Schimmelpilzallergie: Ursachen, Symptome und Behandlung – das sollten Allergiker beachten
Schimmelpilze wachsen fast überall. Besonders in geschlossenen Räumen können Sporen und Bruchstücke von Schimmelpilzorganismen allergische Reaktionen auslösen. Erfahren Sie alles zu Symptomen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Schimmelpilzallergie.
- Eine Schimmelpilzallergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf Allergene in den Sporen von Schimmelpilzen
- Schimmelpilzallergie-Symptome zeigen sich meist im Bereich der Atemwege, der Haut und des Magen-Darm-Trakts
- Neben der Allergenkarenz können Medikamente und eine Hyposensibilisierung bei Schimmelpilzallergie helfen
Berlin – Bei einer Schimmelpilzallergie reagiert das Immunsystem von Betroffene übermäßig auf Allergene in den Schimmelpilzsporen oder in Bruchstücken von abgestorbenen Schimmelpilzorganismen. Die Bandbreite der Schimmelpilz-Allergene ist groß: Laut der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) in Berlin konnten bisher etwa 107 Allergene aus rund 43 verschiedenen Pilzarten identifiziert werden. Da sich Schimmelpilzsporen durch die Luft verbreiten, zählen sie zum Typ der Inhalationsallergene. Neben allergischen Reaktionen können Schimmelpilze auch eine Vielzahl von Krankheiten auslösen oder verschlimmern.
Schimmelpilzallergie: Schimmelpilze in der Natur
Bei einer Schimmelpilzallergie reagieren Betroffene auf die Sporen der Pilze. Grundsätzlich kommen Schimmelpilze überall vor, wo Feuchtigkeit und organisches Material zu finden sind. Besonders gut gedeihen Schimmelpilze bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent und einer Temperatur von über 20 Grad Celsius. Diese Idealwerte werden vor allem in den Sommer- und Herbstmonaten erreicht, weshalb die Schimmelpilzsporenkonzentration der Außenluft in dieser Zeit am höchsten ist. Schimmelpilze sind Teil unserer Umwelt: In der Natur kommen sie zum Beispiel in großer Zahl in der Erde, in Komposthaufen und auf Holz vor. Gemeinsam mit anderen Pilzarten und Bakterien spielen sie eine wichtige Rolle im Stoffkreislauf der Natur, da sie für Verrottung von organischem Material verantwortlich sind.

Forscher gehen davon aus, dass der zunehmende Kohlenstoffdioxidgehalt der Luft und der dadurch verursachte Klimawandel das Schimmelpilzwachstum verstärken. Wie ECARF verweist, zeigen Studien, dass bestimmte Schimmelpilzarten in einer Umgebung mit erhöhtem CO2-Gehalt mehr Sporen ausscheiden, die noch dazu allergener wirken, als in einer CO2-armen Umgebung.
Schimmelpilzallergie: Ursachen für Schimmelpilze in Räumen
Auch in Häusern und Wohnungen können Betroffene einer Schimmelpilzallergie Probleme bekommen. In der Regel siedeln sich Schimmelpilze in feuchten und schlecht durchlüfteten Räumen wie dem Keller, dem Badezimmer und dem Schlafzimmer an. Besonders häufig bilden sich Schimmelpilze aufgrund schlecht isolierter Außenwände, Wärmebrücken oder nicht erkannter Feuchtigkeitsschäden im Mauerwerk - zum Beispiel hinter Tapeten, Holzverschalungen und unter Fliesen. Schlechte Durchlüftung, Kondenswasserbildung oder zu eng an den Außenwänden stehende Möbel können das Schimmelpilzwachstum begünstigen. Auch in Klimaanlagen und Luftbefeuchtern fühlen sich Schimmelpilze wohl. Diese sollten regelmäßig auf Pilzbefall kontrolliert werden, ebenso wie Waschmaschinen, Bettmatratzen und Polstermöbel.
Schimmelpilzallergie: Schimmelpilze in Nahrungsmitteln
Schimmelpilze sind allgegenwärtige Bewohner auf Nahrungsmitteln. Da sich die mikroskopisch kleinen Pilzsporen sehr schnell über die Luft verbreiten, befallen sie jedes offenstehende Nahrungsmittel. Besonders häufig sind jedoch Brot, Käse und Obst betroffen. Auf Nahrungsmitteln finden die Sporen ausreichend Nährstoffe und Feuchtigkeit zum Auskeimen. Die an der Oberfläche sichtbaren Spuren des Pilzbefalls, der Schimmelrasen, sind nur die Sporenträger. Der Schimmelpilz durchzieht mit feinsten und für den Menschen unsichtbaren Fäden (Hyphen) das gesamte Lebensmittel. Da Pilze für den Menschen gefährliche Gifte, sogenannte Mykotoxine, produzieren, sollten schimmelige Stellen nicht herausgeschnitten, sondern Nahrungsmittel als Ganzes entsorgt werden. Die Ausnahme bilden einigen Käsesorten sowie bestimmte Wurstsorten, bei denen Schimmel als erwünschter Geschmacksträger dient.
