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Behandlung von Allergien: Mit welchen Therapieansätzen lassen sich Allergien bekämpfen?

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Von: Jasmina Deshmeh

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Eine Frau sprüht Nasenspray aus einem Fläschchen (Symbolbild).
Mit dem richtigen Nasenspray lassen sich Heuschnupfen-Symptome mildern (Symbolbild). © Christin Klose/picture alliance

Bei der Behandlung einer Allergie ist zwischen einer kurzzeitigen Linderung der Symptome durch die Einnahme von Medikamenten und einer langfristigen Behandlung der Ursache durch eine spezifische Immuntherapie zu unterscheiden. Lesen Sie alles zu Behandlungsmethoden und ihrer Wirksamkeit.

Mönchengladbach – So breit das Spektrum an Allergien ist, so vielfältig sind auch ihre Behandlungsmöglichkeiten. Welche Behandlungsmethode zum Einsatz kommt, hängt vom jeweiligen Allergietyp, dem Schweregrad der Symptome und ihren Auslösern ab. Die Basis einer erfolgreichen Allergie-Therapie ist immer die Allergen-Vermeidung (Allergenkarenz), da jeder Kontakt mit einem Allergen Entzündungen auslöst und den Körper belastet. Medikamente können zudem akute Symptome lindern, nicht aber die Ursache einer Allergie beseitigen. Die einzige Therapie, die die Ursache der Allergie behandelt, ist die Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie). Dabei wird das Immunsystem schrittweise an das Allergen gewöhnt. Darüber hinaus können alternative Therapien (Komplementärmedizin) die medikamentöse Therapie ergänzen.

Allergien behandeln – Entstehung und Ursache erkennen

Um eine Allergie erfolgreich behandeln zu können, muss zunächst der Allergieauslöser gefunden werden. Grundsätzlich ist eine Allergie eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems auf einen eigentlich harmlosen Reiz. Normalweise reagiert das Immunsystem auf für den Körper gefährliche Substanzen wie Krankheitserreger oder Giftstoffe und leitet eine Abwehrreaktion ein. Es kommt zu Entzündungsprozessen, um den „Eindringling“ loszuwerden. Bei einer Allergie setzt dieser Mechanismus nach dem Kontakt mit ungefährlichen Umweltreizen (sogenannten Allergenen) ein. Das Immunsystem stuft diese beim Erstkontakt als gefährlich ein und bildet Antikörper - der Körper ist auf das Allergen sensibilisiert. Bei einer Sensibilisierung haben Betroffene oft noch keine Symptome, im Blut sind Antikörper allerdings schon nachweisbar. Die Sensibilisierungsphase ist in der Regel nach wenigen Tagen abgeschlossen, kann aber in Ausnahmefällen auch mehrere Jahre andauern. Ist der Organismus einmal auf ein Allergen sensibilisiert, kann es bei erneutem Kontakt zu typischen Allergiesymptomen kommen.

Allergien behandeln: Verschiedene Allergietypen

Eine erfolgreiche Allergie-Behandlung ist vom Allergietyp abhängig. Je nachdem, welche immunologische Reaktion der Allergie zugrunde liegt, werden vier Allergietypen unterschieden:  

Beim Typ 1 bildet der Körper direkt nach dem Erstkontakt mit einem Allergen Antikörper der Gruppe Ig E (Immunglobulin E). Bei einem erneuten Allergenkontakt aktivieren die Antikörper die Abwehrzellen des Körper (Mastzellen), die wiederum Botenstoffe (unter anderem Histamin) ausschütten und umliegende Zellen „warnen“. Es kommt zu Abwehrreaktionen: Blutgefäße erweitern sich und werden durchlässiger, Schwellungen, Rötungen und Entzündungsreaktionen setzen ein.

Allergien vom Typ 2 treten deutlich seltener auf. Bei diesem Allergietyp bildet der Körper Antikörper (Ig G oder Ig M) gegen Bestandteile körpereigener Zellen. Verbinden sich die Antikörper mit diesen Bestandteilen werden die Körperzellen selbst zum Antigen und bekämpft. Allergien des Typ 2 können beispielsweise bei Bluttransfusionen auftreten.

