Immunsystem: Das passiert im Körper bei einer Allergie
Das Immunsystem schützt den Körper vor Keimen und Bakterien. Richtet sich das körpereigene Abwehrsystem jedoch fälschlicherweise gegen harmlose Stoffe wie Pollen oder Tierhaare, steckt häufig eine Allergie dahinter.
- Das Immunsystem ist in erster Linie dazu da, Krankheitserreger abzuwehren und den Körper vor fremden Stoffen zu schützen.
- Störungen des Immunsystems können von Infektionskrankheiten bis hin zu Allergien reichen.
- Es gibt insgesamt vier Allergietypen. Am verbreitesten hiervon ist der Sofortyp I.
München – Allergien, wie zum Beispiel Heuschnupfen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten, können Betroffenen das Leben erschweren: Triefende Nasen, Schnupfen und Atemprobleme sind nur einige der Symptome, mit denen Allergiker zu kämpfen haben. Doch was genau sind die Ursachen einer Allergie? Dafür ist es wichtig, die Grundlagen des Immunsystems zu verstehen und die verschiedenen Formen von Immunstörungen zu betrachten, zu denen auch Allergien zählen. Letztere wiederum lassen sich in vier Typen unterscheiden.
Immunsystem: Funktion als Schutzbarriere

Die Grundlagen des Immunsystems sind entscheidend, um zu verstehen, was bei einer Allergie im Körper genau passiert. Im Grunde ist das Immunsystem dafür da, Krankheitserreger abzuwehren und den Körper somit zu schützen. Ein starkes Immunsystem ist laut Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrum München in der Lage, gefährlich erscheinende Stoffe auszuschalten. Es ist außerdem dafür zuständig, bösartig mutierte Körperzellen, die beispielsweise für Krebs verantwortlich sind, zu bekämpfen. Erkrankt ein Mensch sehr oft, hat er meist ein eher schwaches Immunsystem. Wie häufig eine Krankheit auftritt und wie sie verläuft, hängt maßgeblich von der Stärke des Immunsystems ab.
Verschiedene Organe und Körpersysteme arbeiten eng mit dem Immunsystem zusammen, um Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Pilze, aus dem Organismus fernzuhalten. Wichtige Bestandteile des Immunsystems sind:
- Haut und Schleimhäute verhindern an der Körperoberfläche das Eindringen fremder Substanzen.
- Die Magensäure im Verdauungstrakt zersetzt unbrauchbare und giftige Stoffe, die über die Nahrung in den Körper gelangen.
- Enzyme im Speichel spalten Krankheitserreger und machen diese unschädlich.
Immunsystem: Aufbau und Wirkungsweise
Darüber hinaus setzt sich das Immunsystem aus Zellen, Antikörpern und Botenstoffen zusammen. Die Zellen sind die sogenannten Leukozyten (weiße Blutkörperchen), die sich im Blut frei bewegen, Antikörper bilden und maßgeblich an der Abwehr von Krankheitserregern beteiligt sind. Die Antikörper – auch Immunglobuline genannt – hemmen zusammen mit Antigenen die Wirkung dieser Krankheitserreger, indem sie schädliche Stoffe neutralisieren und zersetzen. Schließlich gibt es noch die Botenstoffe, die Informationen senden und Wirkstoffe ausschütten. Ein Beispiel hierfür ist der Botenstoff Histamin, der bei einer Allergie maßgeblich für die Entzündungsreaktionen des Körpers verantwortlich ist.
Immunsystem: Störung der Körperabwehr
Ist der Körper geschwächt, kann der körpereigene Abwehrmechanismus nicht optimal arbeiten. Erkrankungen wie Allergien, Infektionskrankheiten, Krebs und Immunschwächen (angeboren und erworben) sind die Folge. Infektionskrankheiten treten dann auf, wenn verschiedene Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Viren in den Körper gelangen und die Abwehrstoffe sie nicht effizient oder schnell genug zersetzen können. Das passiert, wenn das Immunsystem geschwächt ist, die Krankheitserreger bis unbekannt oder zu aggressiv wirken. Meist sind solche Infektionskrankheiten allerdings ungefährlich und machen sich in Form von Schnupfen und Erkältungen bemerkbar.
