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Long Covid und Post Covid als neue Volkskrankheit? „Nur 50 Prozent der alten Leistungsfähigkeit“

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Von: Natalie Hull-Deichsel

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Der „Fluch“ Long Covid und Post Covid – Über 75 Prozent leiden noch Monate nach der Corona-Infektion unter Symptomen, viele sind arbeitsunfähig.

Die Rehaklinik in Bad Gottleuba ist nur eine von verschiedenen spezialisierten Einrichtungen in Deutschland, in der Menschen mit anhaltenden Symptomen nach einer Corona-Infektion behandelt werden. Dr. med. Christoph Altmann berichtet gegenüber dem MDR-Fernsehen, wie einschneidend die Langzeitfolgen seiner Patienten sind und wie schlecht nicht nur die körperliche, auch die psychische Verfassung der Betroffenen sei. „Die meisten Patienten mit Long Covid, die ich frage, wie viel Prozent des Menschen sie noch sind, der sie waren, so sagen sie mir, nur noch 50 Prozent. Das ist gravierend. Etliche davon kommen über viele Monate aus diesem Tal nicht mehr hinaus.“

Long Covid als neue Volkskrankheit? „Nur 50 Prozent der alten Leistungsfähigkeit“

Frau mit Maske stützt ihre Stirn erschöpft gegen ihren Unterarm. (Symbolbild)
Über 75 Prozent der Erkrankten leiden noch Monate nach der Corona-Infektion unter Symptomen, viele sind arbeitsunfähig. (Symbolbild) © Cavan Images/Imago

Long Covid hat viele Gesichter. So viele Gesichter, dass Ärzte selbst anhand der Leidensgeschichte ihrer Patienten neue Facetten der tückischen Post-Corona-Erkrankung mit erleben. „Es ist ein Mysterium. Deswegen fühlen sich viele Long Covid-Patienten auch isoliert, nicht ernst genommen. Ärzte sind zum Teil überfragt.“, so Dr. Altmann gegenüber dem MDR. Mittlerweile wird häufig auch von Long Covid und Post Covid gesprochen. Entsprechend der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) ist Long Covid der Krankheitszustand, bei dem die für Covid-19 typischen Symptome länger als vier Wochen nach der Corona-Infektion bestehen. Dauern die Beschwerden durch Corona länger als zwölf Wochen an, wird dies von Medizinern unter Post Covid beziehungsweise Post Covid Syndrom zusammengefasst.

Langfristige Folgen durch Corona: Wer von Long Covid und Post Covid betroffen ist

Schätzungsweise zwei bis 20 Prozent der an Covid 19 erkrankten Erwachsenen leiden noch nach zwölf oder mehr Wochen unter ihren lebenseinschränkenden Symptomen. Laut internationaler Studienergebnisse des US-National Institutes of Health (NIH) ist bei vielen Corona-Infizierten die höchste Virenlast durch SARS-CoV-2 zunächst in den Atemwegen und der Lunge. Anhand spezieller Analysen zeigen sich allerdings auch Virenpartikel im Gehirn und Herz. Das bedeutet, dass das Covid-Virus verschiedene Organe betreffen und in diesen höchstwahrscheinlich auch Langzeitschäden verursachen kann.

Betroffene mit einem schweren COVID-19-Verlauf leiden vermutlich häufiger an längerfristigen Symptomen als die Patienten, die zunächst einen milden Verlauf hatten. Darüber hinaus sind Frauen – unabhängig vom Alter – überdurchschnittlich stark von gesundheitlichen Langzeitfolgen nach einer SARS-CoV-2-Infektion betroffen.

Long Covid trifft ältere Menschen, aber auch Kinder und Jugendliche

Long Covid kann nicht nur ältere Menschen treffen, auch jüngere Menschen wie die Jurastudentin Gina Kadow leider darunter. „Ich nehme täglich Schmerztabletten, habe starke Kopfschmerzen, keine Ausdauer mehr, bin ohne Konzentration* und immer schlapp und müde. Zudem habe ich starken Haarausfall, von meinen dichten, langen Haaren ist nur mehr ein kleiner Rest übrig geblieben.“, schildert die 28-Jährige gegenüber dem MDR-Fernsehen.

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Zwar geht man bisher davon aus, dass Risikofaktoren wie ein hohes Alter sowie körperliche und psychische Vorerkrankungen zu einer Entwicklung von Long Covid beitragen können. Doch auch Kinder und Jugendliche bleiben von gesundheitlichen Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion oder COVID-19-Erkrankung nicht verschont. Wie ausgeprägt und wie häufig sich diese Langzeitfolgen bei Kindern und Jugendlichen äußern, ist laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) allerdings noch unklar. Die bisherigen wissenschaftlichen Studien zu gesundheitlichen Langzeitfolgen nach einer SARS-CoV-2-Infektion beziehen sich überwiegend auf erwachsene Patienten.

Long Covid und die Folgen: Langzeitstudien stehen noch aus

In Deutschland, aber auch im internationalen Umfeld starteten mittlerweile eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien, veröffentlicht beispielsweise in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift The BMJ und der Fachzeitschrift Science der American Association. In diesen Studien werden mögliche Langzeitfolgen nach einer COVID-19-Erkrankung oder SARS-CoV-2-Infektion untersucht. Ziel ist es, betroffene Long Covid-Patienten besser zu verstehen und erkrankten Menschen eine gute, gesundheitliche Versorgung und Unterstützung zu sichern. Zu gesundheitlichen Langzeitfolgen von COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen wird beispielsweise im Rahmen des Post-COVID-19 Surveys der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie geforscht.

Long Covid vorbeugen ist nicht in allen Fällen möglich. Doch Experten sehen anhand von Studien einen deutlichen Zusammenhang darin, dass Menschen mit einer Corona-Impfung nicht nur häufig einen milderen Verlauf als Ungeimpfte zeigen. Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass das Risiko, an Long-Covid-Symptomen zu leiden, geringer ist.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

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