Selbstbräuner: Ist die künstliche Bräune aus der Tube ungesund?

Selbstbräuner sollen die Haut ganz ohne schädliche UV-Strahlen bräunen. Gesundheitlich unbedenklich sind sie jedoch nicht, denn in fast allen steckt ein umstrittener Inhaltsstoff.
Frankfurt am Main – Wer kennt das nicht: Im Winter bekommt die Haut kaum Sonne ab. Wird es wärmer und die Klamotten kürzer kommen dann blass-weiße Arme und Beine zum Vorschein. Manch einer versucht deshalb, in der kalten Jahreszeit mit Selbstbräuner nachzuhelfen. Doch der Sommerteint aus der Tube hat seine Tücken: Viele Selbstbräuner enthalten chemische Inhaltsstoffe, die leicht zerfallen und krebsverdächtiges Formaldehyd freisetzen.
Gesundheitsrisiko Selbstbräuner: Wie wirkt der Bräunungseffekt aus dem Drogerieregal?
Selbstbräuner gibt es in verschiedenen Ausführungen: Als Creme, Lotion, Spray oder Tuch zum Auftragen. Das Wirkungsprinzip ist dabei immer das gleiche: Bestimmte Wirkstoffe verbinden sich beim Auftragen mit Proteinen der oberen Hautschicht und lösen eine chemische Reaktion aus. Dabei entstehen melaninähnliche Farbstoffe, sogenannte Melanoidine, die der Haut eine gelblich-braune Färbung verleihen. Das Ergebnis ist nach etwa sechs bis acht Stunden zu sehen und hält in der Regel nur einige Tage an, denn Selbstbräuner wirken nur oberflächlich. Da die Haut permanent Schuppen verliert, wird die braune Schicht also langsam abgerubbelt.
Verantwortlich für den Bräunungseffekt ist meistens der Inhaltsstoff Dihydroxyaceton (DHA). DHA ist an sich zwar ungefährlich, chemisch aber relativ instabil und zerfällt unter Einfluss von Wärme (bei falscher Lagerung des Selbstbräuners) wobei Formaldehyd freigesetzt wird. Wird der Stoff eingeatmet, kann er nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) beim Menschen Krebs auslösen. Darüber hinaus kann Formaldehyd die Haut, Atemwege und Augen reizen und Allergien auslösen. In der EU ist der Einsatz von Formaldehyd in Kosmetika seit Mai 2019 verboten, nicht aber von Substanzen, die Formaldehyd abspalten können. Den Hinweis „enthält Formaldehyd“ müssen die Produkte aber nur tragen, wenn der Stoff eine Menge von 0,05 Prozent des Produkt übersteigt.
Gesundheitsrisiko Selbstbräuner: Viele Produkte enthalten bedenkliche Inhaltsstoffe
Neben Formaldehyd enthalten Selbstbräuner häufig weitere bedenkliche Inhaltsstoffe, wie eine Untersuchung des Verbrauchermagazins Öko-Test aus dem letzten Jahr zeigt. Dabei fanden die Tester in zehn von 18 getesteten Produkten Polyethylenglykole und ihre Abkömmlinge, sogenannte PEG/PEG-Derivate. Dabei handelt es sich um Emulgatoren, die Wasser mit fetthaltigen und öligen Bestandteilen verbinden und dem Produkt so die gewünschte Konsistenz geben sollen. Das Problem: Die Substanzen können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen und Kontaktallergien begünstigen. Zudem werden sie aus Erdöl gewonnen und sind damit nicht besonders umweltfreundlich.
Doch Formaldehyd und Emulgatoren sind nicht die einzigen Inhaltsstoffe in Selbstbräuner, die ungesund sind. Die Verbraucherschützer fanden auch eine Reihe bedenklicher Duftstoffe, wie Isoeugenol und Cinnamylalkohol, die oft kontaktallergische Reaktionen auslösen. Ebenso Lilial, der zwar seltener als Kontaktallergen eine Rolle spielt, sich in Tierstudien aber als fortpflanzungsschädigend erwiesen hat. Ein weiteres Produkt enthielt allergieauslösendes Hydroxycitronellal sowie einen künstlichen Moschusduft.
Gesundheitsrisiko Selbstbräuner: Gibt es Alternativen?
Leider bietet auch Naturkosmetik keine Garantie, bedenkliche Inhaltsstoffe in Selbstbräuner zu umgehen. Eine Alternative zu DHA ist der Einfachzucker Erythrulose, der die Haut leichter, gleichmäßiger und natürlicher bräunt. Zudem hält der Effekt hier länger an. Erythrulose ist pflanzlichen Ursprungs und chemisch deutlich stabiler als DHA. Allerdings ist Erythrulose deutlich teurer und wird entsprechend selten oder nur in Kombination mit DHA eingesetzt.
Wer also trotz allem nicht auf Selbstbräuner verzichten möchte, sollte bei der Anwendung ein paar Regeln beachten:
- Selbstbräuner sollte kühl und dunkel aufbewahrt und zügig verbraucht werden
- Das Produkt nicht nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums nutzen
- Hautpartien mit Hornhaut färben sich intensiver, daher ist ein Peeling vor der Anwendung ratsam
- Nach dem Auftragen gründlich die Hände waschen und mit dem Anziehen warten, bis der Selbstbräuner vollständig eingezogen ist
- An Sonnenschutz denken! Selbstbräuner schützen nicht vor Sonnenbrand und verlängern den Eigenschutz der Haut nicht
Ganz auf Selbstbräuner verzichten sollten dagegen Allergiker, Menschen mit einer empfindlichen Haut oder Neurodermitis.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.