Erhöhte Leberwerte bis Hautausschlag: Welche Folgen ein dauerhaft hohes Stresslevel haben kann
Stress kann viele körperliche Auswirkungen auf den Menschen haben. Wenn es sich um Dauerstress handelt, kann das sogar richtig gefährlich werden.
Stress ist wohl eine der häufigsten Volkskrankheiten im Alltag der Menschen auf der ganzen Welt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Stress im Beruf bereits vor einer Weile zu einer der größten Gefahren des 21. Jahrhunderts erklärt und am „Burn-Out“-Syndrom litten 2021 laut dem AOK-Fehlzeiten-Report allein 194.000 gesetzlich krankenversicherte Arbeitnehmer in Deutschland.
Zu der totalen mentalen und körperlichen Erschöpfung kommen aber auch noch viele andere Leiden dazu, die allein durch Druck im Beruf oder im Privatleben verursacht werden. So kann sich ständiger Stress in schädlicher Weise auf Körper und Psyche auswirken.
Was passiert bei Stress im Körper?
Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers, die immer dann eintritt, wenn wir unter großem Druck stehen oder körperlich sowie psychisch stark gefordert sind. Der Körper wird dann in Alarmbereitschaft versetzt und ist aufnahmefähiger und leistungsfähiger, um die bevorstehende Herausforderung zu überstehen. Von Zeit zu Zeit ist diese Anspannung – auch Eustress, also positiver Stress genannt – in kurzen Intervallen gesund für den Körper und hält ihn sowie den Geist fit. Wenn der Zustand allerdings zu lange anhält, kann das negative Auswirkungen haben oder sogar zu gesundheitlichen Schäden führen.
Bei Stress registriert das Gehirn eine Gefahr und reagiert mit entsprechenden Prozessen im Körper. Es werden Stresshormone wie Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, worauf der Organismus wiederum mit einer erhöhten Herzfrequenz, beschleunigter Atmung, einem erhöhten Blutdruck und Blutzuckerwert und einer Erweiterung der Bronchien reagiert. Außerdem werden die Muskeln besser mit Nährstoffen versorgt, um im Ernstfall den Körper schützen zu können. Auch das Immunsystem wird aktiv. Organe wie Magen, Darm und Blase werden in hektischen Situationen dagegen in ihrer Funktion eingeschränkt, weil diese zur Bewältigung des alarmauslösenden Ereignisses nicht nötig sind.

Wenn der Stress dauerhaft anhält, schaltet der Körper irgendwann in die sogenannte Widerstandsphase. Dabei versucht er, sich an den chronischen Belastungszustand anzupassen, was zu den typischen Symptomen führt, die man im Alltag vielseitig beobachten kann, zum Beispiel Kopfschmerzen, Verspannungen oder ein hoher Blutdruck. Darauf folgt die Erschöpfungsphase, in der der Körper nicht mehr durchhalten kann und deshalb besonders anfällig für Krankheiten ist. Auch das Risiko für psychische Erkrankungen steigt dann an.
Auswirkungen von Stress auf innere Organe
Stress ist eine uralte Reaktion im menschlichen Körper, die noch aus der Zeit der Jäger und Sammler stammt und Menschen ermöglicht hat, in Gefahrensituationen schnell und durch Adrenalin vor allem körperlich stark zu reagieren. Der Körper ist allerdings nicht dafür ausgelegt, psychische und körperliche Belastung als Dauerzustand zu verspüren. Wenn solche Situationen zu lange anhalten, kann das sogar sehr ungesund werden.
Phänomene bei andauerndem Stress sind zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck. Da die erhöhte Menge an Stresshormonen den Herzschlag beschleunigt, steigt auch das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Zusätzlich kann es zu Problemen mit dem Blutzucker kommen: Wenn Stresshormone im Körper aktiv sind, braucht der Körper viel Energie, die er sich aus dem Zucker nimmt. Zusätzlich hindert das Hormon Cortisol das Insulin im Organismus daran, den Blutzuckerspiegel wieder zu senken, was zu noch mehr Ausschüttung von Insulin durch die Bauchspeicheldrüse führt. Dieses körperliche Durcheinander des Blutzuckers erhöht die Chance, an Diabetes Typ 2 zu erkranken.
Auch die Leber profitiert nicht von dem erhöhten Maß an Cortisol im Körper, da dieses dafür sorgt, dass mehr Fett in der Leber gespeichert anstatt wie sonst von dem Organ abgebaut wird. Auf Dauer kann das zu einer Fettleber sowie anderen gestörten Stoffwechselprozessen führen.
Wer dauerhaft im Stress ist, kann außerdem Probleme mit Magen und Darm bekommen, da die Funktion dieser Organe zurückgefahren wird. Das Resultat sind Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Verstopfungen, sowie Übelkeit oder sogar Magengeschwüre.
Auswirkungen von Stress auf die Haut
Unreine Haut gehört bei den meisten Menschen eigentlich in die Zeit der Pubertät und sollte mit dem Erwachsenwerden irgendwann hinter sich gelassen werden. Wer allerdings an Dauerstress leidet, der läuft Gefahr, den ein oder anderen Pickel mehr im Gesicht zu haben als unbedingt nötig wäre. Auch ein Ausschlag kann bei zu viel Belastung als Symptom auftreten.
