Zöliakie: Symptome, Test, Behandlung und Ernährung – das müssen Sie bei Glutenunverträglichkeit wissen

Übelkeit, Blähungen und starke Bauchschmerzen – Wer an Zöliakie leidet, verträgt das im Weizen enthaltene Gluten nicht. Die Diagnose ist meist langwierig. Mehr zu Symptomen, Ursachen und Behandlung bei Glutenunverträglichkeit.
- Wer an Zöliakie, auch Glutenunverträglichkeit, leidet, der verträgt einen bestimmten Inhaltsstoff von Getreide nicht.
- Betroffene leiden unter starken Bauchschmerzen, Bauchkrämpfen und Übelkeit. Doch nicht immer sind die Anzeichen eindeutig.
- Welche Symptome für die Krankheit sprechen und wie sie behandelt werden kann.
Stuttgart – Wenn Brot, Pizza und Co. zu Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall und starken Bauchschmerzen führen, liegt häufig eine Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie vor. Bei der Autoimmunerkrankung vertragen Betroffene einen bestimmten Inhaltsstoff von Getreide nicht. Immer mehr Menschen in Deutschland scheinen auf das im Weizen enthaltene Gluten sensibel zu reagieren, doch eine Therapie gibt es bisher nicht. Wie erkennt man eine Glutenunverträglichkeit? Was sind die Ursachen für die Erkrankung und müssen Betroffene wirklich ihr Leben lang auf Brot verzichten?
Glutenunverträglichkeit: Was ist Gluten?
Brot, Kuchen, Müsli und Bier – Gluten ist in beinahe allen Nahrungsmitteln mit Getreide zu finden. Als Klebereiweiß sorgt es dafür, dass die einzelnen Bestandteile des Teigs sich verbinden und als zähe Masse zusammenhalten. Viele Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Gerste und Roggen, aber auch unbekanntere Getreide wie Kamut, Emmer, Einkorn und Grünkern enthalten Gluten. Für die meisten Menschen ist der Inhaltsstoff nicht weiter problematisch, doch nehmen Menschen mit Zöliakie Gluten zu sich, hat das unangenehme Folgen.
Das passiert im Darm bei Glutenunverträglichkeit
In Deutschland leiden laut der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG), unter der Leitung von Claudia Wiedemann, etwa 0,1 bis 1 Prozent der Bevölkerung unter der Autoimmunerkrankung Zöliakie. Bei einer Glutenunverträglichkeit handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Dünndarms, die durch Gluten in Lebensmitteln ausgelöst wird. Dabei wehrt sich der Körper gegen das eigentlich verträgliche Protein Gluten. Gelangt das Eiweiß in den Dünndarm verursacht es starke Entzündungen der Darmzotten, welche für die Aufnahme von Nährstoffen zuständig sind.
Nach und nach zerstört die Krankheit die empfindlichen Innenwände des Dünndarms, die Darmzotten bilden sich zurück und Nährstoffe können nicht mehr in das Blut gelangen. Die Folge sind Mangelerscheinungen. Wird die Krankheit über Jahre nicht erkannt, kann der Nährstoffmangel zu langwierigen Folgeerkrankungen führen. Viele Patienten leiden im Laufe ihres Lebens unter Blutarmut und Knochenschwund. Bei Kindern und Jugendlichen kann die Erkrankung zu Wachstumsstörungen und einer verzögerten Pubertät führen.
Glutenunverträglichkeit: Risikofaktoren
In den meisten Fällen ist eine Glutenunverträglichkeit genetisch bedingt. Studien zeigen, dass etwa 30 bis 35 Prozent der Betroffenen eine entsprechende Vorbelastung aufweisen. Neben der genetischen Veranlagung gehören gastrointestinale Infektionen und Erkrankungen, wie Diabetes mellitus (Typ 1), eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung, Rheumatoide Arthritis (Rheuma) und Trisomie 21 (Down-Syndrom) zu den Risikofaktoren.
Zöliakie: Häufige Symptome und Beschwerden
Die Symptome einer Glutenunverträglichkeit sind nicht immer eindeutig. So können laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), unter der Leitung von Klaus Koch (57, *1963), sehr unterschiedliche Anzeichen auf eine Zöliakie hindeuten. Während manche Patienten unter starken Schmerzen und Verdauungsbeschwerden leiden, haben andere kaum oder nur geringe Beschwerden. Bei ihnen lässt sich die Unverträglichkeit zwar anhand der Blutwerte und einer veränderten Dünndarmschleimhaut nachweisen, doch akute Beschwerden haben sie nicht.
