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Laktoseunverträglichkeit: 11 häufige Irrtümer über die Nahrungsmittelintoleranz

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Von: Jasmina Deshmeh

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Ein Glas mit Milch steht in der Bildmitte vor einem dunklen Hintergrund (Symbolbild).
Wer auf Milch und Milchprodukte mit Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall reagiert, leidet vermutlich unter einer Laktoseintoleranz. Ganz tabu sind Milchprodukte deshalb meist aber nicht (Symbolbild). © imago images / photothek

Nie wieder Milchprodukte bei einer diagnostizierten Laktoseintoleranz? Milchzuckerunverträglichkeit ist eine Krankheit? Mythen zur Nahrungsmittelunverträglichkeit gibt es viele. Wir klären hier die häufigsten Irrtümer auf.

Hamburg – Milch enthält natürlicherweise Zucker, die Laktose. Sie setzt sich aus den Zuckermolekülen Galaktose und Glukose zusammen und wird bei laktosetoleranten Menschen im Dünndarm in diese beiden Bestandteil gespalten und über die Darmschleimhaut ins Blut aufgenommen. Bei Menschen, die nach dem Verzehr von Milchprodukten mit Verdauungsbeschwerden zu kämpfen haben, ist dieser Mechanismus gestört. Sie leiden an eine Laktoseintoleranz. In Deutschland sind Angaben des Bundeszentrum für Ernährung (BzfE) etwa 15 Prozent der Bevölkerung betroffen. Immer wieder kursieren Mythen und Halbwahrheiten über die Nahrungsmittelunverträglichkeit. Wir klären 11 Irrtümer über Laktoseintoleranz auf.

1. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Jeder Arzt kann die Diagnose stellen

Wer vermutet, keinen Milchzucker zu vertragen, sollte sich an einen Facharzt wenden. Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist der Allergologe oder ein Gastroenterologe. Für die Diagnose „Laktoseintoleranz“ wird die Ärztin oder der Arzt einen Wasserstoff-Atemtest durchführen. Blutzuckerbelastungstests, wie sie leider von einigen Hausärzten noch durchgeführt werden, sind nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg dagegen nicht aussagekräftig und als Diagnoseverfahren unzureichend! Auch eine Magen- oder Darmspiegelung kann eine Laktoseintoleranz nicht nachweisen.

2. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Wer unter der Unverträglichkeit leidet, darf keine Laktose mehr zu sich nehmen

Diese Annahme trifft in den meisten Fällen nicht zu! Denn bei einer Laktoseintoleranz handelt es sich um eine Kohlenhydratverwertungsstörung, die (ebenso wie Fruktosemalabsorption) nach Angaben des Allergieinformationsdienstes zu den nicht allergisch bedingten Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehört. Normalerweise wird Laktose im Darm vom körpereigenen Enzym Laktase in ihre Bestandteile Glukose (Traubenzucker) und Galaktose gespalten. Bei Menschen mit einer Milchzuckerunverträglichkeit ist die Aktivität des Enzyms gehemmt. In der Folge gelangt die Laktose unverdaut in den Dickdarm, wo sie von Bakterien der Darmflora verstoffwechselt wird. Dabei entstehen Gase, die Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen und Durchfälle hervorrufen können.

Wie viel Laktose noch vertragen wird, ist immer von der Enzym-Aktivität abhängig und damit von Mensch zu Mensch verschieden.*Jeder Laktoseintolerante hat seine eigene Toleranzgrenze und sollte, um Verdauungsbeschwerden vorzubeugen, darauf achten, diese nicht zu überschreiten.

3. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Lebensmittel mit Hinweisen wie „kann Spuren von Milch enthalten“ sollte man meiden 

Das Gegenteil ist der Fall! Tragen Produkte diesen Hinweis, können Verbraucher mit Laktoseintoleranz davon ausgehen, dass es sich um unbedenkliche Mengen Laktose handelt, so die Verbraucherzentrale. Der Hinweis ist nach der EU-Lebensmittelinformations-Verordnung Pflicht und richtet sich vor allem an Menschen mit einer Milcheiweißallergie (auch „Kuhmilchallergie“), bei denen schon kleinste Mengen Milch bzw. das darin enthaltene Milcheiweiß Probleme bereiten können.

4. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Trotzdem ist es sinnvoll, Milchprodukte zu meiden

Bestimmte Milchprodukte enthalten natürlicherweise keine oder kaum Laktose und können deshalb auch bei einer Laktoseintoleranz in vielen Fällen problemlos gegessen werden. Dazu zählen:

Zudem gibt es in den meisten Supermärkten mittlerweile eine Auswahl an laktosereduzierten oder hydrolysierten Milchprodukten, bei deren Herstellung die Laktose herausgefiltert oder durch Zugabe des Enzyms Laktase in die verträglicheren Bestandteile Glukose und Galaktose gespalten wurde.

5. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Ware mit dem Aufdruck „Laktosefrei“ enthält keinen Milchzucker

Nach den deutschen Kennzeichnungsvorschriften dürfen Hersteller Milchprodukte als „laktosefrei“ kennzeichnen, wenn diese weniger als 0,1 Gramm Laktose pro 100 Gramm oder 100 Milliliter Lebensmittel enthalten. Zudem muss der genaue Laktosegehalt auf der Verpackung angegeben werden. Rechtliche Vorgaben für die Kennzeichnung anderer Produkte gibt es bisher kaum. Verbraucherschützer kritisieren immer wieder, dass im Handel laktosefreie Spezialprodukte angeboten werden, deren Laktosegehalt sich kaum oder gar nicht von herkömmlichen Vergleichsprodukten unterscheidet. Das kann zu Verunsicherung führen und Verbraucher dazu veranlassen, unnötig Geld auszugeben.

6. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Steht Laktose nicht explizit in der Zutatenliste, ist auch keine drin

Nach der Lebensmittelinformationsverordnung / VO (EU) Nr. 1169/2011 muss Laktose als potenzielles Allergen im Zutatenverzeichnis genannt werden. Die Ausnahme: Sind Milch, Sahne, Süßmolkenpulver, Milcheiweiß oder Quark als Zutat aufgelistet, müssen Hersteller nicht nochmal auf den Laktosegehalt hinweisen. Denn nach Ansicht des Gesetzgebers ist davon auszugehen, dass Verbraucher wissen, dass es sich dabei um laktosehaltige Nahrungsmittel handelt.

7. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Lose Ware sollten Menschen mit Laktoseunverträglichkeit meiden

Die gute Nachricht für alle Verbraucher mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Nahrungsmittelallergien: Mittlerweile müssen auch bei unverpackten Lebensmitteln, zum Beispiel in Restaurants, an Verkaufstheken in Bäckereien, Metzgereien, in der Gemeinschaftsverpflegung oder auf Wochenmärkten Allergene (darunter auch Laktose) gekennzeichnet sein. Die Information muss entweder schriftlich, zum Beispiel über Schilder oder einen Aushang, oder mündlich durch die Mitarbeiter erfolgen. Bei mündlicher Auskunft müssen laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfe) schriftliche Hinweise auf die Auskunftsmöglichkeit hinweisen.

8. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Beim Verdacht auf die Unverträglichkeit sollte man Laktose vorsichtshalber meiden

Besser nicht. Wer glaubt, eine Laktoseintoleranz zu haben, sollte den Verdacht von einem Facharzt abklären lassen. Bei der Unverträglichkeit kann der Milchzucker zwar in größeren Mengen Probleme bereiten, gleichzeitig dient er laut Allergieinformationsdienst aber auch als Präbiotikum, das die Darmflora (das Mikrobiom) stärkt. Zudem sind Milchprodukte nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) der Calcium-Lieferant Nummer 1. Calcium benötigt der menschliche Körper vor allem für einen gesunden Knochenaufbau, Zähne und die Blutgerinnung sowie die Funktion jeder einzelnen Körperzelle. Wer sich vegan ernährt oder aufgrund einer Laktoseintoleranz oder Milcheiweißallergie keine oder nur wenig Milchprodukte essen kann, sollte auf calciumreiches Gemüse ausweichen.

9. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Milchzuckerhaltige Medikamente sind bei der Unverträglichkeit tabu

Nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg sind Medikamente mit geringem Laktosegehalt (in dem Fall meist Tabletten) für laktoseintolerante Menschen in der Regel kein Problem. Die Einnahme sollte aber immer mit einem Arzt abgestimmt werden.

10. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Nur Kuhmilch enthält Laktose

Milchzucker kommt in der Milch aller Säugetiere vor, also auch in Schafs- und Ziegenmilch sowie der menschlichen Muttermilch. Schafsmilchjoghurt wird laut Allergieinformationsdienst häufig trotzdem besser vertragen, da einen höheren relativen Fettgehalt hat. Das führt dazu, dass er langsamer vom Magen in den Darm wandert und der Dünndarm mehr Zeit hat, die Laktose zu spalten.

11. Irrtümer über Laktoseintoleranz: Die Milchzuckerunverträglichkeit ist eine Krankheit

Zwar spricht man bei einer Laktoseintoleranz von einer „Verwertungsstörung“, ursprünglich konnte die gesamte Menschheit im Erwachsenenalter aber keinen Milchzucker vertragen, so der Allergieinformationsdienst. Nur Säuglinge und Kleinkinder, die mit Muttermilch ernährt wurde, waren in der Lage die Laktose zu spalten. In den ersten Lebensjahren bildete sich die Aktivität des Enzyms Laktase dann zurück, weil es nicht mehr gebraucht wurde. Erst mit der Besiedelung nördlicher Gebiete und der Viehhaltung änderte sich das. Forscher aus Mainz gehen sogar davon aus, dass die Milchverträglichkeit auf eine Genmutation zurückzuführen ist. Auch heute noch gibt es in Europa die genetische Veranlagung, dass die Laktoseverträglichkeit im Laufe des Lebens abnimmt. *merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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