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Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie? Das ist der Unterschied

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Laura Knops

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Glutenunverträglichkeit, Zöliakie, Sprue: Immer mehr Menschen vertragen kein Gluten - doch was steckt dahinter? Unterschied und Informationen zu Therapiemöglichkeiten, Symptomen und Diagnose.

Mönchengladbach – Glutenfreie Produkte werden immer beliebter, denn immer mehr Menschen scheinen den Verzehr von Weizen und anderem Getreide nicht vertragen. Verdauungsbeschwerden, Konzentrationsprobleme oder Müdigkeit sind nur einige der möglichen Folgen. Die Ursachen dafür können sehr unterschiedlich sein und sind für Test und Diagnose wesentlich. Dennoch benutzen viele die verschiedenen Begriffe teilweise synonym. Zwischen einer Allergie, Zöliakie oder einer leichten Glutensensitivität bestehen jedoch grundlegende Unterschiede.

Ein Laib Brot und weitere Backwaren (Symbolbild).
Wer unter einer Glutenunverträglichkeit leidet, sollte Gluten weitestgehend meiden (Symbolbild). © picture alliance/dpa

Glutenunverträglichkeit und Zöliakie: Was ist der Unterschied?

Zöliakie, Sprue, Glutenunverträglichkeit, Glutensensitivität oder Weizenallergie? Laien fällt es nicht leicht, zu durchschauen, was der Unterschied zwischen den verschiedenen Fachbegriffen ist. Schnell kann bei diesem Durcheinander eine falsche Selbstdiagnose erfolgen. Das liegt nicht zuletzt an der ungenauen Verwendung der Begriffe in den Medien und unter Patienten. Aus medizinischer Sicht ist es jedoch meist recht eindeutig, ob und um welche Erkrankung es sich bei Betroffenen handelt. 

Glutenunverträglichkeit ist ein Oberbegriff über alle anderen genannten Symptome oder Krankheiten. Er benennt zugleich das Grundproblem dahinter: Weil Menschen Gluten nicht vertragen, erkranken sie. Auf welche Art und Weise sie Gluten nicht vertragen, ist von Krankheit zu Krankheit unterschiedlich. Derzeit zählen drei unterschiedliche Erkrankungen zum Oberbegriff Glutenunverträglichkeit: Zöliakie, Weizenallergie und Glutensensitivität.

Glutenunverträglichkeit und Zöliakie: Autoimmunerkrankung vs. Allergie

Die Zöliakie gehört zu den Autoimmunerkrankungen, deren Ursache ist eine Glutenunverträglichkeit. Inzwischen vermuten Wissenschaftler, dass die Darmwand der Betroffenen durchlässig für halbverdaute Glutenmoleküle ist. Das Gluten löst dann eine entzündliche Reaktion aus, weil sich die Antikörper gegen den eigenen Körper richten. In der Folge bilden sich die Darmzotten zurück. Durch die verringerte Oberfläche können Nährstoffe nicht mehr so gut aufgenommen werden und eine Mangelernährung droht.

Zöliakie wird auch als „Sprue“ bezeichnet. Es gibt darüber hinaus noch eine weitere Sprue, die wie eine stark ausgeprägte Zöliakie chronischen Durchfall verursacht: die tropische Sprue, die hierzulande jedoch äußerst selten ist. Weil die Zöliakie in Deutschland die häufigste Glutenunverträglichkeit ist, benutzen viele beide Begriffe sinngleich.

Glutenunverträglichkeit und Zöliakie: Die Weizenallergie und das Mysterium Sensitivität

Streng genommen ist eine Weizenallergie ebenso eine Glutenunverträglichkeit wie die Zöliakie. Sie ist jedoch keine Autoimmunerkrankung, sondern eine allergische Reaktion auf Bestandteile des Weizens. Dabei kann Gluten der Auslöser sein, sie kann jedoch auch andere Ursachen haben. Albumin und Globulin sind beispielsweise zwei weitere Proteine, die in Weizen enthalten sind und die Allergie auslösen können. Die Weizenallergie kann sowohl Verdauungstrakt (als Nahrungsmittelallergie) als auch Atemwege betreffen (Bäckerasthma).

