Wer diese Yoga-Übung nicht beherrscht, soll ein höheres Sterberisiko haben
Experten raten dazu, das Gleichgewicht in Arztpraxen zu testen. Ein mangelnder Gleichgewichtssinn kann ein Zeichen für ein höheres Krankheitsrisiko sein.
Rio de Janeiro – Mehrere Sekunden lang auf einem Bein stehen, das ist für viele Erwachsene ein Kinderspiel. Ab einem gewissen Alter lässt der Gleichgewichtssinn allerdings nach. Ein Forscherteam der Clinimex-Klinik für Bewegungsmedizin in Rio de Janeiro untersuchte nun den Zusammenhang zwischen Gleichgewicht halten und dem Sterberisiko. Demnach sollen Menschen mittleren und höheren Alters, die eine bekannte Yoga-Übung nicht mehr beherrschen, stärker gefährdet sein, bald zu sterben.
Wer diese Yoga-Übung nicht beherrscht, soll ein höheres Sterberisiko haben

An der im Fachmagazin „British Journal of Sports Medicine“ veröffentlichten brasilianischen Studie nahmen 1700 Personen im Alter zwischen 51 und 75 Jahren teil. Sie sollten zehn Sekunden lang die Flamingo-Übung, die ähnlich der bekannten Baum-Übung aus dem Yoga ist, machen und dabei auf einem Bein stehen. Das andere Bein wird angehoben. Die Arme dürfen zum Ausgleich eingesetzt werden, um die Balance zu halten. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass die Teilnehmer, die die Übung nicht erfolgreich absolvieren konnten, ein höheres Sterberisiko hatten als die anderen Teilnehmer. Ihre Sterberate lag bei 17,9 Prozent, während die der anderen Teilnehmer bei 4,6 Prozent lag.
Zwar nimmt im Alter auch der Gleichgewichtssinn ab und das Sterberisiko ist bei älteren Menschen entsprechend höher als bei jüngeren Personen. Deshalb konnten die meisten der über 70-Jährigen bei der Untersuchung die verlangte Übung nicht bestehen. Man könnte somit vermuten, dass diese Personen aufgrund ihres mangelnden Gleichgewichtssinns häufiger stürzen und daran versterben. Allerdings hatten die Teilnehmer, die die Übung nicht bestanden, eine fast doppelt so hohe Sterblichkeitsrate, nachdem Alters-, Gewichts- und Gesundheitsfaktoren abgezogen wurden. 123 Teilnehmer starben während der Studie am häufigsten an Herz- und Atemwegserkrankungen wie Asthma und Krebs. Erwiesen ist allerdings nicht, in welchem Maß Stürze zum Tod beigetragen haben.
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Mangelnde Muskulatur und körperliche Fitness wirken sich auf Sterblichkeitsrate aus, meint Experte
Für die Fähigkeit, auf einem Bein zu stehen, ist jedoch insbesondere die Muskelkraft entscheidend. Gegenüber „Bild online“ erklärte Sportwissenschaftler Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln, dass sich mangelnde Muskelmasse auf die Sterblichkeitsrate auswirkt. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass durch Muskulatur viele Krankheiten verhindert werden können, so Froböse. „Wir wissen, dass die Sterberate bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ansteigt, wenn ein Verlust an Muskelmasse vorhanden ist. Auch Krebs und viele Stoffwechselerkrankungen entstehen eher, wenn Muskelmasse fehlt.“
Sowohl Froböse als auch die Wissenschaftler der brasilianischen Studie sprechen sich für die Anwendung solcher Tests in Arztpraxen aus. Laut dem Sportmediziner sollte auch dringend die Muskulatur bei der Diagnose berücksichtigt werden.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.