Heuschnupfen: Auslöser und Behandlung – Alles, was Sie über allergische Rhinitis wissen müssen

Im Frühling und Sommer leiden Sie unter Schnupfen und Atembeschwerden? Grund dafür könnte eine Pollenallergie sein. Erfahren Sie alles zu Ursachen, Auslösern, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten von Heuschnupfen.
- Nicht nur bei Erwachsenen, auch bei Kindern ist Heuschnupfen ist weit verbreitet.
- Vor allem im Frühling leiden Pollenallergiker unter Schnupfen, geröteten Augen und Niesreiz.
- Mit einem Allergietest lässt sich feststellen, gegen welche Pollen Betroffene allergisch reagieren.
Berlin – Steht der Frühling vor der Tür, ist das für viele Menschen ein Grund zur Freude. Für Allergiker ist diese Zeit jedoch kein Spaß – wenn die Pollen wieder fliegen, leiden sie unter Heuschnupfen. Die Nase läuft, die Augen jucken und immer wieder heftige Niesattacken – Heuschnupfen gehört zu den häufigsten Allergien in Deutschland, etwa 25 Prozent der Erwachsenen sind hierzulande davon betroffen.
Heuschnupfen: Das steckt hinter einer allergischen Rhinitis
Heuschnupfen, auch Pollenallergie oder Pollinosis genannt, wird durch umherfliegenden Blütenstaub ausgelöst. Wirbeln die Pollen durch die Luft führt das bei manchen Menschen zu einer empfindlichen Überreaktion. Vor allem im Frühling und Sommer (April bis August) macht der Blütenstaub vielen Menschen das Leben schwer. Aber auch in den Wintermonaten (Februar bis März) bleiben Allergiker nicht verschont.
Bei einer Allergie reagiert der Körper überempfindlich auf bestimmte Allergene in der Umwelt. Diese Allergene befinden sich in Pollen von Gräsern, Bäumen, Sträuchern, Kräutern und Getreide. Gelangen die Pollen auf die Schleimhäute in Nase, Mund und Rachen, löst das bei Allergikern eine heftige Reaktion des Immunsystems aus.
Heuschnupfen: Wie entsteht eine Pollenallergie?
Trifft der Körper zum ersten Mal auf das Allergen, treten normalerweise noch keine Symptome auf. Erst bei erneutem Kontakt reagiert das Immunsystem von Allergikern empfindlich. Grund dafür ist, dass der Körper, die in den Pollen enthaltenen Eiweiße als gefährlich einstuft. Das führt zu einer ganzen Kette an Reaktionen: Zunächst setzt das Immunsystem Antikörper, Immunglobuline (Ige-Antikörper), frei.
Diese binden sich an sogenannte Mastzellen, die beim nächsten Kontakt mit dem Allergen verschiedene Gewebshormone produzieren, um die „Eindringlinge“ zu bekämpfen. Unter diesen Hormonen ist auch der Botenstoff Histamin, der verantwortlich ist für die typischen Symptome einer allergischen Reaktion.
Allergische Rhinitis: Auch die Gene spielen eine Rolle
Häufig tritt eine Pollenallergie bereits im frühen Alter auf – in vielen Fällen macht sie sich bereits bei Kleinkindern oder Jugendlichen bemerkbar. Laut dem Allergieinformationsdienst des Helmholtz-Zentrum Münchens, dessen Vorsitzende seit 2019 Kerstin Günther ist, spielt bei der Entstehung einer Allergie vor allem die genetische Veranlagung eine Rolle. So erkranken Kinder von Allergikern mit höherer Wahrscheinlichkeit an Heuschnupfen verglichen mit Kindern ohne genetische Veranlagung.
Ausgelöst wird eine Pollenallergie meist durch komplizierte Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Genen. Zu den Risikofaktoren gehören Umwelteinflüsse wie eine hohe Luftverschmutzung und Zigarettenrauch. Forscher vermuten auch, dass hohe Hygiene-Standards dafür verantwortlich sind, dass immer mehr Menschen unter einer Allergie leiden. Grund dafür scheint zu sein, dass das Immunsystem nicht ausreichend mit den Allergenen in Kontakt kommt und daher nicht genügend trainiert ist.