Bei Allergien vom Typ 3 „verkleben“ Antikörper und Allergene zu größeren Immunkomplexen. Abwehrzellen des Körpers versuchen diese „aufzulösen“. Gelingt dies nicht, können sich die Immunkomplexe in Gewebe und Blutgefäßen ablagern und dort zu Entzündungen führen. Zudem lagern sich Blutblättchen an den Immunkomplexen an, Blutgerinnsel entstehen, die Versorgung des betroffenen Gewebes wird gestört.

Beim Typ 4 (auch „Spättyp“) treten Allergiesymptome frühestens 12 bis 72 Stunden nach Kontakt mit einem Allergen auf. Es handelt sich um eine zellvermittelte Reaktion, bei der sensibilisierte T-Lymphozyten und angelockte Fresszellen Entzündungsreaktionen hervorrufen. Allergien vom Typ 4 können sich über Jahre entwickeln und dann sehr plötzlich mit heftigen Symptomen auftreten.

Allergien behandeln: Allergene im Alltag meiden

Die wichtigste Maßnahme bei der Allergie-Behandlung ist die Allergen-Vermeidung (Allergenkarenz). Kommt es nach der Sensibilisierungsphase weiterhin zum intensiven Kontakt mit dem Allergen, wird die spezifische Immunantwort immer stärker und kann in besonders schwerwiegenden Fällen sogar zum anaphylaktischen Schock führen. Wer hingegen auf ein Allergen sensibilisiert ist und dieses erfolgreich meidet, kann zwar die Sensibilisierung nicht mehr rückgängig machen, sehr wohl aber die Immunantwort reduzieren.

Allergene im Alltag zu meiden, ist nicht immer einfach. Besonders bei Pollenallergien, Tierhaarallergien, Hausstauballergien und Insektengiftallergien ist eine vollständige Allergenvermeidung praktisch unmöglich. Betroffene sollten aber versuchen, die Exposition weitestmöglich einzuschränken, da das Ausmaß der allergischen Reaktion auch von der Intensität der Allergenbelastung bzw. des Allergenkontakts abhängig ist. So kann z.B. bei einer Pollenallergie ein Belüftungsfilter die Allergenbelastung der Raumluft deutlich minimieren, während bei Hausstaubmilbenallergien eine spezielle Allergikermatratze Besserung verspricht. Informationen zu weiteren Maßnahmen bietet der Deutsche Allergie- und Asthmabundes (DAAB) in Mönchengladbach.

Allergien behandeln – Allergien bei Kindern vorbeugen

Verschiedene Studien zeigen, dass Kinder, die auf einem Bauernhof oder mit einem Haustier aufwachsen, deutlich seltener an Tierhaarallergien, Asthma und Heuschnupfen erkranken. Das Wirkprinzip ähnelt dabei jenem von Impfungen. So wird der Organismus stetig mit einer geringen Menge des Allergens konfrontiert und entwickelt früh eine Grundimmunisierung. Umgekehrt nehmen Allergien und atopische Erkrankungen bei Stadtbewohnern zu, was Mediziner auf übertrieben Hygiene zurückführen (Hygienehypothese). Auch scheinen Einzelkinder ein deutlich höheres Allergie-Risiko zu haben als Kinder mit Geschwistern.

Anders sieht es bei Nahrungsmittelallergien aus. Macht sich eine Nahrungsmittelallergie im Kleinkindalter bemerkbar, wird als Therapiemaßnahme empfohlen, das auslösende Nahrungsmittel zu meiden. Durch die Kombination aus Allergenkarenz und zunehmender Weiterentwicklung des Immunsystems können Nahrungsmittelallergien im besten Fall bis zum sechsten Lebensalter wieder verschwinden. Die Prognose und Wirksamkeit der Allergenkarenz unterscheiden sich jedoch erheblich bei verschiedenen Allergenen. Eine vorsorgliche Allergenkarenz ohne diagnostizierte Unverträglichkeit oder Nahrungsmittelallergie kann hingegen zu Mangelernährung führen und wird nicht empfohlen.

