Allergie-Notfallset: Adrenalin kann bei anaphylaktischen Schock Leben retten
Im Allergie-Notfallset sind Medikamente, die bei einem gefährlichen anaphylaktischen Schock Blutdruck und Kreislauf stabilisieren, bis der Notarzt kommt.
Mönchengladbach – Ein Allergie-Notfallset (auch Anaphylaxie-Notfallset) kann bei einem anaphylaktischen Schock Leben retten. Dieser kann z.B. durch schwere Lebensmittelallergien, Medikamente oder Insektengifte ausgelöst werden. Bei einem anaphylaktischen Schock (umgangssprachlich „allergischer Schock„) kommt es beim Kontakt mit einem Allergen zu einer Akutreaktion des Immunsystems.
Allergie-Notfallset: Diese Medikamente können bei einem anaphylaktischen Schock Leben retten
Durch die Freisetzung großer Mengen Histamin treten sehr starke Beschwerden in mehreren Körperbereichen, bzw. in besonders schweren Fällen am gesamten Körper auf. Die Beschwerden können innerhalb weniger Minuten auftreten und im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufkollaps und Atemstillstand führen. Umso wichtiger ist es, dass Allergiker, bei denen bereits schwere allergische Reaktionen aufgetreten sind, ein richtig ausgestattetes Allergie-Notfallset mit sich führen. Die im Notfallset enthaltenden Medikamente können die Symptome lindern, bis der Notarzt eintrifft.

Allergie-Notfallset: Diese Medikamente sind wichtig
Wenn schwere Allergien bekannt sind, stellt der Arzt ein Rezept für ein Allergie-Notfallset aus. Auch wenn es bisher nur zu leichten allergischen Reaktionen gekommen ist, kann das Mitführen eines Allergie-Notfallsets für Allergiker sinnvoll sein. So tritt beispielsweise bei Insektengiftallergien die Anaphylaxie oft erst nach mehreren Stichen, etwa durch Bienen und Wespen oder Hummeln und Hornissen, auf. Hintergrund ist, dass der Körper beim ersten Kontakt mit einem Allergen Antikörper gegen den Stoff bildet - er ist zunächst sensibilisiert. Bei einem erneuten Kontakt kommt es dann zu allergischen Entzündungsreaktionen, deren Ausmaß nicht immer vorhersehbar ist.
Je nach Bedarf setzt sich das Allergie-Notfallset aus drei bis vier Medikamenten zusammen:
- Adrenalin-Fertigspritze (Adrenalin-Autoinjektor)
- Antihistaminikum
- Cortison
- Bei Asthmatiker: gegebenenfalls bronchienerweiterndes Asthmaspray
Allergie-Notfallset: Cortison, Antihistaminika, Glukokortikoide
Das wichtigste Medikament bei einem anaphylaktischen Schock ist Adrenalin (Epinephrin). Wenn es intravenös verabreicht wird, zeigt es die schnellste Wirkung. Indem es die Gefäße verengt, fördert Adrenalin die Durchblutung, erleichtert die Atmung und reduziert Hautschwellungen. Es kann mit einem Adrenalin-Autoinjektor (Fertigspritze) vom Betroffenen selbst oder einem Helfer direkt in den Muskel gespritzt werden und wirkt innerhalb von wenigen Minuten. Bleibt die Wirkung aus, kann die Injektion nach fünf bis zehn Minuten wiederholt werden.
Außerdem sollte das Notfallset ein antiallergisches Mittel (orales Antihistaminikum) enthalten, das abschwellend wirkt und die allergische Reaktion mindert. Im Allergie-Notfallset ist es meist als Schmelztablette oder Tropfen vorhanden und sollte unverdünnt eingenommen werden. Antihistaminika sind Histamin-Rezeptorblocker, die die Wirkung des Botenstoffs Histamin hemmen.
