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Chirurgen warnen: Rauchen kurz vor der Operation birgt Risiken

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Von: Andreas Beez

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Chirurgen operieren einen Patienten.
Vor einer Operation kann der Patient mithelfen, das Risiko für Komplikationen zu senken - unter anderem durch einen Rauchstopp spätestens vier Wochen vor dem Eingriff. © Waltraud Grubitzsch/dpa

Rauchen vor der OP kann gefährlich sein, warnen Ärzte beim Chirurgie Kongress in München. Es drohen Komplikationen bei Narkose und Wundheilung.

„Eine letzte Zigarette auf der Fahrt ins Krankenhaus wird schon nicht so schlimm sein“, denken sich viele Raucher. Doch das kann sich als fataler Irrglaube entpuppen, warnen Chirurgen: „Rauchen direkt um eine Operation herum kann zu gravierenden Problemen unter anderem bei der Narkose und bei der Wundheilung führen.“ Die Zusammenhänge und Hintergründe erläutern Prof. Tim Vilz, Prof. Andreas Seekamp und Prof. Thomas Schmitz-Rixen in einem Beitrag für Münchner Merkur und tz anlässlich des Deutschen Chirurgie Kongresses 2023 in München.

Chirurgie-Professoren: Rauchen erhöht Blutdruck und Puls

Porträtfoto von Prof Schmitz-Rixen
Professor Thomas Schmitz-Rixen ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. © privat

Beim Inhalieren von Zigarettenrauch gelangt Kohlenmonoxid über die Lunge ins Blut. „Dadurch wird Sauerstoff aus dem Blut verdrängt, und es kann zu einer Sauerstoffunterversorgung des Gewebes kommen. Das wirkt sich negativ auf die Wundheilung aus“, erklären die Experten. Zudem erhöhe das Nikotin den Blutdruck und den Puls. Dieser Effekt könne - in Kombination mit der Sauerstoffunterversorgung - bewirke in manchen Fällen Komplikationen bei der Narkose und behindere mitunter auch die Heilung in den Tagen und Wochen nach dem Eingriff.

Studie zeigt: Rauchstopp spätestens vier Wochen vor der OP bringt Vorteile

Porträtfoto von Professor Andreas Seekamp
Professor Andreas Seekamp ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. © Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

Wie groß der Einfluss des Rauchens ist, habe eine wissenschaftliche Untersuchung des internationalen Forschungsnetzwerks „Cochrane Collaboration“ gezeigt. Es untersuchte die Krankengeschichten von Patienten, die spätestens vier Wochen vor einer OP ihre vorerst letzte Zigarette geraucht haben. „Diese Patienten hatten weniger Wundheilungsstörungen“, berichten die Professoren Vilz, Seekamp und Schmitz-Rixen. Das sei vor allem für Krebspatienten bei einer Tumoroperation oft von entscheidender Bedeutung. „In ihren Fällen können Wundheilungsstörungen eine eventuell notwendige Chemotherapie nach der OP verzögern oder Prognose verschlechtern.“

Vor der OP auch auf Alkohol verzichten und maßvoll Sport treiben

Neben einem Rauch-Stopp sei es vor einer OP auch sinnvoll, auf Alkohol zu verzichten. „Wie Nikotin ist Alkohol ein Zellgift, das den Körper schädigt und das Risiko um eine OP herum erhöht“, warnen die Chirurgen.

Zu einer guten Vorbereitung auf eine OP gehöre Bewegung. Sinnvoll seien Spaziergänge oder Fahrradfahren. Optimal sei leichtes Ausdauertraining kombiniert mit Kraft- und Dehnungsübungen. „Wie viel Training sinnvoll ist, sollten die Patienten mit Blick auf mögliche Vorerkrankungen allerdings unbedingt mit ihrem Arzt abstimmen.“

Porträtfoto von Professor Tim Vilz
Chirurg Professor Tim Vilz von der Uniklinik Bonn. © Saba, Johann F. - UKB

Chirurgen raten: Checkliste mit wichtigen Fragen vor der OP abarbeiten

Vor einer OP sollte der Patient den geplanten Eingriff mit seinem Hausarzt besprechen, raten die Chirurgie-Professoren. „Entscheidende Fragen sind: Ist die OP in der vom Operateur vorgeschlagenen Form notwendig, und wird sie in dem Krankenhaus auch häufig genug durchgeführt?“ Der Hintergrund: Studien belegen, dass die Komplikationsrate bei erfahrenen und geübten Operateuren sowie Kliniken mit einem entsprechenden Schwerpunkt geringer ist als in Häusern, in denen die betreffenden Eingriffe vergleichsweise selten vorgenommen werden.

Sechs Kriterien für mehr Sicherheit und hohe Qualität bei der OP

Wichtige Kriterien für ein hohes Maß an Sicherheit und Qualität sind nach Einschätzung von Prof. Vilz, Prof. Seekamp und Prof. Schmitz-Rixen folgende sechs Punkte: ein persönliches Gespräch mit dem Operateur, die Information über mögliche Alternativen zur OP (auch konservative Behandlungen), die ungeschönte Aufklärung über Risiken des Eingriffs, die Erörterung des voraussichtlichen Verlaufs nach der OP, die rechtzeitige Beratung darüber, wie der Patient bis zum OP-Tag seine Fitness verbessern kann, sowie im Zweifel die Einholung einer zweiten Meinung.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.
 

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