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Neureuther: „Training im Alter ist wie ein Lebenselixier“

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Von: Andreas Beez

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Christian Neureuther bei einer Bergbesteigung
Immer in Bewegung: Christian Neureuther genießt es auch mit 74 noch, regelmäßig zu sporteln - am liebsten in seinen Hausbergen. © privat

Christian Neureuther (74) ist topfit, aber man muss kein Sportstar sein, um von Training bis ins hohe Alter zu profitieren: „Es ist wie ein Lebenselixier.“ Uni-Chefarzt Prof. Martin Halle erklärt die Effekte.

Ich werde mich immer bewegen, solange der liebe Gott mich lässt. Alle Senioren kann ich nur ermutigen: Fasst euch ein Herz und bewegt euch, so oft es geht!“

Christian Neureuther
Christian Neureuther bei einer Kraxelei im Kramergebiet hoch über Garmisch-Partenkirchen.
Bewegung ist wichtig, um das Leben im Gleichgewicht zu halten: Christian Neureuther bei einer Kraxelei im Kramergebiet hoch über Garmisch-Partenkirchen. © privat

Er hat früher Weltcup-Rennen gewonnen und fährt auch heute noch besser Ski als viele junge Hupfer, fetzt im Winter mit seinen Enkeln die Pisten am Garmischer Hausberg herunter. Zwischendrin dreht er auf Langlaufskiern im nordischen Trainingszentrum in Kaltenbrunn seinen Runden. Im Sommer kraxelt Christian Neureuther steile Bergwege rund um seinen Heimatort Garmisch im Stechschritt herauf. Aber auf Bestzeiten kommt es ihm dabei schon lange nicht mehr an.

Christian Neureuther: Bewegung als wichtige Investition in die Gesundheit

„Für mich ist Bewegung viel mehr als Wettbewerb, es ist Genuss, pure Lebensfreude und gleichzeitig eine wichtige Investition in die Gesundheit. Ich werde mich immer bewegen, solange mich der liebe Gott lässt. Rosi und ich haben es immer genossen und waren dankbar dafür, unsere Begeisterung für Bewegung teilen zu können, wir haben das als großes Glück empfunden. Ich kann alle Senioren nur dazu ermutigen, sich ein Herz zu fassen und sich zu bewegen, so oft es geht. Es lohnt sich auf verschiedene Weise, aber für jeden einzelnen“, sagt Christian Neureuther mit Blick auf die Studie „bestform. Sport kennt kein Alter“ der TU München.

Wissenschaftliches Mammutprojekt mit über 400 Senioren

Porträt von Nina Schaller
Motor des Bewegungsprojekts: Nina Schaller und ihr Wissenschaftler-Team von der TU München untersuchen die Gesundheitseffekte von regelmäßigem Training in Senioreneinrichtungen. © Markus Götzfried

Das wissenschaftliche Mammutprojekt - eine der weltweit größten Studien zu den Gesundheitseffekten von sportlichem Training in Seniorenheimen - sorgt derzeit in München und Oberbayern für viel Gesprächsstoff. Daran nehmen über 400 Senioren in mehr als 20 Häusern teil, der Altersdurchschnitt liegt über 80 Jahren. Sie sporteln zwei Mal die Woche, betreut und angeleitet von Trainern aus dem Team der TU München aus Sportwissenschaftlern und Sportmedizinern sowie speziell geschulten Mitarbeitern der Einrichtungen. „Eins der Ziele ist es, Bewegung als festen Bestandteil der Pflege in Senioreneinrichtungen zu etablieren“, berichtet Projektleiterin Nina Schaller.

„Es kommt gar nicht so sehr darauf an, wie lange man sich bewegt und welche Sportart man macht. Was zählt, ist, dass man regelmäßig trainiert. Mir hilft das nicht nur dabei, körperlich in Schuss zu bleiben, es tut auch der Seele gut“, berichtet Christian Neureuther.

Felix Neureuther: „Bewegung sollte ein lebenslanger Begleiter sein“

Felix Neureuther trainiert mit Kindern auf Skiern
Bewegung gehört vom Anfang bis zum Ende des Leben dazu, sagt Felix Neureuther. Hier trainiert der Ski-Star mit Zwergerln auf Skiern am Garmischer Hausberg. © Peter Kornatz

Sein Sohn Felix Neureuther (39) sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Bewegung sollte ein lebenslanger Begleiter sein - vom Zwergerl- bis zum Opaalter. Mir ist es seit Jahren eine Herzensangelegenheit, schon Kinder für Bewegung zu motivieren, ihnen die Begeisterung am Sport zu vermitteln.“ Dafür engagiert sich Felix Neureuther mit seiner Initiative „Beweg Dich schlau“ und bei diversen Projekten seiner Felix-Neureuther-Stiftung. „Aber nicht nur für Kinder, sondern auch für alte Menschen gilt: Es ist nie zu spät, sich zu bewegen.“

