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43 Handcremes im Test: Einige bekannten Marken enthalten laut Öko-Test Schadstoffe

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Von: Jasmina Deshmeh

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Eine Frau in weißem Bademantel cremt sich die Hände ein (Symbolbild).
Im Winter ist die Haut an den Händen oft trocken und rissig und braucht zusätzliche Pflege. Doch einige Handpflegeprodukte sind für Gesundheit und Umwelt nicht unproblematisch (Symbolbild). © imago images / Westend61

Handcreme soll geschädigte Haut schützen und pflegen. Umso ärgerlicher ist es, wenn sie mit Schadstoffen belastet ist. Öko-Test hat 43 Handcremes untersucht: Von einigen bekannten Marken wird abgeraten.

Frankfurt am Main – Kälte und trockene Heizungsluft setzen unserer Haut immer Winter zu. Sie wird trocken, spannt und wird manchmal sogar rissig. Dabei hat sie als größtes Organ unseres Körpers eine wichtige Funktion: Sie schützt uns vor Einflüssen aus der Umwelt. Trockene Haut bereitet nicht nur Unbehagen, Juckreiz und Schmerzen, sie kann auch ihre Schutzfunktion nicht mehr richtig erfüllen. Keime, Viren, Bakterien und Schadstoffe haben dann leichteres Spiel in die Haut einzudringen. Besonders an den Händen, wo der Säureschutzmantel durch regelmäßiges Waschen mit Seife zusätzlich angegriffen ist. Handcreme soll trockene und rissige Haut pflegen und ihre natürliche Barrierefunktion unterstützen. Umso bedenklicher ist es, wenn sie selbst schädliche Stoffe enthält. Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat 43 Handcremes auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. Das Ergebnis: Von acht bekannten Marken sollten Verbraucher besser die Finger lassen.

43 Handcremes im Öko-Test: 21 Produkte mit Bestnote

Für die Untersuchung kauften die Tester 43 Handcremes, darunter Produkte aus Supermärkten, Drogerien, dem Biofachhandel und Reformhaus. Im Labor untersuchte Öko-Test die Cremes anschließend auf kritische Inhaltsstoffe, die der Gesundheit, aber auch der Umwelt schaden können.

Zunächst die gute Nachricht: 21 der bewerteten Cremes schnitten mit der Bestnote „sehr gut“ ab und sind damit laut Öko-Test uneingeschränkt zu empfehlen. Darunter alle untersuchten Naturkosmetik-Produkte und zwölf weitere Handcremes von den Marke Budnikowsky, CC Care and Consulting, Dr. Scheller, Edeka, Jean & Len, Kaufland, Lidl, Netto Marken-Discount, Sebapharma, Share, Rewe/Penny und ZHG.

43 Handcremes im Öko-Test: Diese bekannten Marken sind im Test durchgefallen

Von acht Produkten raten die Tester allerdings ab. Der Grund: in ihnen konnten sie kritische Inhaltsstoffe nachweisen. Dabei handelt es sich um mineralölbasierte Fette und Wachse, synthetische Polymere sowie der möglicherweise fortpflanzungsschädigende Duftstoff Lilial. Dafür gab es von Öko-Test nur die Noten „mangelhaft“ oder „ungenügend“.

Die Testverlierer:

43 Handcremes im Öko-Test: Bedenkliche Konservierungsmittel in Produkten „für empfindliche Haut“

Besonders überraschend und nicht tolerierbar: Schadstoffe in Handcremes bekannter Marken, die damit werben für empfindliche und strapazierte Haut geeignet zu sein. Von Öko-Test gab es dafür das Urteil „mangelhaft“ bzw. „ungenügend“. Besonders eine Creme fällt unter den Testverlierern negativ auf: die O‘Keeffe‘s Working Hands Handcreme, die es unter anderem im Baumarkt zu kaufen gibt. In ihr steckt das Konservierungsmittel Diazolidinyl Urea, das Formaldehyd freisetzen kann. Formaldehyd wird nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft“ und kann schon in geringen Konzentrationen die Schleimhäute reizen. Darüber hinaus ist Formaldehyd laut Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrum München als Kontaktallergen bekannt. In Kosmetik wurde der Stoff mittlerweile größtenteils durch andere Substanzen ersetzt, Formaldehydabspalter wie Diazolidinyl Urea sind gesetzlich aber noch erlaubt. Verbraucher sollten diese Produkte meiden.