Zu den typischen Symptomen einer Glutenunverträglichkeit gehören:
- Bauchschmerzen
- Erbrechen und Übelkeit
- Blähbauch
- Durchfall
- Verstopfung
- Müdigkeit und Konzentrationsstörungen
Neben den kurzfristigen Symptomen können auch langfristige Folgen auftreten. Häufig kommt es bei einer Glutenunverträglichkeit zu Mangelerscheinungen durch fehlende Nährstoffe (beispielsweise Vitamin B12, Folsäure, Vitamin D, Kalzium oder Eisen).
Glutenunverträglichkeit: Atypische Symptome
Die Erkrankung wird in vielen Fällen erst spät erkannt. Grund dafür ist, dass ein Großteil der Betroffenen nur indirekt Beschwerden aufweist, die mit dem Magen-Darm-Trakt zusammenhängen. Das erschwert häufig nicht nur die Diagnose, sondern führt auch dazu, dass Patienten meist lange Zeit mit den Symptomen leben müssen. Zu den atypischen Symptomen einer Glutenunverträglichkeit gehören:
- Gewichtsverlust
- Wachstumsstörungen bei Kindern
- Eisenmangel und Blutarmut (Anämie)
- Vitamin- und Nährstoffmangel
- Zahnschmelzdefekte
- Osteoporose
- Appetitverlust
- Depressive Verstimmungen
- Chronische Kopfschmerzen
Zöliakie bei Kindern: Das sind häufige Symptome
Eine Glutenunverträglichkeit kann bereits im frühen Alter auftreten. Meist äußert sich die Krankheit rund um den ersten Geburtstag, also einige Monate nachdem die Kinder zum ersten Mal Nahrungsmittel mit Gluten zu sich genommen haben. Laut der Leitlinie „Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) gemeinsam mit der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) leiden viele Kinder unter einem Blähbauch, stark riechender Durchfall und Verweigerung des Essens . Aber auch psychische Beschwerden, wie häufige Stimmungsschwankungen und Verhaltensänderungen können Anzeichen für eine Zöliakie sein. Ein deutliches Alarmsignal sind Wachstumsstörungen und die Verzögerung der Pubertät.
Glutenunverträglichkeit: So stellt der Arzt die Diagnose
Besteht der Verdacht einer Glutenunverträglichkeit, sollten Sie unbedingt einen Facharzt aufsuchen. Ein Gastroenterologe kann anhand einer ersten Anamnese (Vorgeschichte einer Krankheit) feststellen, ob Vorerkrankungen bestehen und die Krankheit besser eingrenzen. Nach einem ersten Gespräch untersucht der Arzt körperliche Symptome, wie Darmgeräusche, Beschaffenheit der Haut und Zunge.
Im nächsten Schritt kann eine genauere Diagnose gestellt werden. Dazu kommen verschiedene Verfahren in Frage:
- Antikörpertest: Der Labortest kann spezifische Antikörper, sogenannte Autoantikörper gegen das Enzym Gewebetransglutaminase (tTG-IgA) nachweisen, die sich bei einer Zöliakie im Blut befinden. Während der Endomysium-Wert (EMA-IgA) eine ähnlich gute Aussagekraft hat, sollten Antikörper gegen den Glutenbaustein Gliadin (DGP-IgP) nur in Ausnahmefällen zur Rate gezogen werden. Ein Antikörpertest ist jedoch nur aussagekräftig, wenn Patienten sich noch nicht glutenfrei ernähren.
- Biopsie: Anhand einer Gewebeprobe aus dem Darm kann der Arzt erkennen, ob bereits typische Schleimhautveränderungen beim Patienten vorliegen. Dies geschieht mithilfe einer Magen-Darm-Spiegelung, auch Endoskopie genannt
- Selbsttest: Tests aus der Apotheke, dem Internet oder der Drogerie sind keine Alternative für den Gang zum Arzt. Obwohl manche Selbsttests tatsächlich Antikörper im Blut nachweisen können, ist für eine sichere Diagnose eine Gewebeprobe zwingend notwendig. Wer sicher sein möchte, ob er unter der Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet, sollte daher unbedingt einen Facharzt aufsuchen.
Achtung! Treten die Symptome nach dem Verzehr von Getreideprodukten auf, muss nicht zwangsläufig eine Glutenunverträglichkeit dahinter stecken. Vielmehr kann auch eine Weizensensitivität oder Weizenallergie für die Beschwerden verantwortlich sein.
