Aufgrund seiner persönlichen Erlebnisse entwickelte er zwölf hilfreiche Kriterien, die auf ein „High Need Baby“ hindeuten und betroffenen Eltern helfen sollen.
Kindererziehung ist nicht einfach, das werden viele Eltern bestätigen können. Zwar vereint Eltern mehr oder weniger die gleiche Herausforderung, ihre Kinder gut und richtig zu erziehen, doch gehen in der Praxis die Ansichten häufig auseinander. Während die einen Helikopter-Eltern sind, möchten andere es als sogenannte Panda-Eltern ganz anders machen.
Was nun die richtige Erziehung bedeutet, versucht auch der anerkannte Kinderarzt Dr. William Sears zu vermitteln. Gemeinsam mit seiner Frau Martha Sears, die Stillberaterin und Krankenpflegerin ist, setzt er seit 1982 auf die Erziehungsphilosophie „Attachmend Parenting“, das bedeutet eine bindungsorientierte und bedürfnisorientierte Erziehung.
Folgende zwölf Hinweise deuten laut Dr. Sears darauf hin, dass ein Baby „High Needs“ hat:
Während andere Säuglinge zufrieden im Bettchen liegen, wirken sogenannte „High Need Babys“ wesentlich unruhiger. Diese Kleinen weinen, häufig viel und laut, möchten nahezu permanent gestillt oder gefüttert werden, fordern laut der Eltern rund um die Uhr Aufmerksamkeit und Nähe ein, lassen sich nur schwer ablegen, ohne zu weinen. Ihnen fällt es dann schwer, das richtige Maß an Fürsorge und Lockerheit zu finden. Da „High Need Babys“ sehr intensiv fühlen, reagieren sie auch stärker, wenn ihre Gefühle gestört und Bedürfnisse nicht sofort erfüllt werden.
Die intensiven Gefühle eines „High Need Baby“ werden häufig von einer deutlichen Körpersprache begleitet. Dann werden die kleinen Fäuste geballt, der Rücken durchgebogen, die Muskeln angespannt. „Die Muskeln der Säuglinge mit hohen Bedürfnissen sind selten entspannt oder ruhig“, weiß Kinderarzt Dr. Sears aus Erfahrung.
„High Need Babys“ kosten die Eltern viel Energie: Ununterbrochenes Stillen, Tragen und im Arm-wiegen sind an der Tagesordnung. Kinderarzt Dr. Sears empfiehlt den betroffenen Familien, diese durchaus schweren Momente als eine Phase anzuerkennen, durch die es irgendwie durchzukommen gilt. Wichtig sei dabei stets: So gut es geht ruhig bleiben, mit sich selbst auch nachsichtig sein, den Druck hinsichtlich der Haushaltsaufgaben herausnehmen, wenn möglich auch Unterstützung holen.
„High Need Babys“ suchen häufig und lange den körperlichen Kontakt, möchten intensiv an der Brust der Mutter sein – nicht nur, um den Hunger zu stillen, sondern auch, um ihr Bedürfnis nach Nähe zu befriedigen.
Das stark bedürfnisorientierte Baby wird nicht nur gerne herumgetragen – diese Kinder vermitteln ihren Eltern ein Gefühl, dass sie nur schwer warten können, um ihr Bedürfnis erfüllt zu bekommen. Dann wird nicht selten sehr schnell und laut geschrien.
Typisch für sogenannte „High Need Babys“ ist der Umstand, dass ihnen das Einschlafen und Durchschlafen schwerfällt – für viele betroffene Eltern mit Abstand die schwierigste Herausforderung, denn das gestörte Schlafbedürfnis des Kindes wirkt sich automatisch auch auf ihre eigene Schlafqualität aus.
„High Need Babys“ wirken oft unausgeglichen und unzufrieden, sind weinerlich, quengeln – trotz des ganzen Herumtragens, Stillens und Gut-Zuredens durch die Eltern.
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Babys mit sehr großen Bedürfnissen zeigen häufig extreme Stimmungsschwankungen, was sie letztlich so unberechenbar für Eltern macht. Wenn sie glücklich sind, ist es eine Freude, mit ihnen zusammen zu sein. Sie können mit ihrem freudigen Wesen als meisterhafte Charmeure überzeugen. Doch wenn sie wütend sind, lassen sie auch jeden um sich herum die Wut spüren.
„High Need Babys“ sind laut Dr. Sears schnell reizbar – Geräusche und Veränderungen können die Kinder ganz schnell aus der Ruhe bringen. Während die einen Familien ein ganz normales Alltagsleben führen können, ohne dass der schlafende Säugling geweckt wird, erwachen Babys mit „High Need“ oft beim kleinsten Geräusch.
Diese Babys möchten mit ihrem hohen Bedürfnis nach Nähe ständig im Arm gehalten oder getragen werden – Hauptsache Körperkontakt.
Säuglinge mit besonderen Bedürfnissen akzeptieren häufig keinen Schnuller oder Spieluhren, um sich zu beruhigen und einzuschlafen. Es ist auch hier eher eine Bezugsperson, deren Nähe sie einfordern, um zur Ruhe zu kommen.
„High Need Babys“ sind in vielen Fällen sehr anhänglich, besonders der Mutter gegenüber. So mancher Vater muss dann von außen unfreiwillig „zusehen“, wie sich der kleine Säugling in den meisten Situationen nur von der Mama beruhigen lässt. Auch andere Familienmitglieder wie Oma und Opa werden in den wenigsten Fällen fürs Herumtragen akzeptiert – das wird dann wieder durch lautes Schreien des Babys deutlich gemacht. Die Devise „Einfach mal schreien lassen, es beruhigt sich von selbst“ ist bei „High Need Babys“ wenig gegeben.
Sollten wir uns möglicherweise eher ein Beispiel an der Erziehung in Frankreich nehmen? Da sollen Kinder sogar weniger Verhaltensprobleme zeigen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteuren und Redakteurinnen leider nicht beantwortet werden.