Künstliche Intelligenz in der Medizin: „Muss sich wie ein Mensch anfühlen, nicht wie ein Roboter“

Die Digitalisierung gewinnt auch im Gesundheitswesen an Bedeutung. Anlässlich des 5. Digital Health Summit trafen sich Experten in München und diskutierten über den digitalen Wandel in der Medizin.
Auch im Gesundheitswesen gehört der digitale Wandel zu einer der größten Herausforderungen unserer Zeit. Das beginnt im Kleinen, beispielsweise bei der inzwischen digitalen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU), und endet bei den großen Fragen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im medizinischen Alltag. Im November 2022 diskutierten deshalb beim Digital Health Summit (DHS) in München zum fünften Mal über 250 Experten aus Medizin, Politik und Wirtschaft unter anderem darüber, was KI im Gesundheitswesen leisten kann, wem sie etwas bringt und wie man Datensicherheit mit Innovationskraft kombiniert.
Digitalisierung im Gesundheitswesen: Experten diskutieren beim „Digital Health Summit“ über Einsatz von KI
„Wir müssen Wände einreißen in einem System, in dem das Faxgerät als das wichtigste Transformationssystem gilt“, sagte Dr. Wolfgang Heubisch, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, auf einem der zahlreichen Panels, Impulsvorträge und Diskussionsrunden der Veranstaltung. Der Politiker beschreibt damit den Status Quo, der sich beispielsweise darin zeigt, dass erst in diesem Jahr das E-Rezept in Deutschland eingeführt wurde. So betonte gleichermaßen Dr. Narges Ahmidi, Leiterin der Abteilung „Reasoned AI Decisions“ am Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS bei einer Diskussionsrunde zum Thema „Welche Probleme kann KI wirklich lösen?“: „Künstliche Intelligenz beginnt bereits bei den Basics. Wie kommt ein Patient beispielsweise an seine Daten, wenn er von einem Arzt zum anderen überwiesen wird.“
Während gemeinsam erörtert wurde, ob Technologien wie KI, Cyber Security oder Telemedizin tatsächlich zu besserer Versorgung beitragen und wie Menschen davon profitieren können, präsentierten auch Start-ups bei der 3-tägigen Veranstaltung ihre Innovationen und neuen Ideen. Der DHS schaffte es somit, eine Brücke zu bauen: zwischen den technischen Visionen von Start-ups und Industrie und den Bedürfnissen von Patienten, Pflegepersonal und Medizinern. Der Fokus auf Patienten beim Einsatz von KI im Klinikalltag spielte zudem in den Diskussionsrunden immer wieder eine wichtige Rolle. Prof. Dr. Christina Piazza vom Lehrstuhl für Anwendungen in der Medizin der Technischen Universität München (TUM) erklärte: „Wir müssen den Nutzer in den Mittelpunkt stellen und die richtigen Fragen stellen, um herauszufinden, was zum Beispiel die Bedürfnisse der Patienten sind und was sie brauchen.“
Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen: Vorteile von Robotern in Medizin
Bei all den Diskussionen über den digitalen Wandel in der Medizin soll der Mensch laut den Experten also in den Fokus gerückt werden. Das Ziel ist es, mit den neuen Möglichkeiten die Versorgung von Patienten zu verbessern und gleichzeitig die Arbeit für das Pflegepersonal zu erleichtern. „Eine künstliche Intelligenz kann 24 Stunden am Stück arbeiten und wird nicht müde“, erklärte Dagmar Schuller, Geschäftsführerin und Mitgründerin der audEERING GmbH, die Vorteile, die zum Beispiel ein Roboter haben kann. Dabei muss „es sich wie ein Mensch anfühlen, nicht wie ein Roboter“, weiß Piazza. Man müsse den Patienten außerdem den Schrecken vor dem Einsatz von KI nehmen. Überdies soll KI das menschliche Pflegepersonal keineswegs ersetzen. Vielmehr geht es um eine Kooperation.

KI kann dem Pflegepersonal Aufgaben abnehmen, wodurch diesem mehr Zeit und Ressourcen zur Verfügung stehen, um zum Beispiel empathischer auf Patienten eingehen zu können. Wichtig ist es, dass man den Patienten gegenüber Vertrauen aufbaut, wenn es um den Einsatz von künstlicher Intelligenz geht. Feststeht also, dass auch das Gesundheitswesen in Zukunft immer digitaler wird. Im Moment stehen wir damit zwar noch ganz am Anfang, meint Prof. Dr. Dr. Jens Kleesiek vom Institut für KI in der Medizin der Universität Witten/Herdeck, aber: „Es wird eine Zeit geben, in der es als unethisch gilt, wenn Patienten nicht mit einem Algorithmus untersucht werden.“