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Der schönste Tag im Leben oder einfach furchtbar: Drei Mütter berichten von der Geburt ihres Babys

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Von: Natalie Hull-Deichsel

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Die Geburt eines Babys erlebt jede Mutter individuell. Für viele ist es ganz besonders, für andere nur schmerzhaft, für manche wie ein Trauma. Warum es wichtig ist, über die Erlebnisse offen zu sprechen.

Eine Geburt kann man sich erst vorstellen, wenn man sie erlebt hat – das ist wohl das Resümee vieler Mütter und auch Väter. Kein Buch, kein Ratgeber kann das vorhersehen und -sagen, was mit und nach der Geburt kommen wird. Zwar stehen alle Eltern vor der gleichen Aufgabe und Herausforderung, das neue Familienmitglied auf die Welt zu bringen, das Leben mit dem kleinen Menschen zu strukturieren und organisieren. Doch letztlich entwickelt es sich in jeder Familie anders, da jedes Baby individuell ist und Eltern – während sie in ihre neue Rolle hineinwachsen – entsprechend auf das Kind reagieren.

Mit dem positiven Schwangerschaftstest beginnt bereits der neue Lebensabschnitt und zunächst existiert nur eine Vorstellung der Geburt und dessen, was mit dem Baby alles kommen mag. Damit verbunden sind häufig Sorgen, Ängste und eine Ungewissheit sowie Fragen über Fragen: Was kommt auf mich, beziehungsweise uns zu? Wie wird die Geburt? Soll ich im Krankenhaus oder zu Hause entbinden? In welches Krankenhaus soll ich gehen? Was mache ich, wenn ich keine Hebamme finde? Möchte ich auf natürlichem Weg oder durch Kaiserschnitt entbinden? Kann ich die Schmerzen aushalten? Soll ich es ohne PDA versuchen?

Geburt als schönster Tag im Leben oder wie ein Trauma

Schwangere mit Zugang im Bett
Die Geburt eines Kindes ist für Mütter in der Regel ein unvergessliches Erlebnis, ob im positiven oder negativen Sinne. © Anna_Omelchenko/Imago

Über die Geburt zu sprechen, ist für viele Mütter noch nicht selbstverständlich. Dabei ist es gerade dann wichtig, darüber zu reden, wenn die individuelle Erfahrung keine gute oder sogar belastende ist – sei es, weil das Kind zu früh auf die Welt kam oder weil die Geburt selbst als traumatisches Erlebnis empfunden wurde. Spiegel Online sprach mit drei Frauen über ihre ehrlichen Geburtserfahrungen.

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Geburtserlebnis: „Das war der schönste Tag in meinem Leben“ – Laura, 29

„Ich hätte vorher nie gedacht, dass eine Geburt so schön sein kann. Das war der schönste Tag in meinem Leben. Der Moment, wo sie aus dem Wasser aufgetaucht ist und mir auf die Brust gelegt wurde: Der war so schön, den kann ich gar nicht beschreiben. Von der ersten Wehe bis zur Geburt dauerte es vier Stunden. Das war sehr schnell und ziemlich überwältigend. Aber ich hatte eine gute Betreuung. Es war sehr selbstbestimmt: Ich durfte machen, womit ich mich wohlfühlte. Natürlich hatte ich Angst, aber ich versuchte eben, damit umzugehen. Das würde ich auch anderen raten: Sich vorher mit dem Schmerz zu beschäftigen – und damit, ihn positiver wahrzunehmen. Und dass man jemanden dabei hat, der sich im Notfall für die eigenen Interessen einsetzt.“

Geburtsbericht: „Ich war wütend, weil ich mich so fremdbestimmt fühlte“ – Julia, 28

„Schon bevor ich schwanger war, habe ich mich sehr ehrlich mit meiner Mutter über die Geburt unterhalten. Im eigenen Umfeld traut man sich ja eher zu fragen. Meine Mutter hatte einen Dammschnitt und war davon traumatisiert. Deshalb hatte ich Angst, dass es auch bei mir nötig sein würde. Ich stellte mir das so schrecklich vor: Weil ein anderer über die Unversehrtheit meines Körpers entscheiden würde. Mein Kind kam einen Tag nach dem errechneten Termin. Als die Wehen einsetzten, ging es mir zunächst echt gut. Ich fühlte mich stark. Als es trotzdem nicht schneller ging, machte die Hebamme ein sogenanntes Kristeller-Manöver. Dabei legte sie sich auf den Bauch. Das war ziemlich schmerzhaft. Der Kreißsaal war plötzlich voller Menschen und alle hatten Anweisungen: Wann ich pressen, stillhalten, die Luft anhalten sollte. Das war mir zu viel. Irgendwann sagte mein Mann: Jetzt spricht bitte nur einer! Und dann wurde doch ein Dammschnitt gemacht. Ich war wütend, weil ich mich so fremdbestimmt fühlte. Das war kein guter Auftakt für das Elternsein: Ich hatte Schwierigkeiten, mich auf die neue Situation einzustellen.“

Schwangerschaft und Geburt: „Ich würde anderen raten: Fragt ehrlich nach“ – Nele, 28

„Eigentlich war ich gut vorbereitet und hatte mich mit allem beschäftigt, was schiefgehen kann. Die Geburt setzte vor dem errechneten Termin ein. Ich hatte komisch geträumt, meine Fruchtblase wäre geplatzt. Ich wachte auf – das Bett war nass. Mein Mann sollte dann die Hebamme anrufen und war schon ganz panisch. Aber ich meinte: Chill mal, ich gehe erstmal auf Toilette. Ich bekam dann doch Wehen. Das war, als ob jemand ein Messer genommen hätte und mir in den Unterleib gestochen und darin rumgerührt hätte. Ich bekam einen Schmerztropf, weil ich es nicht mehr aushielt. Aber die Nadel war nicht richtig gesetzt und ich hatte einen einseitigen Wehensturm. Die Hebammen nahmen mich nicht ernst. Daran denke ich jetzt immer noch oft. Irgendwann gab der Arzt dann noch einmal Medikamente, dann wirkte die Betäubung plötzlich. Um zwei Uhr morgens war mein Sohn da. Danach entließ ich mich selbst aus dem Krankenhaus. Ich rede viel über meine Erlebnisse – und höre auch meinen Freundinnen zu, wenn sie von ihren Geburten erzählen. Ich finde das wichtig. Ich würde anderen raten: Fragt ehrlich nach. Besteht darauf, ehrliche Berichte zu hören.“

Folgen einer traumatischen Geburt: Jede fünfte Frau leidet unter postpartaler Depression

Über die Gefühle, ausgelöst durch die Geburt und das frische Elternleben, sollten Mütter und Väter offen sprechen können, um auch mögliche psychische Folgen wie depressive Phasen zu vermeiden. Warum manche Frauen eine Wochenbettdepression oder postpartale Depression entwickeln, hat tatsächlich verschiedene Ursachen: Nicht nur das Alter der Frau, eine psychische Vorbelastung und die Qualität der Bindung zum Partner spielen eine wichtige Rolle. Auch ein traumatisches Geburtserlebnis kann einschneidende Konsequenzen für die Mutter-Kind-Bindung haben und mit einer Depression verbunden sein. Anschließende starke Veränderungen des eigenen Lebens und der eigenen Identität können eine Depression nach der Geburt zudem begünstigen, wie die AOK berichtet. Insbesondere Erstgebärende sollen laut einer Studie ein höheres Risiko für eine postpartale Depression entwickeln.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteuren und Redakteurinnen leider nicht beantwortet werden.

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