„Übereltern wirken wie die liebevollsten, fürsorglichsten Eltern“ – sind sie aber nicht
Kennen Eltern in ihrer Fürsorglichkeit für ihre Kinder keine Grenzen mehr, rauben sie dem Kind die Möglichkeit, sich zu einem selbstständigen Menschen zu entwickeln.
Aufmerksam zu sein, ist Pflicht eines jeden Elternteils. Doch wie weit sollte diese Aufmerksamkeit gehen? Die Psychologin Judith Locke hat der Medienplattform CNBC in einem Interview verraten, woran sich das sogenannte Overparenting erkennen lässt. Auf Deutsch ist das Wort Übereltern oder Helikoptereltern geläufiger, es meint aber dieselbe Sache: Eltern konzentrieren sich so stark darauf, ihr Kind vor allem Übel zu bewahren, dass das Kind keine Möglichkeit mehr bekommt, Herausforderungen allein zu meistern.
„Übereltern wirken wie die liebevollsten, fürsorglichsten Eltern“ – sind es aber nicht, warnt eine Psychologin

Overparenting kann sich in verschiedenen Formen zeigen. Es versteckt sich nicht nur hinter übervorsichtigem bis angstvollem Verhalten seitens der Eltern, wenn die Kleinen spielen und es mal etwas wilder wird. An folgenden Situationen lässt sich Overparenting dingfest machen:
- Hausaufgabenhilfe: Eltern unterstützen ihre Kinder bei den Hausaufgaben zu sehr – so lernt das Kind nicht, in einer herausfordernden Situation selbst Lösungswege zu finden.
- Beste Freunde: Wenn Eltern ihre Kinder zu ihren besten Freunden machen und keine eigenen Interessen oder Hobbys mehr verfolgen, wird es ebenfalls kritisch. Die Kinder sind es dann gewohnt, immer im Mittelpunkt zu stehen und lernen nicht, mit Kritik umzugehen.
- Langeweile: Wer als Elternteil immer auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht, tappt ebenfalls in die Overparenting-Falle. Das lässt sich gut am Beispiel Langeweile erklären: Es ist gut, wenn Kinder auch mal Langeweile spüren und sich mit diesem Gefühl auseinandersetzen müssen. Sorgen Eltern zu jeder Tages- und Nachtzeit für Beschäftigung, bekommen Kinder nicht die Möglichkeit, Selbstbeschäftigung zu erlernen.
Auch mit der einen oder anderen Lüge seitens der Kinder müssen Eltern ab einem bestimmten Alter klarkommen. Das bedeutet, dass sie ihren Sprösslingen nicht immer alles glauben sollten. Dass Kinder lernen, zu lügen, ist zudem per se nichts Schlechtes. Es ist ebenfalls eine Eigenschaft, die erlernt werden möchte. Wer seinem Kind jedoch alles glaubt, der stellt die Aussage seines Kindes beispielsweise auch schnell über die Einschätzung von Lehrpersonal – hat das Kind sich in der Schule aber wirklich nicht benommen, wird es so keine Konsequenzen für sein Handeln geben, wenn seine Eltern ihm alles und der Lehrkraft nichts glauben.
Overparenting: Wie verhalten sich andere Kinder?
Um herauszufinden, ob man sich als Elternteil vielleicht etwas zurückhalten sollte, sollten Mütter und Väter auf das Verhalten anderer gleichaltriger Kinder schauen. Psychologin Locke gibt ein Beispiel: Wenn alle Kinder in einem gewissen Alter gemeinsam ins Schulcamp fahren können, nur das eigene nicht, sollten die Alarmglocken läuten.
Im Laufe des Lebens sollten Kinder laut Locke fünf Eigenschaften entwickeln:
- Widerstandsfähigkeit
- Selbstregulierung
- Einfallsreichtum
- Respekt
- Verantwortung
Um in diesen Bereichen stark zu werden, müssen Kinder Herausforderungen allein meistern. Natürlich müssen die Herausforderungen immer dem Alter entsprechen, aber Eltern sollten dabei am besten nur „Hilfe zur Selbsthilfe“ leisten.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.