1. 24vita
  2. Gesund leben

Richtiger Umgang mit Kindern: Von drei Erziehungsfehlern raten Psychologen und Pädagogen ab

Erstellt:

Von: Natalie Hull-Deichsel

Kommentare

Viele Eltern hinterfragen sich regelmäßig, ob sie ihr Kind richtig erziehen und gut genug für das Leben vorbereiten. Welche Tipps ihnen auf ihrem Weg helfen können, verraten Erziehungsexperten.

Es ist für viele Eltern eine Lebensaufgabe, die mit Höhen und auch Tiefen verbunden ist: die Erziehung des eigenen Kindes. Und wenn man eine Umfrage unter Eltern durchführen würde, zu dem Thema, was sie sich für ihr Kind wünschen, würde die Antwort bei vielen womöglich gleich ausfallen: „das Beste für mein Kind“. Doch was ist genau das Beste? Das kann so manche Erziehungsberechtigte von heute vor Herausforderungen stellen. Während es in früheren Generationen das Beste für den Nachwuchs schien, dass essenzielle Grundbedürfnisse befriedigt wurden, das heißt genug zu essen, ein sicheres Zuhause zu haben sowie Bildung zu genießen, geht es laut Experten heutzutage um weitaus mehr. Es sind sozial-emotionale Grundbedürfnisse der Kinder, denen vielen Eltern zwar gerecht werden möchten, es aber in der Praxis nicht immer sicher umsetzen können. Es gibt drei entscheidende Tipps, die Psychologen und Pädagogen Eltern mit auf den Weg geben, um das eigene Kind selbstbewusst, selbstsicher und resilient auf das zukünftige Leben vorzubereiten.

Richtiger Umgang mit Kindern: Von drei Erziehungsfehlern raten Pädagogen ab

Kleinkind haelt sich die Ohren zu.
Die Art und Weise, wie Eltern mit ihrem Kind kommunizieren und inwieweit sie mit Empathie reagieren, ist häufig der Schlüssel dazu, ob das Kind kooperieren möchte oder auch nicht. © Ute Grabowsky/photothek.de/Imago

In den meisten Fällen spielt bei Eltern ihre eigene Erziehung eine sehr wichtige Rolle. Was Menschen als Kinder mit den Eltern erleben, geben sie häufig auch an den eigenen Nachwuchs weiter – die guten Dinge, aber auch sogenannte Erziehungsfehler. Zwar möchte man annehmen, dass die meisten Eltern richtig und gut erziehen, dennoch können sich weniger gute oder für die Entwicklung des Kindes gar schädliche Umgangsweisen im Familienleben etablieren, die dem Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein des Kindes schaden können.

Nichts verpassen: Alles rund ums Thema Gesundheit finden Sie im regelmäßigen Newsletter unseres Partners 24vita.de.

Welche Erziehungsfehler Eltern trotz Stress, Erschöpfung, Druck und starken Emotionen des Kindes laut Experten unbedingt vermeiden und welche Tipps sie eher berücksichtigen sollten:

1. Kommunizieren Sie offen und klar mit Ihrem Kind

Anke Precht, Diplom-Psychologin und Mutter von drei Kindern, weiß aus Erfahrung, wie wichtig die richtige und offene Kommunikation mit Kindern ist. Offen kommunizieren bezieht sich dabei nicht nur auf die Eltern – auch Kindern sollte vermittelt werden, dass sie offen über alles reden können, was sie beschäftigt, die guten, schlechten und auch traurigen Dinge. Jedes Gefühl sollte den nötigen Raum bekommen, das ist für eine gesunde sozial-emotionale Entwicklung eines Menschen wichtig. Dazu gehört auch, dass Eltern ihre Kinder ermutigen, ihre Gefühle offen zu zeigen und für ihren Standpunkt einstehen zu können. Gleichzeitig ist es wichtig, dass eine klare Kommunikation herrscht, Dinge kindgerecht auf den Punkt gebracht werden, um das Kind nicht zu verwirren oder zu verunsichern. Eltern sollten immer versuchen, auf Augenhöhe mit ihrem Kind zu kommunizieren.

2. Überbehüten Sie Ihr Kind nicht aus Angst und Sorge heraus

Dr. Bastian Willenborg ist Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Buchautor und Vater von zwei Kindern. Er vertritt die Haltung, dass Eltern versuchen sollten, ihr Kind nicht aus einer Angst oder Sorge heraus zu erziehen, da dies dem Kind langfristig schaden kann. Sorge, dass aus dem eigenen Kind nichts „Ordentliches“ wird, Angst, dass das Kind nicht gut in der Schule ist, keinen anständigen Beruf erlernt, im besten Fall studiert. „Meine Mutter ist Anfang, Mitte 70 und sie ist natürlich in einer anderen Zeit aufgewachsen, in der Nachkriegszeit. Die Rahmenbedingungen waren damals natürlich ganz andere und diese Generation hat häufig noch Leid erfahren, was natürlich auch die Erziehung geprägt hat. Und obwohl sich die Rahmenbedingungen ja deutlich geändert haben, gibt man unter Umständen die Sorge und Angst, die man vielleicht durch die eigenen Eltern erlebt hat, weiter an die eigenen Kinder. Das ist ein Punkt, wo man wirklich sagen kann: Ist das denn notwendig? Ist es wirklich noch das, was meine Tochter oder mein Sohn jetzt braucht? Oder ist es eigentlich meine Sorge, meine Angst.“

3. Vergleichen Sie Ihr Kind nie mit anderen

Der Familien- und Erziehungsberater Jan-Uwe Rogge beschäftigt sich einschlägig mit dem Thema „Kinder vergleichen“ und weiß, was die Hintergründe des Vergleichens durch Eltern sind. Er hat sich mit den Konsequenzen des gegenseitigen Vergleichens auseinandergesetzt und kann beurteilen, warum es wichtig ist, Kinder besser nicht untereinander zu vergleichen. Aus der Erfahrung heraus weiß er, dass viele Eltern ihre Kinder gar nicht vergleichen möchten, genauso wenig, wie sie selbst mit anderen Eltern verglichen werden möchten. Hintergrund ist ein Spiegel an Selbstzweifel, der den betreffenden Eltern dann vorgehalten wird. „Das Problem ist: Viele Eltern nehmen an ihren Kindern und an sich selbst nur die Defizite wahr.“ ‚Was mache ich falsch?‘ oder ‚Warum funktioniert es bei mir nicht so gut?‘, sind unterbewusst die Fragen, die sich Eltern eigentlich stellen, so Rogge.

Es sei wichtig, dass Eltern nicht nur ihr Kind als Individuum sehen, sondern auch sich selbst. Jede Mutter, jeder Vater, jedes Elternpaar geht ihren beziehungsweise seinen eigenen Weg, so wie sich auch jedes Kind anders entwickelt. Der Erziehungsberater appelliert dafür, dass Eltern sich zunächst eher auf die Stärken des Kindes konzentrieren sollten und für die Dinge, die es möglicherweise noch nicht so gut kann, Anreize und Ideen mit an die Hand geben. Jedoch stets mit der Toleranz und Akzeptanz, dass das Kind in neuen Dingen möglicherweise weniger Stärken entwickelt als andere Kinder.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.

Auch interessant

Kommentare