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Antibiotika-Lieferengpässe – wie Sie trotzdem an Ihre Medikamente kommen

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Von: Ines Alms

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Wichtige Antibiotika sind vor allem für Kinder knapp. Wer in dieser Mangellage dringend nach einem Medikament sucht, muss Ausdauer zeigen.

Kinderärzte und Eltern sind alarmiert – bei lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Lungenentzündung oder Scharlach werden Kindern und Jugendlichen Antibiotika wie Penizillin verschrieben, doch die Suche nach den Medikamenten ist derzeit in den vielen Apotheken erfolglos. Sogar in Kliniken herrscht inzwischen ein Mangel. Diese Präparate sind bundesweit gerade so knapp, dass fieberhaft nach Lösungen gesucht wird. Doch bis dahin stellen sich Erkrankte und besorgte Eltern die Frage, wie sie an die rare, oft lebenswichtige Ware kommen.

Antibiotika nicht lieferbar: Wie Sie trotzdem an die Medikamente kommen

Apotheker erklärt Mutter und Kind ein Medikament
Antibiotika für Kinder sind knapp. Manchmal dürfen Apotheker ein Ersatzpräparat herausgeben. (Symbolbild) © Zoonar/Imago

Das Bundesgesundheitsministerium hatte in der vorigen Woche offiziell einen Versorgungsmangel für Antibiotika-Säfte festgestellt. Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt hat nun eine Allgemeinverfügung veröffentlicht, mit der die Beschaffung dieser Antibiotika für Kinder erleichtert werden soll. Dank dieser Grundlage dürfen nun Arzneimittelgroßhändler und Apotheken in der EU verfügbare antibiotikahaltige Säfte für Kinder nach Deutschland bringen, teilte das Landesverwaltungsamt am 4. Mai laut dpa mit – auch wenn diese in Deutschland nicht zugelassen oder registriert sind.

Die fehlende Zulassung bedeutet nicht, dass das Medikament weniger sicher ist, denn Anforderungen an Arzneimittel sind EU-weit ähnlich. „Man kann davon ausgehen, dass die Zulassungsvoraussetzungen, die Herstellbedingungen und die Prüfstandards in der Qualität nahe an denen von Deutschland sein werden“, erklärt Apotheker Alexander Schmitz gegenüber der dpa. Wenn die Apotheke bei einem verschriebenen Wirkstoff einen Import aus dem EU-Ausland ausgeben möchte, sollte sie mit dem Arzt oder der Ärztin Rücksprache halten. „Und dann liegt es in den Händen des Arztes, eine Risikoabwägung durchzuführen“, sagt Schmitz.

Ausweichmöglichkeiten für fehlende Medikamente

Wer dringend ein Antibiotikum benötigt und in der Nähe eines Nachbarlandes wie Österreich oder Frankreich wohnt, konnte bisher auch die Möglichkeit nutzen, dort in den Apotheken sein Glück zu versuchen – manchmal sind bestimmte Medikamentengruppen wie Fiebersäfte andernorts eher erhältlich. Dies hängt zum Beispiel damit zusammen, dass es für Fiebersäfte nur ganz wenige Anbieter auf dem deutschen Markt gibt, erklärte Arzt und Gesundheitsökonom Prof. Dr. Dr. Afschin Gandjour im Tagesgespräch von ARD alpha. Doch der Antibiotika-Engpass betrifft grundsätzlich auch andere europäische Länder stark, daher sollte man sich nicht zu große Hoffnungen machen.

Ingrid Kaiser, Beiratsmitglied im Bayerischen Apothekerverband, ergänzt im Tagesgespräch auch die verzweifelte und bisher nicht dagewesene Lage der Apotheker, die ihren Kunden oft nicht mehr weiterhelfen können. Manche Apotheker fangen daher inzwischen damit an, selbst Antibiotika-Säfte herzustellen. Doch das braucht seine Zeit und oft fehlen auch Grundsubstanzen für die Produktion – bis dahin können sie meist lediglich Tipps geben, wo man die Medikamente bekommen kann.

Alternativ haben Apotheker manchmal die Möglichkeit, ein Ausweichmedikament herauszugeben, das ein vergleichbares Wirkungsspektrum oder vielleicht sogar den gleichen Wirkstoff wie das verschriebene Antibiotikum hat und gegebenenfalls die Dosierung anzupassen. Dafür müssen sie beim jeweiligen Arzt nachfragen, ob sie das Präparat verwenden dürfen. Doch „diese permanente Rückfragepflicht bindet viel zu viel Zeit in Apotheken und Praxen“, erklärte eine Sprecherin der Landesärztekammer gegenüber der dpa und forderte eine Abschaffung dergleichen.

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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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