Eine weitere Glutenunverträglichkeit, die inzwischen auch medizinisch anerkannt ist, ist die nicht-zöliakiebedingte Glutensensitivität. Bei ihr handelt es sich weder um eine Allergie noch – wie bei Zöliakie – um eine Autoimmunerkrankung. Patienten berichten jedoch, dass sie Darmbeschwerden nach dem Verzehr von glutenhaltigen Speisen haben. Die Erkrankung tritt laut der Ärzte Zeitung besonders häufig in Verbindung mit dem Reizdarmsyndrom auf.

Glutenunverträglichkeit und Zöliakie: Das sind die Symptome

Die Symptome bei Zöliakie können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Typisch sind Darmbeschwerden wie Blähungen, chronischer Durchfall oder Bauchschmerzen. Vor allem Kinder leiden häufig unter diesen Symptomen. Bei Erwachsen ist ein atypischer Verlauf hingegen deutlich wahrscheinlicher, was eine schnelle Diagnose erschwert. Rund 60 % aller Erkrankten leiden an einer sogenannten „stummen Zöliakie“ ohne typische Bauchbeschwerden. Bei ihnen können Tests jedoch Antikörper nachweisen, die mit der Immunerkrankung verknüpft sind.

Zu den möglichen Anzeichen zählen:

Glutenunverträglichkeit und Zöliakie: Symptome bei Weizenallergie und Glutenunverträglichkeit

Besteht die Glutenunverträglichkeit nicht in Form von Zöliakie, sondern als Weizenallergie, sind die Symptome vor allem bei äußerlichem Kontakt spürbar oder äußern sich wie andere Nahrungsmittelallergien mit Husten und fließendem Schnupfen, Verdauungsbeschwerden oder Quaddeln. Das Bäckerasthma verläuft wie viele andere Atemwegsallergien: Erst sind Bindehautentzündung und laufende Nase typische Symptome, später kommen Atemwegsbeschwerden und Asthma hinzu.

Bei einer leichten Glutenintoleranz ohne Allergie oder Autoimmunreaktion ist vor allem der Magen-Darm-Trakt betroffen: Patienten leiden unter Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen und Übelkeit. Die Beschwerden bessern sich schnell, wenn Betroffene auf eine glutenfreie Ernährung umstellen.

Glutenunverträglichkeit und Zöliakie: Mit diesen Tests erfolgt die Diagnose

Eine der Herausforderungen bei der Diagnose der Zöliakie sind die eher atypischen Symptome. Deswegen ist nicht zuletzt die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe häufig Ausgangspunkt für Tests auf Zöliakie. Im Verdachtsfall ist laut Ärzteblatt ein Bluttest auf verschiedene Antikörper der erste Schritt.

Da die Ursache für die Beschwerden eine Autoimmunerkrankung ist, haben Patienten üblicherweise spezifische Antikörper im Blut. Deswegen testet der Arzt vor allem auf Antikörper gegen das Enzym Transglutaminase (TTG) und gegen das Bindegewebe namens Endomysium (EmA). Fallen diese Tests positiv aus, wiederholt der Arzt sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal, um den Verdacht zu sichern. Erst dann folgt mit der Gewebeprobe der nächste Schritt.

Glutenunverträglichkeit und Zöliakie: Diese Tests geben außerdem Aufschluss

Das untrüglichste Zeichen für eine Zöliakie ist die Veränderung der Schleimhaut im Dünndarm. Deswegen ist die Gewebeprobe der wichtigste Test, um die Diagnose zu sichern. Bei der Biopsie entnimmt der Arzt ein kleines Stück der Dünndarmschleimhaut und prüft sie. Vor allem bei einer fortgeschrittenen Erkrankung ist das Ergebnis oft eindeutig.