Vor allem Menschen, die ohnehin schon an einer Hautkrankheit wie zum Beispiel Neurodermitis, Schuppenflechte, Nesselsucht oder Psoriasis leiden, sollten Stress vermeiden. Ist der Körper in einer dauerhaften Stresssituation, kann es nämlich sein, dass diese Krankheiten extremer werden, sich weiter ausbreiten und auch der Juckreiz wird dann schlimmer. Wer den Juckreiz unterdrückt, macht sich wiederum innerlich weiteren Druck und befindet sich am Ende in einem Teufelskreis.
Auswirkungen von Stress auf die Psyche
„Tut mir leid, ich bin gestresst.“ Diesen Satz hat bestimmt jeder Mensch, der voll berufstätig ist oder Kinder zu Hause hat, schon einmal gesagt, nachdem er jemanden etwas unhöflich angeraunzt hat. Stress hat nämlich nicht nur körperliche Auswirkungen, sondern greift auf Dauer auch die Psyche des Menschen an.
Zunächst kann sich das in noch eher harmlosen Symptomen wie Anspannung, Nervosität, Gereiztheit und Unzufriedenheit äußern. Je länger der Stress anhält, desto schlimmer werden die Auswirkungen aber auch hier, bis sie in Konzentrationsstörungen bis hin zu Angstzuständen und Wut gipfeln.
Daraus kann außerdem eine Depression entstehen, bei der sich Betroffene innerlich leer, trüb und antriebslos fühlen und keine Kraft und Motivation mehr haben, ihren Alltag zu meistern. Auch Müdigkeit, ein vermindertes Selbstwertgefühl, negative Gedanken und Schlafstörungen können Symptome sein, ebenso wie Panikattacken. Diese Angstzustände können entstehen, wenn zu viele Stressfaktoren auf einmal auftreten. Dann beschleunigt sich das Herz noch mehr und es kann zu Schweißausbrüchen, Schwindel, Atemnot, Erstickungsgefühlen, Hitzewallungen oder Kälteschauern sowie zu Benommenheit oder Ohnmacht kommen. Auch ein beklemmendes Gefühl in Brust und Hals oder Übelkeit können auftreten. In all diesen Fällen sollte ein Arzt konsultiert werden. Im Falle der Depression ist meist psychologische Hilfe nötig.
Der psychische Endgegner bei Stresserkrankungen ist dann der Burn-Out, ein Zustand völliger körperlicher, psychischer und emotionaler Erschöpfung. Symptome sind Lustlosigkeit, Angst, Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Tinnitus, Herz-Kreislauf-Probleme und Motivationslosigkeit. Die erfolgreiche Behandlung eines Burn-Outs kann Monate dauern.
Wie man Stress entkommen kann
Um Dauerstress im Alltag zu vermeiden, muss man zuerst einmal erkennen, was den Stress verursacht. Diese Problemzonen im alltäglichen Leben müssen im nächsten Schritt entweder ganz beseitigt oder zumindest eingeschränkt werden. Wenn das nicht geht, weil es sich zum Beispiel um den finanziell notwendigen Job handelt, muss man lernen, mit den Umständen seines Lebens stressfreier umzugehen. Dazu gehört auch, auf seinen eigenen Körper und dessen Grenzen zu hören und sich regelmäßig Zeit zur Entspannung zu nehmen. Das kann die Meditation am Abend sein, die Massage am Wochenende, ein Sportkurs, regelmäßige Netflix-Pausen oder Zeiten, in denen man sich hinlegt und seine Lieblingsmusik hört.
Wichtig ist auch die Reaktion in akuten Stresssituationen. Wer lernt, erst einmal tief durchzuatmen, bevor er sich in eine Herausforderung stürzt, gibt seinem Körper Gelegenheit, herunterzufahren. Da der Atem in Stresssituationen beschleunigt und das Herz schneller schlägt, ist tiefes Durchatmen dann besonders wichtig. Wer seinem Körper nicht noch zusätzlich Stress bereiten will, sollte außerdem dafür sorgen, dass dieser so gesund wie möglich ist. Wenn Stress auf der Arbeit oder zu Hause nicht vermieden werden kann, dann fördern eine gesunde Ernährung und Bewegung, am besten bei Tageslicht und an der frischen Luft, immerhin die Leistungsfähigkeit und sorgen dafür, dass der Stress leichter bewältigt werden kann.
Und zu guter Letzt: für Freude sorgen. Wer unter Dauerstress leidet, sollte niemals vergessen, dass man sich genauso auch dauerhaft freuen kann. Und wenn die Liebsten es nicht tun, dann kann man sich auch hin und wieder selbst eine Freude machen. Das kann ein Hobby sein, das Spaß macht, eine Komödie im Fernsehen, die zum Lachen bringt, oder ein lustiger Spieleabend mit Freunden. So banal es auch klingt: Manchmal ist Lachen wirklich die beste Medizin.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.