Kindererziehung ohne Schreien und Schimpfen: Vierfacheltern verraten Tipps
Im Hause des Pädagogen-Ehepaars Bott wurde mit den vier Kindern oft gestritten. Dabei sind die Eltern vom Fach. Dann haben sie ein Erziehungssystem entwickelt.
Bodensee – Kennen viele Eltern: Wenn das Kind einfach keine Ruhe und gibt und die Nerven blank liegen, wird geschrien. Und hinterher fragt man sich: Warum ist es eigentlich so eskaliert? Hätte man das nicht auch anders lösen können?
Uli und Bernd Bott, Eltern von vier Kindern zwischen 12 und 21 Jahren, kennen das Gefühl. Dabei sind sie vom Fach. Sie ist Diplom-Pädagogin, er Eltern-Coach. Trotzdem wussten auch die beiden manchmal nicht, wie sie sich ohne zu schreien durchsetzen sollen.
Es knallte regelmäßig, und das aus relativ nichtigen Gründen. Etwa, weil das Brot falsch geschnitten war oder die Lieblingshose in der Wäsche war. Die Eltern lasen sehr viele Ratgeber und besuchten noch mehr Seminare zu Kindererziehung. Nichts half auf Dauer. „Wir wurden lauter als wir jemals wollten, stritten mit unseren Kindern, schimpften“, so das Paar. „Das ganze Programm. Denn unsere Kinder drückten unsere roten Knöpfe. Einen nach dem anderen. Immer wieder waren wir kurz davor aufzugeben. Bis wir feststellten, wie wir bei uns beginnen müssen.“
Kindererziehung ohne Schreien und Schimpfen: Vierfacheltern verraten ihre Tipps
„Wir wollten und wollen für andere Eltern das Vorbild sein, dass wir uns selbst in jungen Jahren gewünscht hätten“, erzählt Bernd Bott im Interview mit dem Magazin „akzent“. „Wir haben in unserem Buch unsere Geschichte mit all unseren Fehlern detailliert erzählt, um anderen Eltern zu zeigen, dass es normal ist, ratlos zu sein, dass wir alle keine Ahnung haben, wie Elternsein funktioniert, wenn wir Kinder bekommen.“
Was viele Eltern etwa nicht wissen: Um das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken, sollte man manche Sätze immer wieder sagen.

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Doch das Paar wollte es unbedingt hinbekommen – und entwickelte die Methode #gemeckerfrei, über welches die Eltern auch ein Buch geschrieben haben. Bei ihren Ratschlägen haben sie Entwicklungspsychologie und persönliche Weiterentwicklung kombiniert. Über ihre Methode sagen sie selbst, sie zeige Eltern, „wie sie den liebevollen Alltag erleben können, den sie sich wünschen“. Wie es nicht geht, zeigte diese Mutter, die Miete von ihrem siebenjährigen Sohn verlangen wollte – damit der Junge Verantwortung lernt.
Hier einige Tipps aus dem Buch #gemeckerfrei:
- Gemecker entsteht, wenn Eltern sich nicht gut fühlen. Wenn sie Angst haben, sich Sorgen machen oder sie sich kritisiert fühlen, verändert sich die Stimmungslage. Also: Gemecker entsteht in den Eltern selbst, als innere Stimme. Diese sollte man zu einem positiven inneren Begleiter machen.
- Eltern sollten sich die Frage stellen: Wie will ich es haben? Wie kann es gelingen, dass die Kinder heute fröhlich miteinander spielen? Daran glauben, dass es so sein wird, kann viel in die richtige Richtung lenken. Stichwort: selbsterfüllende Prophezeiung. Tipp: Aufschreiben, wie man sich den besten Familienalltag vorstellt.
- Kinder meinen es nie böse. Wenn sie schreien, wurden sie davor oft frustriert, ohne dass es Eltern merken. Zum Beispiel, wenn sie geweckt werden, obwohl sie noch müde sind. Dann sind die Lieblingsklamotten in der Wäsche, sie bekommen zum Frühstück Müsli statt Marmeladenbrot. Dann sollen sie nicht meckern und sich beeilen, um schnell in die Kita gebracht zu werden. Kinder passen sich ständig an, ohne dass Eltern das sehen. Und Eltern denken, das Kind explodiert plötzlich und nehmen es persönlich. Also: Öfter im Alltag darauf achten, ob das Kind frustriert wird. Auch mal fragen: Kann es sein, dass dich das gerade ärgert?
- Niemand meckert, wenn er sich gut fühlt. Die Lösung ist also, einen Weg zu finden, sich selbst öfter gut zu fühlen. Etwa, mit dieser Atem-Technik. Mehrere schöne kurze Momente im Alltag summieren sich und tun gut. Es muss nicht immer der freie Abend im Restaurant sein, das geht auch zuhause. Stärken Sie Ihr Wohlfühlgefühl und versuchen Sie, Dankbarkeit zu spüren.
- Schimpfen oder Meckern erzeugt nie eine positive Veränderung. Das Kind ist immer für sich und nie gegen die Eltern. Tipp: Das Kind bei seinen Erfahrungen begleiten, statt es zu kritisieren, dann entwickelt das Kind mehr Vertrauen in die Eltern und sich selbst. Wenn man dies von Anfang an beachtet, entwickelt das Kind auch keine nervigen Verhaltensweisen.
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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.