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„Wenn wir Daten nicht nutzen, lassen wir Menschen sterben“: Datenschutz birgt Nachteile für Patienten

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Von: Juliane Gutmann

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Ein Patient wird auf der Covid-19-Intensivstation des Münchner Klinikum Rechts der Isar im Jahr 2021 von Fachkräften medizinisch betreut.
Strenger Datenschutz wirkt sich negativ auf den medizinischen Fortschritt aus – so ein Fazit des diesjährigen Digital Health Summit. Im Bild zu sehen: Ein Patient wird auf der Covid-19-Intensivstation des Münchner Klinikums rechts der Isar im Jahr 2021 von Fachkräften medizinisch betreut. © Peter Kneffel/dpa

In Kliniken und Arztpraxen gelten strenge Datenschutz-Regelungen. Experten wie Infektiologe Christoph Spinner sehen darin einen gefährlichen Nachteil für Patienten.

Datenschutzkonzepte in Krankenhäusern und Arztpraxen sollen das Risiko minimieren, dass sensible Daten missbräuchlich verwendet werden. So können bestimmte Gesundheitsdaten, die bei Arbeitgeber oder Versicherung landen, negative Konsequenzen für den Bürger oder die Bürgerin bedeuten. Viele datenschutzrechtliche Vorgaben sind daher sinnvoll, etwa, dass nach einer Vorsorge-Untersuchung am Telefon keine Auskunft über die Ergebnisse erteilt wird.

Jedoch stößt der Datenschutz im Gesundheitswesen auch an Grenzen, die Nachteile für Patienten bergen. So dürfen Kliniken wegen der Schweigepflicht-Regelungen auch engsten Angehörigen wie dem Ehepartner grundsätzlich nichts über den Gesundheitszustand des Patienten sagen. Dazu bräuchte man im Normalfall entweder eine Schweigepflicht-Entbindungserklärung oder eine Vorsorgevollmacht, informiert die Apotheken Umschau.

Nicht nur im Notfall, auch in Hinblick auf die bestmögliche Therapie vergibt Deutschland Chancen aufgrund der strengen Datenschutz-Regularien – so eine Essenz des diesjährigen Digital Health Summit am Klinikum rechts der Isar in München.

Eine Pflegerin sortiert Medikamente in Tablettendispenser in einem Pflegeheim
In Deutschland herrschen strenge Datenschutzvorgaben in Kliniken. © Inga Kjer/Imago

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„Patienten müssen wieder in den Fokus gerückt werden“

An drei Tagen wurde im Rahmen des Digital Health Summit diskutiert, wie Digitalisierung unsere Gesundheitssysteme revolutionieren kann, welche Projekte erfolgreich umgesetzt wurden und wo Kliniken und Mediziner an teils gefährliche Grenzen stoßen. Zu den Teilnehmern am Digital Health Summit zählte unter anderem Dr. Christoph Spinner, Infektiologe und Oberarzt am Klinikum rechts der Isar. Er sprach sich dafür aus, dass Datenschätze in Kliniken nutzbar gemacht werden sollten. Spinner merkte im Rahmen einer Diskussionsrunde an, dass sogar die Krankenhäuser selbst aus Datenschutz-Gründen nicht die Möglichkeit haben, die im eigenen Haus gesammelten Daten für Forschungszwecke zu verarbeiten. „Aus diesem Grund können wir keine Studien durchführen, welche uns zum Beispiel Aufschluss darüber geben, nach welchem Zeitraum vierfach gegen Corona geimpfte Patienten an Covid-19 erkranken“, so Spinner vom Klinikum rechts der Isar.

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Doch genau solche Erkenntnisse seien wichtig, um Patienten bestmöglich zu beraten und zu therapieren. „Patienten müssen wieder in den Fokus gerückt werden“, so Christoph Spinners Meinung. „Die IT unterstützt uns hier nicht“, erklärt er weiter aus Sicht eines Arztes. Stephan Noller, Vorsitzender beim Softwareentwickler ubirch mit Sitz in Köln stimmt zu und formuliert es so: „Wenn wir Daten nicht nutzen, lassen wir Menschen sterben“. Er beschreibt intelligente digitale Lösungen als wichtigen Weg, um medizinischen Fortschritt voranzutreiben. Doch der Wille, diese in Deutschland einzuführen, stößt auf Widerstand vonseiten Wirtschaft, Politik und Datenschützern.

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