Leisure Sickness: Wenn Arbeitnehmer regelmäßig im Urlaub krank werden
Wer zuverlässig am Wochenende erschöpft im Bett liegt und vor dem Urlaub krank wird, der könnte unter der sogenannten Freizeitkrankheit leiden.
Hamburg – Powern bis zur Erschöpfung im Job, 24/7 für die Familie da sein und dann kommt auch noch eine Pandemie obendrauf: Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen derzeit nach einer Auszeit und Urlaub sehnen. Doch wenn es dann endlich so weit ist, die Koffer schon gepackt sind und die Abreise kurz bevorsteht, werden viele Arbeitnehmer plötzlich krank. Dieses Phänomen wird auch „Leisure Sickness“ genannt und kann ein Vorbote von Depressionen oder Burn-out sein.
Leisure Sickness: Wenn Arbeitnehmer regelmäßig im Urlaub krank werden

Leisure Sickness bedeutet übersetzt Freizeitkrankheit. Der Name, der von einem Forscherteam um den Psychologen Ad Vingerhoets von der niederländischen Universität Tilburg stammt, könnte jedoch zunächst etwas irreführend sein. Schließlich macht nicht die Freizeit krank, sondern der Dauerstress davor – worauf der Körper dann eben reagiert.
„Bei vielen hochgetakteten Menschen ist das vegetative Nervensystem, bestehend aus Sympathikus und Parasympathikus, ständig auf Flucht getrimmt“, erklärt der Stress- und Fatigue-Forscher Prof. Michael Stark aus Hamburg. Wenn der Sympathikus in Stressphasen aktiviert ist, sind wir hochkonzentriert und unser Herz schlägt schneller. Danach sollten wir allerdings dem Parasympathikus wieder das Feld überlassen. Dies gelingt jedoch vielen Menschen bisweilen nicht, da es ihnen laut Stark oftmals schwerfällt, nach Feierabend zurückzuschalten und zu entspannen.
Die Folge davon sind ein erhöhter Adrenalin- und Cortisol-Spiegel. Die Stresshormone werden erst weniger, wenn wir uns in einer längeren Auszeit wie zum Beispiel im Urlaub oder im Wochenende befinden. Kommen wir selbst mehr zur Ruhe, fährt auch der Körper wieder runter, um Ausgleich zu finden. „Die einen würden dann am liebsten drei Tage nur schlafen, andere Menschen reagieren mit Fieber, Rückenschmerzen oder mit Migräne-Attacken“, weiß der Stressforscher.
Krank im Urlaub und der Freizeit: Perfektionisten leiden oft unter Leisure Sickness
Die Freizeitkrankheit trifft meist unter Druck und Stress stehende Menschen, die in einem herausfordernden Arbeitsumfeld tätig sind. Zudem haben sie oftmals ein hohes Verantwortungsbewusstsein, sind perfektionistisch und ehrgeizig sowie permanent erreichbar. Doch nicht jeder, der einmal krank in den Urlaub fahren musste, leidet unter dem Phänomen.
Sorgen machen sollten sich jedoch diejenigen, bei denen sich das Muster wiederholt: Wenn Arbeitnehmer beispielsweise regelmäßig am Wochenende erschöpft im Bett liegen und vor dem Urlaub krank werden. Denn Leisure Sickness kann ein Warnzeichen für Burn-out oder Depressionen sein. Prof. Stark empfiehlt deshalb, auf seinen Körper zu hören und mögliche Warnsignale wahrzunehmen. „Das ist wie beim Autofahren, wenn am Armaturenbrett das rote Lämpchen aufleuchtet. Dann heißt es: Fuß vom Gas und die nächste Tankstelle anfahren.“
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So können Sie Erschöpfungszuständen vorbeugen
Um dem Leisure-Sickness-Syndrom vorzubeugen, sollte die Erholung nicht erst auf den Urlaub verschoben werden. Ruhe und Entspannung kann man auch im Alltag finden, wenn man sich die Gelegenheiten dazu schafft. In diesen Zeiten können Sie sich dann mit den folgenden Werkzeugen ein Schutzschild gegen den Stress bauen:
- Bewegung: Gehen Sie nach der Arbeit eine Runde spazieren oder suchen Sie sich eine Sportart, die Sie gerne machen. Falls Sie Joggen hassen, setzen Sie sich kleine Ziele und entdecken Sie so Ihre Lauf-Liebe. Es tut aber auch jeder andere Sport, der Ihnen Spaß macht. Hauptsache Sie bewegen sich, denn Bewegung hilft dabei, sich besser zu entspannen.
- Arbeit und Freizeit trennen: Klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind wichtig und tragen dazu bei, dass Sie besser zurückschalten können. Dabei können kleine Rituale helfen, die das Ende der Arbeit und den Anfang des Feierabends voneinander trennen. Gerade im Homeoffice spielt das eine wichtige Rolle. Drehen Sie beispielsweise Ihr Lieblingslied auf, um den Feierabend einzuläuten oder machen Sie eine Dehnübung.
- Atmen: Reduzieren Sie Stresshormone, indem Sie Atemübungen machen. Atmen Sie beispielsweise zehnmal tief ein und wieder aus. Damit können Sie Stress abbauen und sich besser entspannen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.