Weitere Risikofaktoren sind:
- Lebensstil: Eine ungesunde Ernährung kann das Risiko, eine Allergie zu entwickeln, deutlich erhöhen. Demnach steht nicht nur ein hoher Konsum von fettigen Lebensmitteln, sondern auch andauernder Stress mit der Entstehung einer Allergie im Zusammenhang.
- Stillen: Kinder, die nicht gestillt wurden, haben ein erhöhtes Allergie-Risiko. Ärzte empfehlen daher, Säuglinge mindestens 4 Monate lang zu stillen.
Heuschnupfen: Das sind die Symptome
Jeder Allergiker reagiert anders auf Pollen - wie stark die Beschwerden ausfallen hängt dabei maßgeblich von der Pollenkonzentration und dem Wetter ab. So sorgen Wind und trockenes Klima dafür, dass sich Pollen weit verbreiten können. Regnet es, kann der Blütenstaub nur schwer umherfliegen – daher ist die Zeit nach dem Regen meist angenehmer für die Patienten. Verschiebt sich beispielsweise im Laufe der Jahre der Zeitpunkt des Erblühens einer bestimmten Pflanze immer weiter Richtung Jahresbeginn, sagt das viel über die Veränderungen des Klimas*.
Im Unterschied zu einer Hausstauballergie, bei der Betroffene das ganze Jahr beeinträchtigt sind, treten die Beschwerden bei Heuschnupfen nur saisonal auf. Allergiker leiden vor allem im Frühling und Sommer unter heftigem Schnupfen, Niesattacken und fühlen sich häufig schlapp und müde.
Typische Symptome bei Heuschnupfen sind:
- Schnupfen, laufende und verschnupfte Nase
- Häufiger Niesreiz und Niesattacken
- Tränende, juckende und entzündete Augen (allergische Bindehautentzündung)
- Brennen und Jucken im Mund, Hals und Rachen
- Hustenreiz
- Hautreaktionen wie Schwellungen, Ekzeme und Ödeme
Weitere Beschwerden bei Heuschnupfen sind:
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Schlechter Schlaf
- Appetitlosigkeit
Heuschnupfen: Weitere Folgen möglich
Müdigkeit, fehlende Aufmerksamkeit und Niesattacken – Auch im Alltag haben Pollenallergiker oft mit den allergischen Beschwerden zu kämpfen. Treten die Symptome beispielsweise während des Autofahrens auf, kann dies gefährlich werden. Häufig beeinträchtigen die Symptome Konzentration und Aufnahmefähigkeit. Daher sollten auch Betroffene, die nur milde Anzeichen haben, die Allergie unbedingt behandeln lassen.
Bleibt die Pollenallergie über längere Zeit unbehandelt, kann das zu chronischen Folgeerkrankungen führen. Etwa jeder dritte bis vierte Heuschnupfen-Patient entwickelt im Laufe seines Lebens ein allergisches Asthma. Zu den ersten Anzeichen der chronischen Krankheit gehören leichter, trockener Husten und Schwellungen der Nasenschleimhäute. Diese Symptome werden durch Überempfindlichkeiten der Bronchien und Nasennebenhöhlen ausgelöst.
Heuschnupfen: Auch Kreuzreaktionen möglich
Manche Menschen entwickeln eine sogenannte Kreuzreaktion, bei der sich die Allergie auch auf Nahrungsmittel ausweitet. Dabei treten die Beschwerden nicht nur gegenüber Pollen auf, sondern auch beim Verzehr von rohen Lebensmitteln. Ausgelöst wird die allergische Reaktion von den in den Nahrungsmitteln enthaltenen Eiweißen. Diese stuft der Körper, genau wie die Pollen, als gefährlich ein. Es kommt zu einer allergischen Überreaktion des Immunsystems.