Die Verbraucherschützer kritisieren auch den Einsatz von Polyethylenglykolen und chemisch verwandten Substanzen (PEG), die Öko-Test in sieben Handcremes nachweisen konnte. Sie sorgen als Emulgatoren dafür, dass sich wässrige und ölige Bestandteile in Cremes vermischen und stabilisieren. Das Problem: PEG machen die Haut durchlässiger für Fremdstoffe. Wer die Substanzen meiden möchte, sollte auf Naturkosmetik zurückgreifen, die frei von Polyethylenglykolen und PEG sein muss. Darüber hinaus kritisieren die Öko-Tester künstliche paraffinartige Stoffe und/oder Silikone in sechs Handcremes. Sie verleihen den Cremes ihren fettenden Effekt, wirken dabei aber nur oberflächlich und haben damit keine pflegende Wirkung. Auch ihre Auswirkungen auf die Umwelt sind noch unklar. Künstliche paraffinartige Stoffe und/oder Silikone konnten die Tester in Cremes der Marken Atrix, Dove, Eubos, Herbacin, L‘Occitane und Neutrogena nachweisen.

43 Handcremes im Öko-Test: Mineralöl-Rückstände in drei Produkten

Ein weiterer Kritikpunkt von Öko-Test: mineralölbasierte Fette und Wachse wie Paraffinum liquidum oder Cera Microcristallina können mit aromati­schen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) belastet sein. Einige von ihnen stehen im Verdacht, krebserregend zu wirken.* Mineralölrückstände vom Typ MOAH fanden die Tester in den Handcremes von Atrix, Dove und Neutrogena. In einer Stellungnahme des BfR von 2018 heißt es zwar, Gesundheitsgefahren durch Mineralöle in Kosmetika seien „nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu erwarten“. Die Öko-Tester raten aber: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte Cremes ohne Mineralöle nutzen.

43 Handcremes im Öko-Test: Kritischer Duftstoff Lilial in 5 Cremes

Vor allem für Menschen mit empfindlicher Haut oder Duftstoffallergien ist noch ein andere Inhaltsstoff problematisch: In fünf Handcremes konnte Öko-Test den Duftstoff Lilial nachweisen. In Tierversuchen hat sich Lilial als fortpflanzungsgefährdend gezeigt. In der Mixa Reparierende Handcreme von L‘Oréal steckt außerdem der potenzielle Allergieauslöser Hydroxycitronellal sowie eine künstliche Moschus-Verbindung, die sich im Körper anreichern kann.

Einige Inhaltsstoffe wie synthetische Polymere schaden nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Umwelt, da sie sich nur schwer abbauen lassen und im Abwasser ansammeln. Die Kunststoffe stecken nicht nur in der Verpackung, sondern auch in der Kosmetik selbst. 18 Cremes zogen die Öko-Tester dafür Punkte in der Bewertung ab.

43 Handcremes im Öko-Test: Tipps für trockene Hände im Winter

Gerade in Pandemiezeiten ist eine sorgfältige Handhygiene unverzichtbar. Doch regelmäßiges Waschen und Desinfizieren trocknet die Haut aus. Durch die Kälte produziert die Haut außerdem weniger Fett und wird dadurch anfälliger für Schadstoffe. Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe empfiehlt deshalb, Hände öfter zu desinfizieren statt zu waschen. Dabei werden die Hautfette der oberen Hautschicht zwar herausgelöst, aber nicht abgewaschen und ziehen später wieder ein. Bei schmutzigen Händen reinigen pH-neutrale oder milde Flüssigseife die Haut schonend. Lauwarmes Wasser trocknet die Haut zudem weniger aus, als heißes. Beim Spülen oder Putzen schützen Handschuhe die Haut vor stark entfettenden Reinigungsmitteln. 

Nach der Reinigung die Haut sorgfältig eincremen. Wer auf zertifizierte Naturkosmetik setzt, umgeht Problemstoffe wie PEG, Paraffine und Silikone. Bei herkömmlicher Kosmetik auf eine Butylphenyl Methylpropional- und Lilial-freie Rezeptur achten. Mineralölbasierte Öle und Fette sind als Paraffinum liquidum oder Cera Microcristallina deklariert sind. Synthetische Polymere erkennen Verbraucher an den Bezeichnungen Acrylat- und andere Co- und Crosspolymere, (Sodium) Carbomer, (Sodium) Polyacrylamid, Polyquaternium-10. 

Übrigens muss es zur Handpflege nicht unbedingt Handcreme sein. Auch Bio-Kokosöl oder Bio-Olivenöl haben einen ähnlich pflegenden Effekt. *merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerkes

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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