Allergien behandeln: Hyposensibilisierung

Bei der Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) geht es darum, den umgekehrten Weg der Sensibilisierungsphase zu gehen. Diese Therapieform kann bei Typ-1-Allergien angewendet werden und schwächt die allergenspezifische IgE-vermittelte Reaktion des Immunsystems auf einen Reiz ab. Dazu wird über einen längeren Zeitraum unter ärztlicher Aufsicht eine geringe Menge des jeweiligen Allergens verabreicht. Die Applikation kann sowohl oral als auch intravenös mittels Spritze erfolgen. Die Konzentration des Allergens wird dabei kontinuierlich gesteigert, sodass das Immunsystem Gelegenheit hat, sich langsam an das Allergen zu gewöhnen

Eine Hyposensibilisierung dauert in der Regel drei, manchmal auch fünf Jahre. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten, sofern eine von ärztlicher Seite bestätigte Indikation vorliegt. Voraussetzung für die Hyposensibilisierung ist, dass Betroffene mindestens fünf Jahre alt sind und die Allergie die Lebensqualität stark einschränkt. Die Wirksamkeit der Therapie konnte bislang für folgende Allergien bestätigt werden:

Allergien behandeln: Therapie mit Medikamenten

Medikamente können bei der Behandlung von Allergien die Symptome kurzzeitig lindern, aber keine langfristige Heilung erzielen. Antiallergika sind in verschiedener Form verfügbar: Sie können als Salben, Tabletten, Sprays oder Tropfen verabreicht werden. Welches Medikament verabreicht wird, hängt von der Art der Allergie und der Schwere der Symptome ab.

Histamin spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Allergien. Antihistaminika (Histamin-Rezeptorblocker) können den Effekt des körpereigenen Botenstoffs aufheben und allergische Reaktionen hemmen. Antihistaminika gibt es in verschiedenen Darreichungsformen, etwa in Tablettenform, als Nasenspray oder Augentropfen. Während Antihistaminika der ersten Generation für ihre sedierende Wirkung bekannt sind, sind Antihistaminika der zweiten Generation meist gut verträglich.

Dermatologische Symptome werden in der Regel mit Glukokortikoiden behandelt. Der häufigste Wirkstoff ist Cortison. Cortison hemmt die Aktivierung von Entzündungszellen und die Bildung von entzündungsfördernden Botenstoffen (Histamin). Antientzündliches Cortison kann als Wirkstoff in Salben oder Nasenspray verabreicht werden. Bei Asthma bronchiale können zudem cortisonhaltige Asthmasprays die Symptome lindern. Die Wirkung cortisonhaltiger Medikamente setzt meist etwas zeitversetzt ein.

Bei Patienten mit schweren Allergien kann der Arzt ein Allergie-Notfallset verschreiben. Es enthält neben Antihistaminika, Cortison und gegebenfalls einem Asthmaspray auch Adrenalin. Adrenalin ist das wichtigste Medikament zur Akutbehandlung von lebensbedrohlichen Anaphylaxien. Es wird meist in Form eines Autoinjektors (auch „Adrenalin-Pen“) angewendet. Seine antianaphylaktische Wirkung beruht hauptsächlich auf der Stimulation von Alpha- und Betarezeptoren. Durch seine schnelle Wirkung werden Blutdruck und Kreislauf stabilisiert, bis der Notarzt eintrifft.

Allergien behandeln: Ergänzung durch alternative Therapien

Neben der Allergenkarenz, der medikamentösen Behandlung und einer Hyposensibilisierung können alternative Heilmethoden die Allergie-Therapie ergänzen. Während für einige Verfahren bisher keine Studien zur Wirksamkeit vorliegen, sind andere, wie die Akupunktur, bereits Teil medizinischer Leitlinien. Die Arbeitsgruppe Komplementärmedizin der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) hat bisher bestehende Studien zu Alternativmethoden bewertet. So kann die Wirkung von Akupunktur bei leichtem Asthma nachgewiesen werden und laut Angaben der Experten als Ergänzung zur klassischen Lungenheilkunde eingesetzt werden. Die Wirkung anderer Methoden, wie der Aromatherapie, der Kinesiologie und der Bioresonanz, konnte hingegen nicht bestätigt werden. Ebenfalls schwierig sind die Ergebnisse von Studien zur Traditionellen Chinesischen Medizin: Da bei dieser Methode dutzende Wirkstoffe zum Einsatz kommen, zeigen die Ergebnisse einerseits eine Wirksamkeit, andererseits geben sie Hinweise auf viele Nebenwirkungen. Im Bereich der Homöopathie konnte bisher nur für die Pflanze Galphimia glauca in einer bestimmten Verdünnung die Wirksamkeit bei Heuschnupfen nachgewiesen werden. 

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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