Möglich ist auch ein Gentest, der allerdings noch selten zum Einsatz kommt. Da Zöliakie erblich ist, kann auch ein Test auf die Gene HLA-DQ2 oder -DQ8 die Diagnose mit einer größeren Wahrscheinlichkeit sichern.

Glutenunverträglichkeit und Zöliakie: Glutenfreie Ernährung als fester Bestandteil der Diagnose

Als weiteren Nachweis wird der Facharzt dem Patienten eine glutenfreie Ernährung empfehlen. Bessern sich die Beschwerden dadurch, gilt die Diagnose als gesichert. Auch wenn die Antikörper-Tests negativ sind und somit vermutlich keine Zöliakie vorliegt, ist eine glutenfreie Ernährung der nächste Schritt. Denn so können Erwachsene und Kinder herausfinden, ob eine Glutensensitivität vorliegt. Patienten sollten jedoch nicht den Fehler begehen und von sich aus mit einer glutenfreien Ernährung beginnen, sondern sich erst mit dem Arzt absprechen. Er kann Zöliakie am besten unter Einfluss des Glutens feststellen. Wer zu früh auf Gluten verzichtet, erschwert also die Diagnose.

Beim Bäckerasthma ist, anders als bei einer Zöliakie, der Allergologe der erste Ansprechpartner. In der Regel wird ein Allergietest durchgeführt, für den etwas Blut entnommen und auf spezifische Antikörper untersucht wird. Bei Asthma-Verdacht führt der Arzt zudem einen Atemtest durch, der den Stickoxidgehalt des Atems bestimmt. Er zeigt an, wie stark die Entzündung der Atemwege ist. 

Glutenunverträglichkeit und Zöliakie: Therapie durch glutenfreie Ernährung

Es gibt kein Heilmittel gegen die Glutensensitivität oder Zöliakie. Deswegen ist die Meidung des Auslösers Gluten immer noch die beste Therapie. Bei vielen Patienten tritt schnell eine erhebliche Besserung des Befindens ein. Bei Zöliakie ist es auch ohne Symptome ratsam, auf Gluten zu verzichten. So können Patienten selbst dazu beitragen, eine Verschlimmerung der Symptome zu verhindern und Nährstoffmangel zu vermeiden.

Es ist für neudiagnostizierte Patienten sehr sinnvoll, eine Ernährungstherapie in Anspruch zu nehmen. Das liegt daran, dass es oft nicht reicht, Weizen „einfach“ wegzulassen. Betroffene sollten die Alternativen kennenlernen, um sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Das senkt das Frustpotential zu Beginn der Ernährungstherapie, weil Patienten leichter Verdauungsprobleme wie Verstopfungen verhindern können und beugt einer Mangelernährung vor. 

Glutenunverträglichkeit und Zöliakie: Mehr Informationen helfen gerade Neupatienten

Außerdem entdecken sie so versteckte „Gefahrenquellen“ wie beispielsweise Fertigprodukte mit Weizenzusatz. Gluten ist als Klebemittel bei der industriellen Fertigung von Lebensmitteln sehr beliebt und kann in allen möglichen Fertignahrungsmitteln stecken. Betroffene sollten jedoch auch geringe Mengen des Klebeeiweises vermeiden.

Neben einer angeleiteten Therapie sind auch zusätzliche Hilfsangebote bei Zöliakie sinnvoll, wie beispielsweise der Einkaufsratgeber des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB) mit Sitz in Mönchengladbach. Der Ratgeber wird regelmäßig aktualisiert und hilft Betroffenen so dabei, den Überblick über geeignete und ungeeignete Produkte zu behalten. Das Team um Vorstandssprecherin Elke Heuvens arbeitet dabei eng mit dem Handelsverband Lebensmittel (BVLH) zusammen, um die besten Informationen zusammenzutragen.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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