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Gefühle verdrängen: Warum Vergessen manchmal am besten ist

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Von: Laura Knops

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Jeder Mensch hat Strategien, um unangenehmen Gefühlen aus dem Weg zu gehen. Verdrängung ist allerdings nicht immer negativ, in manchen Fällen kann der Abwehrmechanismus sogar hilfreich sein. 

Egal ob es sich um eine unbezahlte Rechnung, die aufgeschobene Steuer oder ob es sich gar um schmerzliche Erinnerungen handelt – Viele Menschen haben mit dem Verdrängen bestimmter Erfahrungen, Gefühle und Aufgaben zu kämpfen. Jeder hat dabei seine eigenen Strategien, um dem unangenehmen Ballast aus dem Weg zu gehen. Häufig wollen Betroffene so Emotionen wie Angst, Einsamkeit oder Traurigkeit unbewusst vermeiden. Während es sich in den meisten Fällen lohnt, sich diesen Gefühlen zu stellen und warum es manchmal sinnvoll sein kann, bestimmte Bewusstseinsinhalte zu vergessen, erfahren Sie hier. 

Überflüssigen Ballast loswerden: Verdrängung kann helfen

Eine Frau schaut mit traurigem Blick aus dem Fenster.
Unangenehme Gefühle und Gedanke wollen viele Menschen vermeiden. Das muss nicht immer problematisch sein, wie Forscher herausgefunden haben. © Alberto Menendez/Imago

Verdrängung ist ein seelischer Abwehrmechanismus. Betroffene verbannen belastende, schmerzliche und unangenehme Gedanken oder Erinnerungen dabei aus dem Bewusstsein. Bestimmte Inhalte zu verdrängen ist jedoch nicht nur natürlich, sondern auch gesund und notwendig, um nicht vom Gewicht des Negativen heruntergezogen zu werden.

Jede Erfahrung im Hier und Jetzt, aber auch jede Entscheidung für die Zukunft, hängt sowohl von den vorhandenen Erinnerungen sowie von den Dingen, die wir nicht mehr wissen, ab. Nur wer vergisst, kann Unwichtiges von Wichtigem trennen, abstrakt denken und Probleme lösen. Die zentrale Aufgabe des Gedächtnisses ist es schließlich, aus Erfahrungen für die Zukunft zu lernen, wie das Wissenschaftsmagazin dasgehirn.info berichtet. 

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Verdrängung ist auch ein seelischer Schutzmechanismus. Statt vom akuten Schmerz überrollt zu werden, können viele Menschen durch das Ignorieren leidvoller Erfahrungen erst mal besser agieren und ihr Leben bewältigen. Das erlebte Leid gerät so aus dem Zentrum der Gedanken und Gefühle. „Viele Menschen leben besser mit der Verdrängung“, sagt Rainer Richter, Präsident der Psychotherapeutenkammer, im Interview mit Geo.de: „Psychische Abwehrmechanismen wie die Verdrängung sind per se nicht negativ oder gar pathologisch“. Das heißt jedoch nicht, dass diese Emotionen auf ewig verdrängt werden sollten. Ist die Situation unter Kontrolle, kann eine zeitverzögerte Aufarbeitung gelingen. 

Mittelweg zwischen Verdrängen und Verarbeiten finden

Während manche Menschen Ablenkung im stundenlangen Anschauen von Serien suchen, verlassen andere tagelang ihr Bett nicht oder versacken regelmäßig an der nächsten Bar. Denn Verdrängen kann auch krank machen. Das Beiseiteschieben und Abwehren hilft zwar oberflächlich, wirklich vergessen und erledigt sind die Gefühle, Emotionen und Erinnerungen allerdings nicht. Sind sie dem Bewusstsein entzogen, arbeiten sie dennoch im Unterbewusstsein weiter und beeinflussen so das tägliche Verhalten. Im schlimmsten Fall kann dies zu Ängsten, Verhaltensstörungen und seelischen Problemen führen. Wer negative Gefühle verdrängt, leidet laut Forschern der Universität Klagenfurt zudem häufiger unter bestimmten Krankheiten wie erhöhtem Blutdruck.

Wer unangenehme Empfindungen durchgehend blockiert, sperrt auch viele positive Gefühle aus. Freude, Motivation und Zuversicht dringen dann ebenfalls weniger an die Oberfläche. Viele Menschen fühlen sich in diesem Fall entweder gefühlstaub oder kommen nur schwer zur Ruhe. Es ist daher wichtig, die Balance zu wahren, wie die Psychologin Annette Kluge im Interview mit dem SWR erklärt. Sie rät dazu, Erinnerungen in den richtigen Momenten auszupacken und sich nicht davon überfallen zu lassen. 

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

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