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Schusswaffen in den USA: Todesursache Nummer eins bei Kindern

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Von: Judith Braun

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In den USA sterben Kinder und Jugendliche häufiger durch Waffengewalt als durch Verkehrsunfälle. Das zeigen aktuelle Daten der Gesundheitsbehörde.

Uvalde – Der Amoklauf in Uvalde im US-Bundestaat Texas sorgte unlängst für Entsetzen. Ein 18-Jähriger erschoss 21 Menschen an einer Grundschule, darunter 19 Kinder. Die Tat entfachte nun erneut die Diskussion über ein schärferes Waffenrecht in den USA. Denn inzwischen haben Schusswaffen sogar Autounfälle als häufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen in den USA abgelöst. Wobei Schulmassaker wie in Uvalde nur einen kleinen Teil der Todesfälle durch Schusswaffen im Kindesalter ausmacht.

Schusswaffen in den USA: Todesursache Nummer eins bei Kindern

In Uvalde tötete ein 18-Jähriger 21 Menschen, darunter 19 Kinder. In den USA sterben Kinder und Jugendliche am häufigsten durch Schusswaffen.
In Uvalde tötete ein 18-Jähriger 21 Menschen, darunter 19 Kinder. In den USA sterben Kinder und Jugendliche am häufigsten durch Schusswaffen. (Symbolbild) © Bob Daemmrich/IMAGO

In einem aktuellen Schreiben an das Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ wurden offizielle Daten der Gesundheitsbehörde CDC aus dem Jahr 2020 veröffentlicht. Demnach starben in dem Jahr insgesamt 4368 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren durch Schusswaffen. Die Zahl lag damit deutlich über der bisher häufigsten Todesursache in dieser Altersgruppe, den Verkehrsunfällen. Im Januar 2022 starb eine 15-jährige Youtuberin allerdings wegen einer seltenen Krankheit und erschütterte damit ihre Fans.

Im Vergleich dazu gab es 4036 Todesfälle im Zusammenhang mit Kraftfahrzeugen. Die Zahl der getöteten Kinder und Jugendlichen durch Schusswaffen entspricht einer Rate von 5,4 pro 100.000. Fast zwei Drittel dieser Todesfälle waren Tötungsdelikte. Grund dafür sind zwei gegenläufige Trends.

Während sich die Maßnahmen in der Verkehrssicherheit im Laufe der Jahrzehnte verbessert haben, wurden Waffengesetze unterdessen eher gelockert. Somit kreuzen sich die beiden Trendlinien im Jahr 2020, wobei bislang keine jüngeren Daten vorliegen. Gleichzeitig stellten die Autoren des Schreibens an das Fachmagazin fest, dass die aktuellen Daten mit anderen Belegen übereinstimmen. So nahm Waffengewalt wohl während der Corona-Pandemie zu, wobei die Gründe dafür nicht eindeutig sind. Die Experten gehen allerdings nicht davon aus, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückgehen werde.

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Waffengewalt in den USA: Schwarze Kinder sterben häufiger durch Schusswaffen als weiße Kinder

Amokläufe oder Schulmassaker, wie es zuletzt die Menschen in Uvalde erschütterte, sind nur ein kleiner Teil der Todesfälle durch Schusswaffen im Kindesalter. In den meisten Fällen handelt es sich um Suizide. Die Wahrscheinlichkeit durch eine Waffe zu sterben liege zudem bei Jungen sechsmal höher als bei Mädchen. Außerdem betreffen sie überproportional oft schwarze Kinder und Jugendliche. Sie sterben viermal so häufig wie weiße Kinder, bei denen die größte Gefahr immer noch von Fahrzeugen ausgeht.

Um eine Änderung in der Politik zu erreichen, sollte nach Meinung von Holden Throp, Chefredakteur der führenden Fachzeitschrift „Science“, mehr über die Auswirkungen des Waffenbesitzes auf die öffentliche Gesundheit geforscht werden. „Wissenschaftler sollten nicht tatenlos zusehen, wie andere diese Sache ausfechten“, so Throp.

Oftmals werden schwere psychische Erkrankungen für Schusswaffenangriffe in den USA verantwortlich gemacht. Allerdings kommen diese in anderen Ländern, in denen es nicht regelmäßig zu Amokläufen kommt, ähnlich häufig vor. „Mehr Forschung über die Auswirkungen des Waffenbesitzes auf die öffentliche Gesundheit wird weitere Beweise für die tödlichen Folgen liefern“, lautet deshalb sein Appell. Indessen hält der ehemalige US-Präsident Donald Trump die Forderung nach einem schärferen Waffengesetz für unverhandelbar.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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