Cortison: Behandlung bei Allergien und mögliche Nebenwirkungen
Cortison ja oder nein? Viele Allergiker und Asthmatiker sind verunsichert, zu groß ist die Angst vor starken Nebenwirkungen.
Mönchengladbach – Cortison (Kortison) gehört zu den meist verordneten Medikamenten in der Therapie von Allergien. Trotzdem lehnen viele Menschen eine Behandlung mit Cortison ab - häufig aus Angst vor möglichen Nebenwirkungen. Sie vergessen dabei: Auch eine unbehandelte Allergie, Neurodermitis oder Schuppenflechte birgt Risiken. Denn wer über einen langen Zeitraum die Beschwerden aussitzt, läuft Gefahr, Folgeerkrankungen wie ein allergisches Asthma zu entwickeln.

Kortison: Behandlung bei Allergien und mögliche Nebenwirkungen
Seit den 60er Jahren ist Cortison als Arzneimittel erhältlich. Doch das „Wundermittel“ Cortison, in der Medizin auch als Glucocorticoide oder Glucocorticosteroide bekannt, wurde nach seiner Entdeckung nicht nur unbedacht eingesetzt, sondern verursachte bei vielen Patienten auch ernsthafte Nebenwirkungen. Teils wurde das Medikament in viel zu starker Dosierung und über zu lange Zeiträume verordnet – zu wenig war über die Wirkungsweise und Gefahren bekannt. Auch heute noch verbinden viele Menschen das Mittel mit Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, dünner und empfindlicher Haut, Hautausschlägen und Knochenbrüchen. Wird das Mittel jedoch fachgerecht angewendet, gehört es zu den wirksamsten Medikamenten gegen eine Reihe von allergischen Beschwerden.
Cortison: Anwendung
Kaum ein anderer Wirkstoff ist so vielfältig einsetzbar wie Cortison. So kommt das Medikament in der Behandlung verschiedener Krankheiten zur Anwendung. Cortison lindert sowohl allergische, als auch entzündliche Erkrankungen - meist werden diese durch Fehlfunktionen des Immunsystems ausgelöst. In hohen Konzentrationen wirkt Cortison zudem immunsuppressiv, das heißt es unterdrückt die Immunreaktion des Körpers.
Zu den typischen Einsatzgebieten von Cortison gehören:
- Allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen oder allergische Hautreaktionen
- Anaphylaktischer Schock
- Asthma bronchiale
- Neurodermitis
- Schuppenflechte (Psoriaris vulgaris)
- Rheuma
- Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn
Cortison in der Allergietherapie: Der Körper produziert das Hormon bei Stress
Im Körper kommt Cortison in Form des Stresshormons Cortisol vor. Die Nebennieren produzieren das Hormon, welches verschiedene Aufgaben im menschlichen Stoffwechsel übernimmt. So beeinflusst Cortisol neben dem Immunsystem auch Knochen und Muskeln. Zudem wirkt es auf das zentrale Nervensystem, den Mineral- und Wasserhaushalt, das Blut und die Augen. Diese Eigenschaften machen sich auch Arzneimittel zu nutzen.
In der Medizin werden synthetisch hergestellte Glucocorticoide eingesetzt. Umgangssprachlich fassen Experten verschiedene Arten des Wirkstoffs unter dem Begriff Cortison zusammen. Glucocorticoide kommen in unterschiedlicher Stärke vor. Diese werden in vier Gruppen eingeteilt:
Stärke | Wirkstoffe |
Klasse I - Schwache Glucocorticoide | Hydrokortison |
Klasse II - Mittelstarke Glucocorticoide | Triamcinolonacetonid, Hydrokortisonbutyrat, Methylprednisolonaceponat, Prednicarbat |
Klasse III - Starke Glucocorticoide | Betametasonvalerat, Mometasonfuroat, Fluocinolonacetonid, Prednicarbat |
Klasse IV - Sehr starke Glucocorticoide | Clobetasolpropionat |
Medikamente mit Cortison sind meist nur in der Apotheke erhältlich und müssen vom behandelnden Arzt verschrieben werden. Schwache Dosierungen in Form von Salben, Cremes oder Nasensprays sind auch rezeptfrei erhältlich. Allerdings sollten Sie Cortison auch in dieser Form nur kurzzeitig und nicht bei Kindern unter sechs Jahren anwenden.