Leiden Patienten vermehrt unter Infektionskrankheiten kann eine angeborene Immunschwäche dahinterstecken. Diese sind jedoch sehr selten. Bei einer erworbenen Immunschwäche, wie eine HIV-Infektion, wird das Immunsystem von den HI-Viren angegriffen und so nachhaltig geschwächt. Betroffene leiden dadurch häufiger an Infektionen durch Erreger, die für den Körper normalerweise nur eine geringe Gefahr darstellen.
Eine Immunsuppression entsteht dadurch, dass Medikamente und Therapien das Immunsystem gänzlich oder in Teilen herunterfahren. Das ist beispielsweise bei Organtransplantationen zwingend notwendig, damit keine Immunantwort ausgelöst wird. Andernfalls würde der Körper das fremde Organ abstoßen. Die moderne Medizin versucht, das Immunsystem immer gezielter zu hemmen, damit es nicht zu sehr in seiner Funktion beeinträchtigt wird.
Immunsystem: Allergien als Immunstörung
Bei einer Allergie reagiert der Körper mit einer überschüssigen Reaktion auf eigentlich ungefährliche Stoffe wie Pollen, Tierhaare oder bestimmte Nahrungsmittel. Stuft der Körper die Stoffe als gefährlich ein, setzt er eine Immunreaktion in Gang, um die „Eindringlinge“ zu bekämpfen. Doch was genau passiert dabei im Körper?
Sobald die Allergene mit der Haut oder den Schleimhäuten in Kontakt kommen, lösen sich Peptide, also kleine Eiweiß-Verbindungen. Diese schaffen es dann durch die Haut in das Körperinnere und docken an den IgE-Antikörpern an, die wiederum mit Mastzellen verbunden sind. Mastzellen sind maßgeblich dafür verantwortlich, Botenstoffe wie Histamin zu speichern. Entsteht nun eine Verbindung aus Mastzelle, Allergen und IgE-Antikörper wird Histamin ausgeschüttet, das allergische Entzündungen wie Schwellungen, Juckreiz oder Quaddeln hervorruft.
Immunsystem: Unterschiedliche Allergietypen
Bei Allergien unterscheiden Mediziner zwischen Typ I bis IV. Bei Typ I bis III handelt es sich um Soforttypen, die durch Antikörper ausgelöst werden. Der häufigste Typ ist der sogenannte Soforttyp I, zu dem Allergien wie Heuschnupfen zählen. Bei Typ II handelt es sich um einen zytotoxischen Typ, bei der die Immunantwort körpereigene Zellen angreift, die sich mit den Allergenen verbunden haben. Auch hier tritt die allergische Reaktion des Immunsystems bereits nach wenige Minuten oder Stunden auf.
Der Immunkomplex-Typ (Allergietyp III), bei dem Allergene eine Bindung mit Antikörpern eingehen. Bereits nach einigen Stunden tritt die Immunreaktion ein, da die Leukozyten diese Verbindung zerstören wollen. Es kommt zu schweren Fieberbeschwerden und Hautausschlägen. Typische Allergene sind Medikamente oder Insektengifte. Typ IV ist eine sogenannte Spätallergie, da sie – wie der Name bereits vermuten lässt – erst Stunden oder Tage später allergische Reaktionen auslöst. Diese werden durch Immunzellen hervorgerufen und treten unter anderem bei Empfindlichkeiten gegenüber Tierhaaren, Nickel oder nach einer Organtransplantation auf.
Immunsystem stärken: Tipps und Beratung
Bei der Entstehung einer Allergie kommen meist verschiedene Faktoren zusammen. Vor allem die genetische Vorbelastung, aber auch Umwelteinflüsse wie starke Luftverschmutzung oder Zigarettenrauch können das Immunsystem schwächen und die Entwicklung einer allergischen Reaktion begünstigen. Wer sein Immunsystem stärken möchte, um Erkrankungen vorzubeugen, kann laut der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) versuchen mit der richtigen Ernährung, Sport und einem gesunden Lebensstil mögliche Erkrankungen vorzubeugen. Negativ auf das Immunsystem wirken sich Rauchen, sowie starkes Über- und Untergewicht aus.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.