Physio-Profi gibt Tipps für Knie-, Hüft- und Schulter-Operation: So klappt die Heilung besser

Wer sich auf eine Gelenkersatz-OP gezielt vorbereitet, verbessert die Erfolgschancen. Physio-Profi Tobias Homburg weiß, wie Knie, Schulter und Hüfte besser heilen.
Wenn sie ein künstliches Gelenk brauchen, legen die meisten Patienten Wert auf einen erstklassigen Operateur. Viele machen sich auch schon frühzeitig Gedanken über ihren ambulanten oder stationären Reha-Aufenthalt in ihrer Wunschklinik. Was jedoch oft nicht bedacht wird: Auch eine optimale Vorbereitung auf den Eingriff ist wichtig. „Durch eine ganzheitliche Vorbereitung sinkt das Risiko für Komplikationen nach der OP, und man spart sich wertvolle Zeit in der Reha“, betont Tobias Homburg, Chef der Praxis THerapie.Welt in München-Bogenhausen.
Gelenkersatz-OP: Wundheilung verbessern und Reha optimal vorbereiten
Der Physiotherapeut, der auch die Biathlon-Nationalmannschaft betreut, hat ein spezielles Konzept für Gelenkersatz-Patienten entwickelt. Es besteht unter anderem aus Bausteinen wie einem Trainingsprogramm, Physiotherapie, Tipps für Ernährung und Lebensstil, Wissen über Wundheilung und Brain Train, einem innovativen Übungsprogramm fürs Gehirn. „Unsere Strategie zielt darauf, die Wundheilung zu verbessern und die Reha optimal vorzubereiten. Im Prinzip verlagern wir einen Teil der Reha schon vor die OP“, erklärt Homburg.
Analyse von Muskeln, Entzündungszeichen und Hormonstatus
Das Programm wird auf jeden Patienten maßgeschneidert. Basis ist eine Analyse seines aktuellen Gesundheitszustands. Dabei checken die Experten den Zustand des erkrankten Gelenks mit Muskeln, Sehnen und Bändern – achten beispielsweise auf Entzündungszeichen, Beweglichkeit und Funktion. Darüber hinaus werden auch der Hormonstatus, das Immunsystem und das Nervensystem berücksichtigt. Auch Ernährungsgewohnheiten, Lebensstil, Schlaf und Stresslevel stehen im Fokus. Anhand der Ergebnisse erstellen wir einen individuellen Interventionsplan. Er beinhaltet neben Behandlungen in der Praxis auch viele Maßnahmen, die der Patient im Alltag umsetzen kann, darunter Trainings- und Ernährungstipps“, erklärt Homburg.
Physiotherapeut Tobias Homburg: Patient kann Wundheilung beeinflussen
Nach der OP geht es vor allem darum, die Wundheilung anzukurbeln. Deshalb sollten möglichst schon vorher alle schädlichen Faktoren ausgemerzt und günstige Einflüsse gefördert werden. „Wir erklären den Patienten, wie sie die Wundheilung selbst beeinflussen können. Ein Beispiel: Kälte kann ein Mittel sein, um Schmerzen zu lindern. Aber wenn man die Wunde zu stark kühlt, wird der Stoffwechsel gehemmt – und der wiederum ist sehr wichtig für die Wundheilung“, erklärt Homburg und nennt einige Eckpunkte der OP-Vorbereitung:
Training: Gute Muskulatur beschleunigt die Reha nach der Gelenkersatz-OP
Wissenschaftliche Analysen belegen, dass eine gute Muskulatur rund um das künstliche Gelenk die Reha nach der OP beschleunigt und langfristig die Funktion der Prothese verbessert. Als Faustregel gilt: Man sollte vor der OP etwa 90 Prozent der Kraft des gesunden Gegengelenks – sprich des anderen Knies, der anderen Hüfte oder Schulter – erreichen. In der Reha muss der Patient oft Übungen und Bewegungen ausführen, die ihm bereits vor der OP schwerfielen. Diese sollte man bereits in der Vorbereitung intensiv trainieren. So kann man sich in der Reha voll auf das operierte Gelenk konzentrieren.
Lebensstil: Erhöhtes Stresslevel vor der Gelenkersatz-OP ist Gift für den Heilungsprozess
Bei einem erhöhten Stresslevel sollte man rechtzeitig vor der OP Gegenmaßnahmen ergreifen. So kann man mit bestimmten Übungen Einfluss auf das vegetative Nervensystem nehmen. Dieses steuert u. a. Atmung, Herzschlag und Stoffwechsel. „Konkret geht es darum, einen bestimmten Anteil des Nervensystems zu aktvieren – den sogenannten Parasympathikus. „Er fördert den Heilungs- und Regenerationsprozess. Wenn dagegen der andere Teil des Nervensystems, der Sympathikus, dominiert, verengen sich die Gefäße. Dadurch gelangen weniger Sauerstoff und Nährstoffe ins OP-Gebiet. Das kann sich ungünstig auf die Wundheilung auswirken“, erläutert Homburg.
Ernährung: Vitamin C hilft bei der Heilung von Bändern, Sehnen, Haut und Muskelhüllen

Auch durch eine bewusste Ernährung bzw. Nährstoffe lässt sich die Wundheilung positiv beeinflussen. So helfen Omega-3-Fettsäuren dabei, die Entzündungsphase zu beenden. „Vitamin C ist unter anderem wichtig für die Vernetzung von Bindegewebsfasern, etwa in Bändern, Sehnen, Haut und Muskelhüllen“, weiß Physiotherapeut Homburg.
Brain Train: Training mit Imaginationstechniken bringt einen realen Effekt
Diese Technik sollte der Patient bereits vor der OP üben, um sie dann direkt nach dem Eingriff umsetzen zu können. Dahinter verbirgt sich eine Mental-Strategie, die die Vorstellungskraft des Gehirns nutzt. Ähnliche Techniken wenden auch Profisportler an, etwa Skifahrer. Sie spielen vor ihrer Fahrt die komplette Strecke im Kopf durch. Beim Brain Train geht es darum, sich bestimmte Bewegungsabläufe vorzustellen – so, als würde man sie tatsächlich gerade ausführen. „Dadurch kann der Patient bereits während der akuten Entzündungsphase die ersten Reha-Schritte einleiten, ohne Hüfte, Knie oder Schulter zu belasten und deren Heilung zu stören“, berichtet Homburg. „Wenn der Patient zum Beispiel noch nicht Joggen darf, kann er schon in Gedanken die erste Runde drehen. Dieses Training mit sogenannten Imaginationstechniken bringt einen realen Effekt: Man wird später beim tatsächlichen Laufen schneller fit.“
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.