Erziehungsfehler: Warum Sie Kinder nie vergleichen sollten
Kinder sollen sich frei entwickeln und entfalten, so wünschen es sich die meisten Eltern. Gegenseitiges Vergleichen ist nicht gut – doch warum genau?
Lauscht man den Gesprächen der Mütter auf dem Spielplatz, sind es häufig die gleichen Themen rund um den Nachwuchs, die ausgetauscht werden. Und unterschwellig oder auch direkt werden dann untereinander Ratschläge erteilt und zwischen den Kindern Vergleiche gezogen: „Seit wann kann Deines denn schon sitzen?“ – „Wann fing sie mit dem Krabbeln an?“ – „Er kann schon bis zehn zählen? Das kann unser Sohn noch nicht!“ – „Wie gut Ihr es habt, dass er sich schon so selbstständig anziehen kann, das klappt bei unserem Kind noch gar nicht!“ – „Eure Kleine ist so freundlich und höflich, unser Sohn rastet so schnell aus und hört gar nicht auf uns.“ Diese und andere Konversationen werden den meisten Eltern sehr bekannt vorkommen.
Dabei wissen die meisten eigentlich, dass Vergleiche zwischen den Kindern zu ziehen weder den Eltern selbst, noch den Kindern wirklich viel bringen – außer Frust in den meisten Fällen. Der bekannte Familien- und Erziehungsberater Jan-Uwe Rogge erläutert, was die Hintergründe des Vergleichens von Eltern und Kindern sind und warum es wichtig ist, es besser nicht zu tun.
Erziehungsfehler: Eltern-Bashing und Fokus auf die Defizite der Kinder

Der Druck, den sich Eltern machen, hat in den letzten 20 bis 30 Jahren stark zugenommen: das eigene Kind noch besser erziehen, noch mehr fördern, die nötige Strenge in der Erziehung ansetzen, die Kinder noch mehr loben, auf den Nachwuchs für die beste Entwicklung immer Acht geben, möglichst gesund ernähren, am besten vegan.
Was Mütter und Väter dann zusätzlich noch unter Druck setzt, ist das „Eltern-Bashing“, wie Jan-Uwe Rogge gegenüber Rundschau Online erklärt. „Eltern stehen unter genauer Beobachtung, sie werden getadelt und es wird ihnen ständig suggeriert, was sie alles machen müssen. Das ist auch ein Grund, warum sie sich immer vergleichend umschauen und den Fokus auf das legen, was bei ihnen nicht läuft“, so Rogge weiter.
Und diese vergleichende Haltung wenden sie dann nicht selten bei ihren eigenen Kindern an – selbst, wenn sie sich grundsätzlich dagegen aussprechen und es auch verurteilen, wenn sie selbst mit anderen Eltern verglichen werden. „Das Problem ist: Viele Eltern nehmen an ihren Kindern und an sich selbst nur die Defizite wahr. Sie fragen sich dann: Warum kann das andere Kind das schon, meins aber noch nicht? Was mache ich falsch? Warum funktioniert es bei mir nicht so gut?“, erläutert der Erziehungsberater.
Dabei zeigt sich, dass die sogenannten Helikopter-Eltern mit dieser Haltung weniger selbstbewusste als vielmehr verhaltensgestörte Kinder erziehen. Und auch die sogenannten U-Boot-Eltern schaden ihrem Nachwuchs nachweislich. Da wäre es in vielerlei Hinsicht nicht verkehrt, sich etwas von den Dänen abzuschauen, die laut Umfrage weltweit Kinder am besten erziehen.
Erziehungsfehler: Kinder nicht vergleichen – Eltern schaden der Entwicklung
Der Autor Jan-Uwe Rogge stützt sich in seiner Arbeit hingegen auf den bekannten Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi und dessen über 100 Jahre alte These: Vergleiche nie ein Kind mit einem anderen – sondern immer nur mit sich selbst. „Hier bekommt der Vergleich sozusagen eine andere Qualität: Man sollte das Kind in seiner eigenen Entwicklung sehen. Eltern sollten sich also nicht fragen, was ihr Kind nicht kann, sondern was es noch nicht kann. Ich finde es wichtig, das Kind als einen Menschen wahrzunehmen, der sich entwickelt“, betont Rogge gegenüber Rundschau Online.
Erziehungsfehler: Kinder zu vergleichen schadet dem Selbstwertgefühl
Es sei daher wichtig, das eigene Kind auch stets als Individuum zu sehen und auch so zu behandeln. Wenn Eltern ihm möglicherweise noch direkt vermitteln würden, dass es andere Kinder „besser“ machen, könne dies verheerenden Einfluss auf das kindliche Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein haben und die gesunde Entwicklung schädigen.
Stattdessen gilt: Darauf vertrauen, dass das Kind seinen ganz eigenen, individuellen Weg gehen wird und dafür Anreize und Ideen mit an die Hand geben – jedoch im Sinne des eigenen Kindes und nicht ausschließlich in Anlehnung an die Entwicklung anderer Kinder. Wenn sich Eltern in Sachen Kindererziehung weniger unter Druck setzen, wirkt sich dies letztlich auch positiv auf die Zufriedenheit des Nachwuchses aus.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteuren und Redakteurinnen leider nicht beantwortet werden.