Auch Glukokortikoide (Glukokortikosteroide, Kortikoide) - umgangssprachlich Cortison - sollten Teil des Notfallsets sein. Cortisonpräparate können als Tablette, Flüssigkeit oder Zäpfchen verabreicht werden. Indem sie die Bildung entzündungsfördernder Enzyme und Botenstoffe hemmen, wirken sie der allergischen Reaktion entgegen. Ihre Wirkung tritt in der Regel aber erst einige Stunden nach der Einnahme ein.
Allergie-Notfallset für Asthmatiker
Bei Asthmatikern kann ein Asthmaspray (inhalatives β-Sympathomimetikum) helfen, die durch die allergische Reaktion verengten Bronchien zu weiten und die Atmung zu erleichtern. Bei einigen Patienten schwillt bei Anaphylaxie auch der Kehlkopf stark an. In solchen Fällen kann Adrenalin zusätzlich als Spray eingeatmet werden und die Atemnot lindern.
Allergie-Notfallset: Anaphylaxie-Pass und Notfallplan
Neben Medikamenten für den Notfall, sind auch der Anaphylaxie-Pass und der Notfallplan wichtiger Bestandteil des Allergie-Notfallsets. Im Anaphylaxie-Pass dokumentiert der Arzt alle relevanten Allergene. Im Notfallplan gibt er das Vorgehen sowie die Anwendung der Medikamente vor. Dabei ist nicht nur die Dosierung der Medikamente, sondern auch die Reihenfolge der Einnahme entscheidend.
Allergie-Notfallset für Kinder
Bei Anaphylaxie-gefährdeten Kindern sollten alle betreuenden Personen (Kita, Schule, Freunde, Verwandte) Zugang zum Anaphylaxie-Notfallplan und dem Allergie-Notfallset haben und im Ernstfall wissen, welche Handlungsanweisungen bei einem anaphylaktischen Schock zu befolgen sind. Mit einer Ermächtigungsbescheinigung kann ihnen die Gabe von Medikamenten in Notfällen genehmigt werden. Sind die Kinder noch zu klein, um das Notfallset bei sich zu tragen, sollten es die Betreuungspersonen an einem gut zugänglichen Ort aufbewahren. Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte können ein entsprechendes Notfallmanagement in Webinaren, etwa vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) mit Sitz in Mönchengladbach, erlernen.
Allergie-Notfallset: Die richtige Anwendung
Um für den Notfall gewappnet zu sein, sollten Patienten die richtige Anwendung der Medikamente auch unter Stress sicher beherrschen. Spezielle Schulungen und Webinare, z.B. vom DAAB, können Betroffenen und Angehörigen helfen, sich auf den Notfall vorzubereiten. Besonders die Anwendung des Adrenalin-Autoinjektors kann Überwindung kosten. Sie sollte vorab mit Simulatoren ohne Nadel und Medikament geübt werden. Mitglieder des Deutschen Allergie- und Asthmabundes können den Simulator kostenlos anfordern.
Betroffene sollten den Anaphylaxie-Pass, den Notfallplan und alle notwendigen Medikamente immer bei sich führen. Zudem ist es wichtig, die Medikamente des Allergie-Notfallsets regelmäßig auf ihre Haltbarkeit zu überprüfen und Lagerhinweise zu beachten. Kam es zu einem Notfall, sollten sich Patienten unverzüglich ein neues Allergie-Notfallset verschreiben lassen.
Allergie-Notfallset: Tipps für den Notfall
Treten Symptome einer allergischen Reaktion oder eines anaphylaktischen Schocks auf, sollte immer als Erstes ein Notarzt unter der Nummer 112 gerufen werden. Kommt es bei einem allergischen Schock zu Kreislaufproblemen, sollten sich Betroffene hinlegen und die Beine höher lagern. Bei Atemnot kann Sitzen mit nach hinten aufgestützten Armen Linderung verschaffen. Verliert der Betroffene das Bewusstsein, muss er in die stabile Seitenlage gebracht werden. Bei Atemstillstand und Herzkreislaufstillstand müssen sofort Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt werden. Da es bei anaphylaktischen Reaktionen auch zu Spätreaktionen kommen kann, muss der Patient immer zur Nachbeobachtung in ein Krankenhaus.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.