Häufige Kreuzreaktionen treten bei Allergien gegen Frühblüher wie Birke, Erle und Hasel auf. In diesem Fall reagieren Betroffene oft auch auf Nüsse (Walnüsse, Erdnüsse und Haselnüsse) und verschiedene Obstsorten mit allergischen Symptomen. Auch Patienten, die an einer Gräserallergie leiden, entwickeln häufig Symptome nach dem Genuss von Hülsenfrüchten oder Getreidemehl.
Heuschnupfen: So wird die Diagnose allergische Rhinitis festgestellt
Wer unter typischen Symptomen wie Niesattacken, geröteten Augen und Schnupfen leidet, sollte einen Arzt aufsuchen. Denn neben Bäumen, Gräsern, Sträuchern und Kräuter können auch Tierhaare, Schimmelpilze und Hausstaubmilben ähnliche Beschwerden hervorrufen. Doch auch eine Erkältung kann hinter den Beschwerden stecken. Bleiben die Symptome über längere Zeit bestehen oder treten immer wieder auf, spricht das für eine Pollenallergie.
Ein Facharzt für Allergologie kann mithilfe verschiedener Tests andere Ursachen ausschließen und eine genaue Diagnose stellen. Ziel der Allergietests ist es, herauszufinden, gegen welche Pollenarten Sie allergisch sind. Dazu gehören:
- Hauttest oder Pricktest: Bei diesem Test trägt der Arzt das Allergen direkt auf die Haut auf. Im nächsten Schritt ritzt er die Stelle leicht an, damit es unter die Haut gelangt. Bilden sich Quaddeln oder Hautausschlag, ist das ein Zeichen für eine Allergie.
- Bluttest: Bei einer Untersuchung des Bluts kann der Arzt feststellen, ob der Körper bereits spezielle Antikörper gegen die Allergene entwickelt hat.
- Provokationstest: Wer keinen Verdacht hat, auf welche Pollen er allergisch reagiert, kann einen Provokationstest durchführen. Bei diesem Test trägt er Arzt die möglichen Allergene direkt auf die Schleimhäute auf. Durch den Kontakt provoziert er so eine allergische Reaktion. Bei einem nasalen Provokationstest gibt der Arzt das Allergen auf die Nasenschleimhaut. Treten in Folge Schwellungen, Niesen und Schnupfen auf, spricht das für eine Allergie.
Heuschnupfen behandeln – So geht es richtig
Wer unter Heuschnupfen leidet, sollte versuchen, allergieauslösende Pollen zu vermeiden. Da das jedoch vor allem in den Frühlings- und Sommermonaten nahezu unmöglich ist, können Betroffene auf verschiedene Mittel und Medikamente zurückgreifen. In Apotheken und beim Arzt erhalten Allergiker Produkte auf Basis verschiedener Wirkstoffe, die Symptome lindern oder weitestgehend unterdrücken.
Bisher kann Heuschnupfen nicht geheilt werden, lediglich die Symptome lassen sich behandeln. Diese Medikamente gegen akute Beschwerden können helfen:
- Antihistaminika: Der Wirkstoff ist in Tabletten- oder Spray-Form erhältlich. Die sogenannten Histamin-Blocker verhindern eine Reaktion des Botenstoffs Histamins – so können die typischen Symptome nicht entstehen.
- Cortison: Nasensprays und Tabletten mit Cortison unterdrücken Entzündungen, ausgelöst durch die Allergie, im Körper. Schon frühzeitig sollten Betroffene den Wirkstoff zu sich nehmen, da sie erst nach einiger Zeit zu wirken beginnen.
- Zu den weitere Medikamenten gehören Chromone (Mastzellenstabilisatoren), Leukotrienrezeptorenantagonisten und abschwellende Nasentropfen und –sprays.
