Rente ab 65: Sterblichkeit bei Besserverdienenden am höchsten
In Rente zu gehen bedeutet für die einen weniger Stress, für die anderen Verlust der Lebensaufgabe – und für manche eine verkürzte Lebensdauer.
Das Ende der Berufstätigkeit und der Renteneintritt betrifft früher oder später jeden von uns. Je nach Berufsgruppe hat der Eintritt in das Rentenalter Auswirkungen auf die Gesundheit, das heißt der Ruhestand kann die Sterblichkeit positiv oder negativ beeinflussen.
Nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) hat sowohl der Zeitpunkt der Verrentung als auch der Umfang an Arbeit – Vollzeit oder Teilzeit – Auswirkungen auf die individuelle Sterblichkeit.
Rente in Deutschland: Wie Alter, Erkrankungen und Behinderung den Ruhestand beeinflussen

Rente und Rentenalter sind seit jeher ein großes Thema in Deutschland. Zuletzt gab es öffentlich hitzige Debatten unter Wirtschaftsökonomen und Politikern, ob das Rentenalter nicht auf 70 Jahre angehoben werden solle. In der Bevölkerung ruft dieser Vorschlag auch Empörung hervor, ist es doch jeder dritte Berufstätige, der eher für einen frühzeitigen Ruhestand plädiert. Es gibt verschiedene Gründe, die für den Wunsch nach früher Rente sprechen können: persönliche Umstände, Erwerbsminderungsrente aufgrund von Erkrankungen oder auch eine Behinderung. Auch die Art der Arbeit, ob soziale Berufe oder schwere körperliche Tätigkeiten, sowie die Menge an Arbeitsstunden, haben Einfluss auf die Rente und letztlich auch die Gesundheit.
Rente ab 65: Sterblichkeit bei Besserverdienenden am höchsten
Im Rahmen der Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) betrachteten die Wissenschaftler verschiedene Berufsgruppen – Akademiker, Geringverdiener, Arbeitslose – und konnten aufzeigen, dass sowohl der Zeitpunkt der Verrentung als auch der Umfang an Arbeit – Vollzeit oder Teilzeit – Auswirkungen auf die individuelle Sterblichkeit hat.
Grundlage der Studie waren Daten der Deutschen Rentenversicherung zu rund 280.000 Rentnerinnen und gut 500.000 Rentnern der Geburtsjahrgänge 1934 bis 1936. „Die Studie zeigt erstmals, welch großen Einfluss die Erwerbsbiografie auf die Gesundheit im Rentenalter hat“, so Dr. Matthias Giesecke, Studienautor und RWI-Wissenschaftler.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten Folgendes:
- Ausschlaggebend für den Effekt des Renteneintritts ist die Erwerbsbiografie vor der Rente.
- Das Sterberisiko erhöht sich für Männer und Frauen mit gut bezahlten Jobs nach der Verrentung mit 65 Jahren – für Geringverdiener hingegen nicht.
- Sterblichkeit sinkt bei Männern aus der unteren Hälfte der Einkommensverteilung, die mit 63 Jahren ihr Berufsleben beenden, kurz nach der Verrentung um ca. ein Prozent.
- Männer, die mit 63 Jahren in Rente gehen, kommen überwiegend aus Berufen mit manuellen Routinetätigkeiten und relativ geringem Verdienst. Häufig verrichten sie Aufgaben, die körperlich anstrengend oder mit Gefährdungen am Arbeitsplatz verbunden sind.
- Für gering verdienende Frauen und Männer, die aus körperlich anstrengenden Berufen ausscheiden, erhöht sich die Lebensdauer.
- Die Sterblichkeit dieser Personen verringert sich, da sie durch den Eintritt ins Rentenalter weniger Stress und Gefahren ausgesetzt sind sowie objektiv betrachtet, einen relativ hohen Freizeitgewinn erfahren.
- Die Menschen, die mit 63 Jahren aus vorheriger Arbeitslosigkeit in Rente gehen, profitieren davon, dann nicht mehr dem Stigma der Arbeitslosigkeit ausgesetzt zu sein, so dass sich deren Sterblichkeit im Durchschnitt verringert.
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Dr. Matthias Giesecke bekräftigt die Ergebnisse mit der Aussage: „Die Erwerbsbiografie ist entscheidend für die Art der Aktivitätsveränderung um den Renteneintritt. Gerade frühere Gutverdiener sind durch den Renteneintritt offenbar größeren Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Bei Ihnen steht wahrscheinlich die soziale Isolation im Rentenalter im Vordergrund, weil sie mit der Berufstätigkeit auch Berufsprestige und soziale Netzwerke verlieren.“
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.