zur Risikogruppe
Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) steigt das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf ab einem Alter von etwa 50 bis 60 Jahren deutlich an. Kranke im Alter zwischen 75 und 84 Jahren haben nach Angaben des Deutschen Ärzteblatts das höchste Risiko, auf der Intensivstation behandelt werden zu müssen. Schuld daran könnte neben dem gehäuften Auftreten verschiedener Vorerkrankungen in dieser Altersgruppe vor allem das weniger gut reagierende Immunsystem sein.
Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen gehören auch nach neuesten Erkenntnissen zur Risikogruppe mit potenziell schweren Krankheitsverläufen. So kann eine Infektion mit dem Corona-Virus das bereits geschädigte Herz-Kreislauf-System zusätzlich belasten.
Risikogruppen: Patienten mit Adipositas und Diabetes häufig betroffen
Auch übergewichtige Menschen erkranken nach einer Infektion mit dem Coronavirus im Schnitt häufiger schwer. Vor allem adipöse Patienten, die an einer chronischen Atemwegserkrankung wie Asthma bronchiale leiden, sind besonders oft betroffen. In verschiedenen Studien stellten Wissenschaftler fest, dass überschüssiges Fettgewebe bei übergewichtigen Menschen die Atemwege verengt, wodurch das Atmen schwerer fällt und Entzündungen begünstigt werden. Zudem leiden Übergewichtige oft an Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck, die ebenfalls das Risiko für schwere Krankheitsverläufe steigern. (Covid-19 bei Asthma bronchiale und Adipositas gefährlich)
Die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus gilt in Kombination mit anderen Begleiterkrankungen und einem hohen Alter laut dem Deutschen Ärzteblatt als Hauptrisikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf. Doch woran liegt das? Bei Diabetikern ist die Wirksamkeit des Hormons Insulin eingeschränkt, welches eine wichtige Rolle im Zuckerstoffwechsel spielt. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer sogenannten Insulinresistenz. Die beim Diabetes erhöhte Insulinresistenz wirkt sich auch nachteilig auf das Immunsystem aus. So haben Diabetiker nicht nur generell ein höheres Risiko, an Infektionen zu erkranken, sondern auch daran zu versterben.
Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale und COPD: Therapie keinesfalls absetzen
Da besonders die Lunge durch eine Erkrankung mit dem Corona-Virus in Mitleidenschaft gezogen wird, waren zu Beginn der Pandemie besonders Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen verunsichert. Das Risiko, als Asthma-Patient schwer an Corona zu erkranken, ist jedoch nach neuesten Erkenntnissen nur gering erhöht. Entwarnung gibt es vor allem für Asthmatiker, deren Behandlung gut eingestellt ist. So kann eine erfolgreiche Asthma-Therapie das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs nachweislich reduzieren. Von einer Unterbrechung der medikamentösen Behandlung raten Experten daher strikt ab. Denn: Eine Verschlechterung der Asthma-Beschwerden hängt sehr wahrscheinlich mit einem schweren COVID-19-Verlauf zusammen. (Allergie oder COVID-19? Was Sie jetzt über das Coronavirus wissen müssen)
Anders sieht die Situation bei Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) aus: So belegen mehrere Studien, dass COPD-Patienten bei einer Infektion mit dem Coronavirus ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Da die Lungenschleimhaut bei ihnen bereits geschwächt ist, kann das Immunsystem die Viren schlechter bekämpfen. Dringen die Erreger tief in die unteren Atemwege vor, ist Gefahr einer schwerwiegenden Lungenentzündung groß. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, ist es daher wichtig, die Lungenerkrankung optimal weiter zu behandeln. Lungenärzte raten ihren Patienten daher, die inhalative Therapie in Absprache mit dem behandelnden Arzt unbedingt fortzuführen. (Asthma und COPD: 5 gute Gründe, sofort mit dem Rauchen aufzuhören)
Vorerkrankungen und Corona: Für diese Gruppen gibt es Entwarnung
Auch Patienten, die immunsupprimierende oder immunmodulierende Medikamente einnahmen, fürchten sich oft vor einem schweren Verlauf. Diese Medikamente kommen unter anderem bei Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Psiorasis (Schuppenflechte) und Multipler Sklerose zum Einsatz. Doch verschiedene wissenschaftliche Studien geben mittlerweile Entwarnung: Je besser die Therapie eingestellt und die Grunderkrankung kontrolliert ist, umso milder fallen auch die Krankheitsverläufe bei einer Infektion mit dem Corona-Virus aus.
Ebenfalls gibt es für schwangere Frauen und ungeborene Babys Entwarnung. So haben Schwangere nach Angaben der Welt Gesundheitsorganisation (WHO) kein höheres Risiko, an SARS-CoV-2 zu erkranken. Zudem verliefen die meisten COVID-19-Erkrankungen während der Schwangerschaft mild und ohne erkennbare Einflüsse auf das Ungeborene.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.