Schimmelpilzallergie: Das sind die Symptome
Da Schimmelpilzsporen in erster Linie eingeatmet werden, zeigen sich die Symptome einer Schimmelpilzallergie vor allem im Bereich der Atemwege. Allergische Personen können auf die Sporen mit folgenden Symptomen reagieren:
- Husten und Verschleimung der Atemwege
- Niesreiz
- Verstopfte, juckende Nase
- Fließschnupfen
- In schweren Fällen: Akute Atemnot, allergisches Asthma
Besonders ungünstig ist eine Schimmelpilzallergie für Asthmatiker. Sie kann eine bereits bestehende Asthma-Erkrankung verschlimmern. Neben den Atemwegen können bei einer Schimmelpilzallergie auch die Augen betroffen sein. Schimmelpilzsporen können die Schleimhäute der Augen irritieren und zu Juckreiz, Rötungen und Tränen führen. Bei sensibilisierten Menschen kann der Kontakt mit Schimmelpilzsporen auch einen Neurodermitisschub oder Hautausschläge auslösen. Auch Nesselsucht wurde bereits als allergische Reaktion auf Pilzsporen beobachtet.
Neben dem Einatmen von Schimmelpilzsporen kann auch der Verzehr verdorbener Lebensmittel zu einer allergischen Reaktion führen. Diese zeigt sich vor allem im Bereich des Magen-Darm-Trakts durch Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Erbrechen und Übelkeit.
Schimmelpilzallergie: So erfolgt die Diagnose
Da es eine Vielzahl von Schimmelpilzallergenen gibt, ist die Diagnose einer Schimmelpilzallergie nicht einfach. In der Regel erfolgt sie in mehreren Schritten: Zunächst befragt der Arzt in der Anamnese den Patienten zur Krankengeschichte und dem häuslichen und beruflichen Umfeld, um mögliche Allergene einzugrenzen. Dabei kann ein Symptom-Tagebuch helfen. Zur Abklärung einer bestehenden Schimmelpilzallergie werden anschließend ein Hauttest und ein Bluttest durchgeführt. Letzterer dient meist dazu, das Ergebnis des Hauttests zu bestätigen. Beide Tests zeigen jedoch nur eine Allergiebereitschaft für einen bestimmtes Allergen und können keine Allergie beweisen. Zudem weichen die Ergebnisse von Haut- und Bluttests bei einer Schimmelpilzallergie häufig voneinander ab. Hintergrund ist, dass die anpassungsfähigen Schimmelpilze stark mutieren und somit immer wieder neue Eiweißstrukturen bilden, die für den Allergietest wichtig sind. Viele Schimmelpilzallergiker zeigen außerdem auch allergische Reaktionen auf andere Allergene in der Luft wie Milben oder Pollen, weshalb in den meisten Fällen ein Provokationstest als drittes Diagnoseverfahren herangezogen wird. Bei diesem Verfahren werden kleinste Allergenmengen auf die Schleimhaut aufgetragen und im Anschluss die Reaktion des Körpers beobachtet.
Schimmelpilzallergie behandeln: Allergene meiden
Die Therapie einer Schimmelpilzallergie basiert meist auf einem mehrstufigen Konzept. Als effektivster „Behandlungsschritt“ gilt, den Allergieauslöser möglichst zu beseitigen oder weitgehend meiden. Die Allergenvermeidung (Allergenkarenz) ist besonders wichtig, wenn Schimmelpilze in geschlossenen Räumen vorkommen. Diese sollten regelmäßig und ausreichend lange gelüftet werden, sodass die Luftfeuchtigkeit idealerweise 60 Prozent nicht übersteigt. Größere Möbelstücke sind mit etwas Abstand zur Außenwand zu platzieren. Zudem sollten Schimmelpilzallergiker besser auf Zimmerpflanzen verzichten und möglichst frische Lebensmittel konsumieren, da sich Schimmelpilzsporen vermehrt in Pflanzenerde und in Bioabfällen tummeln. Sofern der Schimmelpilz die Bausubstanz eines Gebäudes angegriffen hat, muss diese unbedingt saniert werden. Befallene Tapeten oder Verschalungen müssen entfernt und feuchte Mauern getrocknet werden. Gegebenenfalls ist sogar eine Umstellung der Ernährung empfehlenswert. Um einer Mangelernährung vorzubeugen, sollten Ernährungsumstellungen immer von einem Arzt oder einem geschulten Ernährungsberater begleitet werden.
Schimmelpilzallergie: Behandlung durch Medikamente
Medikamente können die Ursachen der Schimmelpilzallergie nicht beseitigen. Sie helfen aber, die Symptome der Allergie zu lindern. Besonders wirksam sind antihistaminhaltige Nasensprays und Augentropfen. Antihistaminika können auch systemisch, also in Tablettenform eingenommen werden, um Symptome am ganzen Körper zu reduzieren. Stellt sich bei stark sensibilisierten Personen keine Besserung der Beschwerden ein, können cortisonhaltige Medikamente die Antihistaminika-Therapie ergänzen.
Die einzige Möglichkeit, die Ursache einer Schimmelpilzallergie zu behandeln, ist die Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie). Voraussetzung für diese Therapieform (auch „Desensibilisierung“) ist, dass Allergene genau bekannt sind. Bei einer Hyposensibilisierung werden über einen längeren Zeitraum langsam steigende Dosen des allergieauslösenden Stoffes verabreicht, sodass das Immunsystem eine Toleranz gegenüber dem Allergen entwickeln kann. In der Regel dauert diese Therapie zwei bis drei Jahre.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.