Zöliakie (Glutenunverträglichkeit): Behandlung
Menschen, die an einer Glutenunverträglichkeit leiden, müssen ihr Leben lang eine strikte Diät einhalten. Zöliakie ist nicht heilbar und bisher ist die Vermeidung von Gluten die einzige effektive Therapie. Die gute Nachricht: Halten sich die Patienten konsequent an eine Ernährung ohne glutenhaltige Lebensmittel, bilden sich die Beschwerden meist innerhalb weniger Wochen zurück. Neben einer gesunden Ernährung, sollten Betroffene auf die ausreichende Zufuhr von Nährstoffen achten, um Mangelzustände auszugleichen und den angegriffenen Darm bei der Heilung zu unterstützen.
Glutenunverträglichkeit: Spezielle Ernährung bei Zöliakie
Wer die Diagnose Glutenunverträglichkeit erhält, muss seinen Speiseplan radikal umstellen. Das kann auf den ersten Blick etwas überfordernd sein. So müssen Patienten auf viele Lebensmittel komplett verzichten. Als Richtlinie gilt: Ein Nahrungsmittel ist glutenfrei, wenn es weniger als 2 Milligramm Gluten pro 100 Gramm enthält.
Diese Getreidesorten müssen Betroffene langfristig meiden:
- Weizen
- Roggen
- Gerste
- Dinkel
- Grünkern
- Triticale
- Einkorn
- Emmer
- Kamut
- Hafer (betrifft nicht alle Patienten)
Ob in Brot, Müsli oder der Pizza – Gluten steckt in vielen Lebensmitteln. Einen ersten Anhaltspunkt, ob ein Nahrungsmittel verträglich ist, gibt die Zutatenliste. So sind Hersteller seit 2005 verpflichtet, glutenhaltige Lebensmittel auf der Verpackung zu kennzeichnen. Doch nicht immer ist Gluten unter diesem Begriff auch zu finden. Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollten Betroffene daher genauestens wissen, in welchen Produkten Gluten enthalten ist. Ein weiterer Hinweis befindet sich ebenfalls auf der Verpackung: Viele Lebensmittel sind als glutenfrei gekennzeichnet. Man erkennt sie an dem Symbol einer durchgestrichenen Getreideähre.
Diese Lebensmittel enthalten häufig Gluten:
- Brot und Backwaren
- Nudeln
- Pizza
- Müsli und Cornflakes
- Kekse
- paniertes Fleisch
- Malzkaffee
- Bier
- Sojasauce
Zöliakie: Glutenfreie Getreidesorten und Lebensmittel
Wer seine Ernährung entsprechend anpasst, stellt fest: Viele Getreide enthalten kein Gluten und sind daher auch für Menschen mit Zöliakie unbedenklich. Zu diesen Getreidesorten gehören:
- Reis
- Mais
- Hirse
- Buchweizen
- Amaranth
- Quinoa
- Wildreis
- Zwerghirse
Tipps für eine glutenfreie Ernährung
Wer unter einer Glutenunverträglichkeit leidet, muss seine Ernährung strikt umstellen. Glutenhaltige Produkte sind dabei tabu. Doch eine glutenfreie Ernährung bedeutet nicht, dass man auf Brot, Kuchen und Pizza verzichten muss. Mit ein paar einfachen Tricks lassen sich auch ohne Getreide leckere Rezepte zusammenstellen. Wenn Sie beim Kochen und Backen einige Regeln beachten, können Sie auch weiterhin ihr Essen genießen.
Diese Tipps helfen bei der Umstellung:
- Kochen Sie mit frischen Zutaten: Fertigprodukte enthalten häufig Zusatzstoffe und Bindemittel mit Gluten. Greifen Sie zu frischen Zutaten, wissen Sie immer genau was in Ihrem Essen steckt.
- Glutenfreie Getreidesorten als Alternative: Hirse, Quinoa, Amaranth oder Buchweizen – wer sich informiert, merkt schnell, dass die Auswahl an glutenfreien Getreidesorten groß ist.
- Glutenfreies Brot: Sie müssen nicht unbedingt alles selber zubereiten, immer mehr Bäcker bieten mittlerweile auch glutenfreie Backwaren und Brot an.
- Informieren Sie sich! Auch im Supermarkt gibt es zahlreiche Lebensmittel, die bei einer Glutenunverträglichkeit geeignet sind.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.