Gehen wir mal ran ans Fett: Meinen Sie die Speckrollen, die man gut greifen kann?
Nein. Die Speckröllchen, die wir gut greifen können, sind unser Unterhautfettgewebe, unser sichtbares Fett. Das Bauchfett, das Viszeralfett oder auch intraabdominale Fett, ist tief in der Bauchhöhle eingelagert und dadurch erhöht sich der Umfang. Sie müssen das Maßband unter dem Rippenbogen ansetzen und einmal ringsum messen. Auch optisch dünne Menschen können zu viel Bauchfett haben. Viszeralfett hat zwei Aufgaben: Es schützt unsere Organe und ist ein weiteres Lager für Energiereserven, wenn Nahrungsmangel herrscht.
Was ist so gefährlich an Viszeralfett?
Stellen Sie sich das Fett tief im Bauchraum fast wie ein eigenes Organ vor, das Substanzen wie Hormone, Botenstoffe und Entzündungsfaktoren selbst produzieren kann. So entstehen niederschwellige Entzündungen, weil unsere Stoffwechsel- und immunologischen Prozesse sehr komplex ineinandergreifen.
Produziert das Bauchfett zu viele dieser Substanzen, wird das Immunsystem durch diese Entzündungsfaktoren chronisch aktiviert. D.h. es ist dauergestresst. Niederschwellige Entzündungen kann man mit der Glut eines Lagerfeuers vergleichen. Ein schwelendes Feuer.
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Das erklärt auch, weshalb übergewichtige Patienten bei einer Covid Erkrankung schlechter mit dem Virus fertig werden, deutlich häufiger schwere Verläufe erleiden und ein hohes Longcovid Risiko haben. Ihr Immunsystem ist durch die stillen Entzündungen überlastet.
Außerdem gilt Viszeralfett als Faktor bei der Freisetzung von Fettsäuren in den Blutkreislauf, wodurch Herzkrankheiten und ein Typ-2-Diabetes entstehen können.
Was kann man also konkret gegen Bauchfett tun?
Das wichtigste ist natürlich abzunehmen. Vielleicht hat man eine neue Motivation, wenn man diese wissenschaftlichen Fakten kennt. Trotzdem weiß ich natürlich, dass es nicht so einfach ist. Glauben Sie mir, ich betreue seit 40 Jahren Menschen, die Gewicht reduzieren wollen und kenne wohl die meisten Diäten.
Meinem Erachten nach gibt es nur eine wirklich langfristige und einfache Lösung: Man muss gesunde, frische, knackige, vitaminreiche Nahrung lieben und genießen. Und Ihren Stoffwechsel anregen. Wenn Sie z. B. süße Orangen mit Honig, Nüssen und Naturjoghurt essen können, warum sollten Sie einen Schokoriegel bevorzugen, der voller Haltbarkeitsmittel, Geschmacksverstärker, Transfetten, künstlichen Süß- und Farbstoffen ist? Meistens hilft es, wenn man mit einer grundlegenden Entgiftung des Körpers beginnt. Auch Intervallfasten ist ein guter Ansatz, Forscher um Frank Madeo vom Institut für Molekulare Biowissenschaften in Graz hat z.B. nachgewiesen, dass Bauchfett durch Fastenintervalle verringert wird.
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Trotzdem ist es nicht so einfach, abzunehmen und das Gewicht auch dauerhaft zu halten?
Abnehmen kann so einfach sein, doch leider werden oft falsche Ansätze empfohlen. Daher frage ich meine Patienten stets, was sie genau am Abnehmen hindert: Ist es Körperhunger oder Seelenhunger?
Beides treibt uns an den Kühlschrank. Das müssen wir auseinander halten. Das wichtigste ist aber, man darf keine Radikaldiät machen, denn dann rufen wir mächtige Gegner auf den Plan, gegen die man mit Willensstärke keine Chance hat. Ich meine aus dem Lot gebrachte Hunger- und Sättigungs-Hormone, das Gewichtsgedächtnis in unserem Darm und natürlich die Stoffwechselfalle. Sobald man hungert, schaltet der Körper auf Energiesparmodus um, denn es ist ihm egal, ob Sie in eine Hose passen wollen, er will das Überleben sichern. Sie müssen essen, aber eben das richtige. Und Ihren Stoffwechsel boostern.
Welchen Tipp können Sie unseren Lesern mitgeben?
Sie müssen gesund und “richtig” essen. Radikaldiäten sind keine langfristigen Lösungen und schaden Ihnen im schlimmsten Fall. Beziehen Sie seelische Aspekte mit ein: Heißhungerattacken zwischen den Mahlzeiten können beispielsweise stressbedingt sein und sind zu vermeiden.
Wie das gehen kann, erkläre ich beispielsweise in meinen Videos auf meinem YouTube-Kanal.
Herr Dr. Bauhofer, wir danken Ihnen für das Gespräch.