Provokationstest: Wie er funktioniert und was er aussagt – alles über Kosten und Indikationen
Beim Provokationstest werden Allergie-Symptome gezielt durch einen Arzt hervorgerufen, um herauszufinden, auf welches Allergen der Patient reagiert. Lesen Sie alles zu Durchführung, Aussage und Risiken des Tests.
- Bei einem Provokationstest ruft der Arzt durch Gabe von Allergenen gezielt allergische Reaktionen hervor
- Der Test bestätigt oder widerlegt einen Allergieverdacht und erhöht somit die Sicherheit der Diagnose
- Die häufigsten Provokationstests sind der nasale und der orale Provokationstest
Berlin – Zur Diagnose von Allergien setzen Ärzte unterschiedliche Verfahren ein. Nach dem Anamnese-Gespräch werden häufig ein Hauttest und/oder ein Bluttest zur Bestimmung des allergischen Geschehens im Körper und zur Identifizierung von Allergieauslösern durchgeführt. Liefern diese Tests keine übereinstimmenden Ergebnisse, kann die Durchführung eines Provokationstests die Diagnose unterstützen.
Beim Provokationstest werden allergietypische Symptome durch Verabreichen eines vermuteten Allergens gezielt hervorgerufen. Je nach Kontaktweg lassen sich die Tests in nasale, orale und inhalative Provokationstests unterteilen. Die Kosten der Tests tragen bei Kindern, Babys und Erwachsenen die Krankenkassen.

Provokationstest: Kontakt mit Allergenen aus der Luft
Der Kontakt mit Allergenen aus der Luft (Inhalationsallergene) löst vor allem im Bereich der Nase, der Augenbindehaut und der Lunge allergische Reaktionen aus. Inhalationsallergene spielen z.B. bei einer Pollenallergie, einer Schimmelpilzallergie, einer Hausstauballergie oder Tierhaarallergien (z.B. Katzenhaarallergie oder Pferdehaarallergie) eine Rolle. Beim nasalen Provokationstest nimmt der Betroffene eine Allergielösung in Form eines Nasensprays über eines der Nasenlöcher auf. Anschließend untersucht der Arzt den Betroffenen in einer Rhinomanometrie auf Symptome des allergischen Schnupfens, wie:
- Niesreiz
- Fließschnupfen
- Anschwellen der Nasenschleimhaut
Darüber hinaus wird durch eine spezielle Atemmakse der Luftwiderstand beim Atmen durch die Nase gemessen. Der nasale Provokationstest gilt als sehr aussagekräftig, sollte allerdings nur von erfahrenen Ärzten durchgeführt und ausgewertet werden.
Beim konjunktivalen Provokationstest wird die allergischen Reaktion der Augen (allergische Konjunktivitis) auf Allergene getestet. Um diese zu provozieren, tröpfelt der Arzt eine Testlösung in den unteren Bindehautsack und untersucht die Reaktion nach 10 Minuten.
Bei allergischem Asthma wird die Wirkung von Allergenen aus der Luft auf die unteren Atemwege (Bronchien) durch den inhalativen Provokationstest überprüft. Dabei wird das Allergen inhaliert und anschließend eine Lungenfunktionsüberprüfung durchgeführt.
Provokationstest: Kontakt mit Allergenen über den Mund
Um eine Nahrungsmittelallergie auf bestimmte Lebensmittel oder Nahrungsmittel-Inhaltsstoffe wie Histamin nachzuweisen, greift der Arzt zum oralen Provokationstest (auch Nahrungsmittelprovokation). Hierbei nimmt der Betroffene langsam steigende Dosen des vermuteten Nahrungsmittelallergens zu sich und wird dabei vom Arzt auf Symptome untersucht. Um auszuschließen, dass subjektive Einflussfaktoren das Testergebnis verfälschen, wird der Test zusätzlich mit einem wirkungslosen Placebo-Präparat (Scheinpräparat) durchgeführt. Der Test beginnt meist mit einer sehr geringen Dosis des Nahrungsmittels- bzw. der Nahrungsmittelbestandteile und wird schrittweise gesteigert. Aus diesem Grund sind orale Provokationstests bei Nahrungsmittelallergien sehr aufwendig. Nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) in Berlin, des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA) sowie der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) kann der Provokationstest alleine nicht als beweisender Parameter einer Nahrungsmittelallergie gewertet werden. Ein mehrstufiges Vorgehen unter Einsatz eines Symptomtagebuchs und Durchführung einer ausführlichen Anamnese sind in jedem Fall wichtiger Bestandteil der Allergie-Diagnostik.
Auch bei Arzneimittelprovokationen wird das Medikament meist oral eingenommen oder als Injektion verabreicht. Arzneimittelallergien, etwa gegen Antibiotika, sind nur schwer über einen Hauttest oder Bluttest nachzuweisen, weshalb orale Provokationstests oft zum Einsatz kommen. Weil diese mit einigen Risiken verbunden sind und im schlimmsten Fall lebensbedrohliche Reaktionen hervorrufen können, sollten sie immer unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Zudem sollten Ärzte Nutzen und Risiko immer individuell abwägen.
Provokationstest: Sonderformen
Eine Sonderform des Provokationstests ist die Insektenstich-Provokation bei einer Insektengiftallergie, da sie nicht direkt zur Diagnose der Allergie eingesetzt wird. Eine Insektenstich-Provokation wird nach einer Hyposensibilisierung durchgeführt, um den Erfolg der Therapie zu überprüfen. Dabei wird ein allergieauslösendes Insekt zu einem Stich provoziert. Die erste Überprüfung wird meist sechs bis zwölf Monate nach dem Start der Hyposensibilisierung durchgeführt. Da auch hier ein erhöhtes Risiko für starke allergische Reaktionen, etwa einen lebensgefährlichen anaphylaktischen Schock, besteht, dürfen neben Arzneimittelprovokationstests auch Insektenstich-Provokationen nur in einer Klinik unter ärztlicher Aufsicht und entsprechender Notfallversorgung durchgeführt werden.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.