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Strenge Erziehung lässt Kinderhirne schrumpfen: Studie erklärt das Phänomen

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Von: Natalie Hull-Deichsel

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Wer sein Kind von klein auf streng erzieht, auch mit Anschreien und Wutausbrüchen, schadet nachweislich dessen Gehirn und Entwicklung, laut Studie.

Montreal – Wissenschaftlicher der Universität Montreal (UdeM) untersuchten, inwieweit eine strenge Erziehung Auswirkungen auf die Entwicklung des kindlichen Gehirns hat und kamen dabei zu bedeutsamen Erkenntnissen, wie das Portal „Forschung und Wissen“ veröffentlichte. Dem voraus gehen bereits intensive Untersuchungen zu den körperlichen und seelischen Auswirkungen von schwerem körperlichem Missbrauch bei Kindern, die bereits zeigen, dass sich dadurch bestimmte Hirnregionen schwächer entwickeln. Die Forscher aus Montreal wollten anhand ihrer Studie, die in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Development and Psychopathology“ publiziert wurde, nun mögliche Konsequenzen einer sehr strengen Erziehung bei Kindern auf den Grund gehen – eine Erziehung, die auch mit Züchtigung des Kindes verbunden sein kann.

Strenge Erziehung lässt Kinderhirne schrumpfen: Studie erklärt das Phänomen

MRT-Bilder der Gehirne von autoritär erzogenen zwölf bis 16-jährigen Kindern der präfrontale Cortex und die Amygdala kleiner waren als bei Gleichaltrigen.
In einer Studie wurden die Auswirkungen von Anschreien, Wutausbrüchen und Schlägen durch die Eltern auf die Entwicklung des Kinderhirns untersucht. (Symbolbild) © Gary Waters/Imago

Erziehungsstile gibt es heutzutage viele: Angefangen bei den Helikoptern-Eltern, die ihre Kinder umkreisen und verwöhnen, über die Rasenmäher-Eltern, die ihre Kinder permanent vor Gefahren schützen möchten bis hin zu den U-Boot-Eltern, deren Erziehungsstil den Kindern besonders schadet, laut Experten.

Welcher Schaden für Kinder entsteht, die besonders streng, autoritär, mit züchtigenden Mitteln erzogen werden, damit beschäftigte sich die Wissenschaftlerin Sabrina Suffren. Ihre Studie ist die erste ihrer Art, die sich mit den Auswirkungen einer strengen Erziehung mit Anschreien, Wutausbrüchen und Schlagen von Eltern auf die Gehirnentwicklung des Kindes befasst. Im Rahmen der Studie wurden ca. 100 Kinder und die Entwicklung ihres Gehirns von ihrer Geburt an bis zum Teenageralter untersucht. Mittels eines standardisierten Fragebogens zum Erziehungsstil der Eltern wurden Kinder ab ca. zwei Jahren bis neun Jahren befragt. Gleichzeitig wurden Gefühls- bzw. Angstzustände der Probanden festgehalten und in Form von Daten ausgewertet.

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Gehirn schrumpft durch strenge Erziehung: Untersuchungen mit Hirnscans belegen es

Ab dem Alter von zwölf Jahren untersuchten die Wissenschaftler anhand einer Magnetresonanztomographie (MRT) die Gehirne der befragten Kinder. Was sich zeigte: sehr streng erzogene Kinder zeigten einen verkleinerten präfrontalen Cortex und eine zurückgebildete Amygdala als Teil des limbischen Systems, in Vergleich zu Gleichaltrigen. Diese beiden Regionen sind wichtig für die Regulierung von Gefühlen und entscheidend bei der Entstehung von Ängsten und Depressionen.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

„Diese Ergebnisse sind sowohl bedeutsam als auch neu. Es ist das erste Mal, dass harte Erziehungspraktiken, die nicht als schwerer Missbrauch gelten, mit einer verringerten Größe der Gehirnstruktur in Verbindung gebracht wurden, ähnlich wie bei Opfern schwerer Missbrauchshandlungen. Es ist wichtig für Eltern und die Gesellschaft zu verstehen, dass strenge Erziehungsmaßnahmen der Entwicklung des Kindes schaden können – sozial wie auch emotional“, erklärt Suffren gegenüber „Forschung und Wissen“. Die Studie gibt Hinweise darauf, dass auch eine dauerhaft strenge Erziehung ähnliche Folgen nach sich ziehen könnte wie schwerer Kindesmissbrauch.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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