Treten die Symptome über mehrere Jahre hinweg auf oder leiden Patienten dauerhaft unter schlechten Schlaf, kann das die Lebensqualität stark beeinträchtigen. In diesem Fall rät der Arzt meist zu einer Hyposensibilisierung, auch spezifische Immuntherapie (SIT) oder Desensibilisierung genannt. Bei dieser Therapie spritzt der Facharzt über mindestens drei Jahre hinweg einmal wöchentlich das Allergen. Ziel der Behandlung ist es, das Immunsystem an die Pollen-Allergene zu gewöhnen. Eine Desensibilisierung kann auch in Tabletten oder Tropfenform eingenommen werden, diese ist jedoch meist nicht so erfolgreich wie die Therapie in der Arztpraxis.
Alle Informationen zur Diagnostik und Therapie der allergischen Rhinitis finden Fachärzte und Patienten in der Leitlinie „Allergologie und klinische Immunologie“ der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI).
Heuschnupfen: Wann ist Pollensaison?
Die folgende Übersicht zeigt, welche Pollen zu den häufigsten Allergieauslösern gehören und wann sie fliegen:
Pflanze | Hauptmonat des Pollenflug |
Hasel | Februar |
Erle | März |
Birke | April |
Buche | Mai |
Eiche | Mai |
Esche | Mitte April bis Mitte Mai |
Gräser | Mitte Mai bis Mitte August |
Beifuß | Mitte Juli bis Ende August |
Ambrosia | September |
Heuschnupfen: Immer längere Pollensaison
Immer mehr Menschen weltweit leiden unter einer Allergie. Auch die Verbreitung von Heuschnupfen nimmt immer weiter zu. Grund dafür ist unter anderem die stetig breiter werdende Pollenvielfalt. Durch die Globalisierung und den Klimawandel verändert sich nicht nur das menschliche Verhalten, auch die Natur ist davon betroffen. Blühten vor einigen Jahren nur wenige Pflanzen in den Wintermonaten, sind es mittlerweile immer mehr, die Allergikern das Leben schwer machen. Ein milderes Klima führt dazu, dass die Pflanzen früher und länger blühen, damit verlängert sich auch der Pollenflug. Für viele Menschen bedeutet dies eine längere Pollensaison.
Eine weitere Ursache ist die zunehmende Umweltverschmutzung. Schadstoffe in der Luft beeinflussen den Stoffwechsel der Pflanzen, wodurch diese mehr Pollen produzieren. Auch die Einführung neuer Sorten, wie der aus Amerika stammenden Ambrosia, erhöhen das Allergie-Potenzial in der Bevölkerung.
Heuschnupfen: Tipps für Allergiker
Nicht nur mit Medikamenten können Allergiker die lästigen Heuschnupfen-Symptome vorbeugen. Um tränende Augen, Niesattacken und allergischen Schnupfen zu lindern, können folgende Tipps helfen:
- Bringen Sie Pollenschutzgitter an den Fenstern an: Vor allem im Frühling fliegen besonders viele Pollen in der Luft umher, um trotzdem regelmäßig lüften zu können, können Pollenschutzgitter an den Fenstern helfen. Diese halten die Pollen draußen, ohne dass Sie auf frische Luft verzichten müssen.
- Wechseln Sie Ihre Kleidung nicht im Schlafzimmer: Beim Ausziehen wirbeln die Pollen durch die Luft und können sich so in der Wohnung verteilen.
- Machen Sie Urlaub im Frühling und in Regionen mit weniger Pollenflug - für Allergiker eignen sich vor allem das Meer und die Berge als Urlaubsziel.
- Waschen Sie sich vor dem Schlafengehen die Haare – das verhindert, dass die Pollen in ihr Bett gelangen und ihnen nachts Probleme bereiten.
- Vermeiden Sie Sport im Freien – so setzen Sie Ihren Körper nicht unnötig einer hohen Pollenkonzentration aus.
- Lüften Sie zu pollenarmen Zeiten – also am Abend oder frühen Morgen, dann können die Pollen nicht in die Wohnung gelangen.
*24garten.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.