Behandlung bei allergischen Beschwerden: Meiden des Allergieauslösers und Antihistaminika
Bei der Behandlung einer allergischen Erkrankung steht das Meiden des Allergieauslösers an erster Stelle. Doch nicht bei allen Allergien ist das möglich. Während Betroffene bei einer Lebensmittelallergie auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten können, ist diese Taktik bei einer Pollenallergie mehr als schwierig. Fangen Bäume und Gräser an zu fliegen, reizt der Blütenstaub das Immunsystem durchgehend. Meist hilft dann nur eine medikamentöse Therapie – Medikamente mit Cortison sind jedoch nur eine von mehreren Optionen.
Zur Behandlung der allergischen Beschwerden stehen Allergikern verschiedene Arzneimittel zur Verfügung. Antiallergische Medikamente wie Antihistaminika verhindern die allergische Reaktion im Körper, wodurch die Symptome weniger stark auftreten. Doch sorgten frühere Antihistaminika häufig dafür, dass sich Betroffene nach der Einnahme müde und abgeschlagen fühlten, ist die zweite Generation der Medikamente gut verträglich. Meist haben sie keine oder nur sehr leichte Nebenwirkungen. Vorteile sind, dass sie innerhalb kurzer Zeit wirken und daher vor allem bei akuten Beschwerden eingesetzt werden können. Schlägt die Antihistaminika-Therapie nicht an, können Patienten auf verschiedene Cortison-Präparate ausweichen.
Nebenwirkungen von Cortison
Bei richtiger Anwendung treten Nebenwirkungen nur selten auf. Dabei unterscheidet sich die Schwere und Ausprägung der Beschwerden nicht nur durch Dauer und Dosierung des Cortisons, sondern auch von der Verabreichungsform. Je gezielter Cortison-Präparate eingesetzt werden, umso sicherer und besser wirken sie. Laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB), dessen Vorsitzende Elke Heuvens ist, gilt bei der Einnahme von Cortison eine einfache Regel: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Mögliche Nebenwirkungen von Cortison sind laut DAAB:
- Gewichtszunahme
- Cushing-Syndrom mit Vollmondgesicht, Stiernacken und Gesichtsrötungen
- Osteoporose
- Erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte, sowie erhöhter Blutdruck
- Schlafstörungen
- Emotionale Störungen wie leichte Reizbarkeit oder Depressionen
- Erhöhtes Thrombose- und Infektionsrisiko
- Bei Kindern: vorübergehende Wachstumsstörungen
Cortison-Behandlung: Tabletten, Spritze oder Salbe?
Reichen andere Maßnahmen nicht aus oder sind nicht wirksam sind Cortison-Tabletten eine Alternative. Cortison wird jedoch bei allergischen Beschwerden nur selten in Form von Tabletten eingesetzt. Nehmen Patienten den Wirkstoff in Tablettenform ein, gelangt er über den Magen in den Blutkreislauf und wird dadurch im ganzen Körper freigesetzt. Cortison-Tabletten werden vor allem bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen angewendet. Bei kurzzeitiger Behandlung haben Betroffene keine Beschwerden zu befürchten.
Die äußerliche Anwendung auf der Haut von cortisonhaltigen Salben, Cremes und Lotionen eignet sich vor allem zur Behandlung von allergischen Ekzemen und bei entzündlichen Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte. Wird die Salbe richtig angewendet, kommt es nur in sehr seltenen Fällen zu Nebenwirkungen wie Hautverdünnung, Haarwurzelentzündung, leichten Pigmentstörungen und Dehnungsstreifen. Doch nicht bei allen Hauterkrankungen ist Cortison hilfreich. Medikamente mit Cortison können Akne, Rosazea oder Hautpilz sogar verstärken.
Cortison-Spritze bei anaphylaktischem Schock
Die Behandlung von Allergien mit Cortison-Depotspritzen ist wegen den starken Nebenwirkungen kaum noch üblich. Lediglich zur Behandlung von akuten, lebensbedrohlichen Symptomen, wie bei einem anaphylaktischen Schock, werden Cortison-Spritzen als Notfallmedikament eingesetzt.