Professor Martin Halle joggt die Treppe hoch
Immer in Bewegung: der Präventionsmediziner Professor Martin Halle von der TU München. Wer sich regelmäßig bewegt, stärkt sein Herz-Kreislauf-System und hält seine Blutdruckwerte besser im Griff. Das gilt auch und gerade fürs Alter. © NICKI SCHAEFER

Professor Martin Halle: „Regelmäßige Bewegung ist der Schlüssel zu einer guten Lebensqualität bis ins hohe Alter“

Ins selbe Horn stößt das Senioren-Projekt der TU München mit dem Motto „bestform. Sport kennt kein Alter“, das von der Beisheim Stiftung ideell und finanziell unterstützt wird. Bei dem Bewegungsprogramm trainieren Senioren in ihren Einrichtungen zwei Mal pro Woche an speziellen Trainingsgeräten für ältere Menschen. „Regelmäßige Bewegung ist der Schlüssel zu einer guten Lebensqualität bis ins hohe Alter“, erläutert Professor Martin Halle, Chefarzt am Uniklinikum rechts der Isar und Direktor der Abteilung für Sportmedizin und Sportkardiologie der TU München.

Weniger Risiko für Demenz, Diabetes und Herzleiden

„Wer sich regelmäßig bewegt, steigert seine Leistungsfähigkeit, leidet seltener an chronischen Erkrankungen, etwa des Herz-Kreislauf-Systems, Diabetes oder Demenz, ist körperlich weniger eingeschränkt, bleibt geistig fit, hat mehr soziale Kontakte und eine höhere Lebenserwartung“, erläutert Halle.

Krafttraining wirkt Muskelschwund entgegen

Insbesondere durch Krafttraining an den Geräten lasse sich die großen Muskelgruppen trainieren und die Rumpfmuskulatur stärken. „Muskeln sind Stabilisatoren für Gelenke und Wirbelsäule. Wer mehr Muskeln hat, der hat auch dichtere, stabilere Knochen. Ein regelmäßiges körperliches Training ist die beste Medizin, um die Lebensqualität im Alter zu erhalten und Muskelschwund, Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit möglichst lange entgegenzuwirken“, erläutert der erfahrene Präventionsmediziner.

Gisela Meyborn (89): „Spüre, wie gut mir das Training tut“

Gisela Meyborn (89). Sie nimmt regelmäßig am bestform-Training im Marienstift in München-Gern teil.
Vorbild mit 89 Jahren: „Gerade im Alter muss man etwas dafür tun, um fit und selbstständig zu bleiben“, sagt Gisela Meyborn. Sie nimmt regelmäßig am bestform-Training im Marienstift in München-Gern teil. © Marcus Schlaf

Dass es für Training keine Altersgrenze gibt, stellt Gisela Meyborn unter Beweis. Sie lebt im Marienstift in München-Gern und nimmt dort regelmäßig an den gemeinsamen Übungsstunden mit anderen Senioren teil. „Die Bewegung und der Austausch in unserer Trainingsgruppe machen mir großen Spaß, ich bin richtig traurig, wenn der Termin einmal ausfällt“, erzählt die 89-Jährige, die seit vier Jahren im Marienstift ihr neues Zuhause gefunden hat. „In meinem Alter ist es von zentraler Bedeutung, was man im Alltag noch alles alleine kann. Und um noch möglichst viel zu können - dafür muss man etwas tun. Dabei hilft mir das Training. Ich spüre, wie gut es mir tut.“

Porträt von Svetlana Schmik vom Marienstift in Gern
Das bestform-Training ist auch eine Investition in die Lebensqualität unserer Bewohner, sagt Svetlana Schmik vom Marienstift in München-Gern. © Marcus Schlaf

Pflege-Expertin: Echter Mehrwert für unsere Seniorinnen und Senioren

Durch solche Erfolgsgeschichten fühlt sich Svetlana Schmik bestätigt. Die stellvertretende Leiterin des Marienstifts kann sich noch ganz genau an die Eröffnung des Trainingsraums im Oktober 2021 erinnern - mitten in der Corona-Zeit. „Uns war damals schon klar, dass dieses Bewegungsangebot einen echten Mehrwert für unsere Bewohner bedeutet. Heute freuen wir uns jeden Tag darüber, die Fortschritte der Trainingsteilnehmer zu sehen - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes“, erzählt Schmik: Manche konnten vor Trainingsbeginn nur drei Schritte am Stück gehen, inzwischen sind es bei einigen 20 und mehr. Und jeder zusätzliche Schritt ist ein Mehr an Lebensqualität.“

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

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