Mikroplastik in der Muttermilch gefunden: Warum Sie trotzdem stillen sollten
Mikroplastik befindet sich fast überall. Jetzt haben Forscher es sogar in Muttermilch entdeckt. Trotzdem bleibt Stillen die beste Möglichkeit, Babys zu ernähren.
Muttermilch ist die perfekt abgestimmte Babynahrung für die ersten Lebensmonate. Sie wirkt entzündungshemmend und antibakteriell und ist außerdem gut für die Haut und das junge Immunsystem. Doch durch eine Studie wird dieses Bild jetzt getrübt: Laut der britischen Zeitung The Guardian hat ein Forscherteam aus Italien zum ersten Mal Mikroplastik-Partikel in menschlicher Muttermilch entdeckt, nachdem niederländische Forscher es auch schon im Blut nachgewiesen haben.
Mikroplastik in Muttermilch ist „Anlass zu großer Besorgnis“
Für die Studie, erschienen im Fachjournal Polymers, wurde die Muttermilch von 34 gesunden Frauen eine Woche nach der Geburt analysiert. Dreiviertel der Proben enthielten dabei schädliches Mikroplastik. Da Forscher keinen Zusammenhang mit der Ernährung der Frauen feststellen konnten, gehen sie davon aus, dass das allgegenwärtige Vorkommen von Mikroplastik in unserer direkten Umwelt Grund für die Belastung ist. Laut der Forschergruppe ein „Anlass zu großer Besorgnis“ – vor allem, da noch immer nicht final geklärt ist, wie sich Mikroplastik auf den menschlichen Organismus und insbesondere auf Säuglinge auswirkt.

Trotz Mikroplastik: Stillen wird weiterhin empfohlen
Auch, wenn die Studienergebnisse erschrecken, sind sich die Forschenden einig: Stillen ist nach wie vor die beste Option für Babys und bietet viele Vorteile für Mutter und Kind. Forscherin Dr. Valentina Notarstefano, die an der Studie beteiligt war, ist es wichtig, Frauen nicht vom Stillen abzuraten. Vielmehr möchte sie, dass die Politik Maßnahmen ergreift, um die Verschmutzung einzudämmen.
Das Stillen zu beenden, ist also kein Muss. Aber: Besonders vorsichtig sollten Familien sein, wenn es um Plastikfläschchen, Schnuller oder Spielzeug zum Nuckeln geht. Denn auch durch sie können zahlreiche Nano- und Mikroplastikpartikel an das Kind abgegeben werden. Keine Alternative zur Muttermilch ist Kuhmilch, da auch hier schon die Plastikteilchen nachgewiesen wurden.
Wie kommt Mikroplastik in die Muttermilch?
Mikroplastik gelangt hauptsächlich durch die Nahrung in den menschlichen Körper – und damit auch in die Muttermilch. Es kann Zellmembranen durchdringen und lagert sich an verschiedensten Stellen des Körpers ab. Mögliche Schädigungen durch kleinste Teile von Polyethylen, PVC und Polypropylen werden seit geraumer Zeit an verschiedensten Modellen diskutiert. In Bezug auf Schwangere und Stillende sei es aber besonders wichtig, es möglich zu machen, dass ihr Kontakt zu den Schadstoffen reduziert werden kann, so Dr. Valentina Notarstefano zum Guardian.
Wie schützen Stillende ihre Babys und sich?
Das gleiche Forscherteam, das die Muttermilch-Studie durchgeführt hat, fand 2020 Mikroplastik in der Plazenta. Das bedeutet, dass Neugeborene schon vorbelastet sein könnten. Solange die Forschung noch nicht weiter ist und es keine neuen Erkenntnisse gibt, raten die Forscher stillenden Müttern auf Lebensmittelverpackungen aus Plastik zu verzichten. Generell sollten Produkte verwendet werden, die frei von Mikroplastik sind – das gilt auch für Kosmetikartikel wie Peelings, Cremes oder Zahnpasta. Inzwischen gibt es in Deutschland einige Siegel, die hier eine Hilfestellung beim Einkauf bieten, gerade im Bereich Kosmetika. Aber Vorsicht: Das Siegel ist nicht geschützt und bei einem Test von Greenpeace kam heraus, dass manche Produkte trotzdem Mikroplastik enthielten.