In anderen Bereichen kommt Cortison unter anderem zur Behandlung bei Karpaltunnelsyndrom, Schleimbeutelentzündung oder entzündlichen Gelenkerkrankungen wie rheumatoider Arthritis zum Einsatz. Vorteil des entzündungshemmenden Mittels ist, dass der Wirkstoff genau dort injiziert wird, wo er wirken soll. Dabei kann es zu leichten Nebenwirkungen wie Schwellungen und Schmerzen an der Einstichstelle kommen. Schwerwiegende Beschwerden wie Gelenkinfektionen, Sehnenrisse oder Nervenschäden treten nur sehr selten auf. Um das Risiko möglicher Nebenwirkungen zu verringern, sollten die Spritzen in einem Abstand von vier bis zwölf Wochen verabreicht werden.
Cortison-Sprays helfen bei Atemwegserkrankungen
Cortison-Sprays werden sowohl zum Inhalieren bei Asthma oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), als auch bei Heuschnupfen, allergischem Schnupfen und Hausstaubmilbenallergie in Form eines Nasensprays verwendet. In der Asthma-Therapie spielt Cortison eine wichtige Rolle. Denn der Wirkstoff lindert neben den entzündliche Vorgänge in den Bronchien, auch die Schleimproduktion. Zudem beruhigt Cortison die Atemwege. Bei allergischem Schnupfen lindern sie Beschwerden wie eine laufende Nase oder Niesen.
Wichtig bei der Behandlung allergischer Erkrankungen mit einem Cortison-Spray ist die regelmäßige Anwendung. Nur dann kann die Therapie zum Erfolg werden. Auch sollten Heuschnupfen-Geplagte bereits ein paar Tage vor der Pollensaison mit der Behandlung beginnen, um starken Beschwerden vorzubeugen.
Nebenwirkungen bei Einnahme von Cortison: Nicht abrupt absetzen
Bei einer Anwendung von nur wenigen Tagen oder Wochen, maximal zwei bis drei Wochen, sind unerwünschte Beschwerden nur sehr selten. Mit einer längerfristigen und wiederholten Einnahme steigt jedoch das Risiko, ernsthafte Nebenwirkungen zu entwickeln. Zudem sollten Patienten Cortison-Tabletten nach längerer Einnahme nicht von heute auf morgen absetzen – sonst drohen, laut der Bundesvereinigung Deutscher Apotheker-Verbände (ABDA), Entzugserscheinungen. Die Experten raten vielmehr die Dosierung nach und nach auszuschleichen. Wie genau, sollte zuvor der behandelnde Arzt festlegen.
Cortison richtig einnehmen
Bei kurzfristiger Anwendung ist Cortison meist unbedenklich. Wird der Wirkstoff zudem nur in Maßen eingesetzt, haben Patienten meist nichts zu befürchten. Um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden, sollten Betroffene trotzdem ein paar Dinge berücksichtigen:
- Tabletten mit dem Wirkstoff müssen bereits einige Zeit bevor die akuten Beschwerden zu erwarten sind eingenommen werden.
- Auch die Tageszeit spielt dabei einer Rolle - So sollten Patienten Cortison-Tabletten möglichst zwischen 6 und 8 Uhr morgens einnehmen. Grund dafür: Der Körper produziert das Hormon bei Stress. Auch morgen schüttet er Cortisol vermehrt aus. Nehmen Betroffene die Tabletten zur gleichen Zeit ein, kann das zusätzliche Cortison den Körper nicht aus dem Gleichgewicht bringen.
- Bei der Anwendung von Cremes und Salben mit Cortison, ist es ratsam nach dem Auftragen die Hände gründlich zu waschen. Das verhindert, dass der Wirkstoff aus Versehen in die Augen gelangt.
- Asthma-Patienten, die ein Cortison-Spray verwenden, sollten nach dem Inhalieren den Mund ausspülen. Bleiben Reste im Mund- und Rachenraum, kann das die Abwehrkräfte stören und damit das Infektionsrisiko erhöhen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.