„Wundermittel“ Spirulina: Wie gesund sind die grünen Algen wirklich?

Spirulina wird als „Superfood“ beworben und sollen sich schon in kleinen Mengen positiv auf die Gesundheit auswirken. Wissenschaftlich bewiesen ist das nicht. In bestimmten Fällen sollten Verbraucher sogar besser auf die Algen verzichten.
Bremen – Spirulina ist eine Mikroalge aus dem Meer, die zur Gattung der Blaualgen gehört. Getrocknet werden die Algen als Nahrungsergänzungsmittel in Drogerien und Reformhäusern angeboten, entweder als Tablette oder in Pulverform. Beworben werden Spirulina-Algen als „extrem eiweißhaltig“, „Energiequelle“ mit „beachtlichem Vitamin- und Nährstoffgehalt“ und „reich an Chlorophyll“. Dadurch sollen sie das „Altern verzögern“, das „Immunsystem stärken“ und gegen zahlreiche Erkrankungen helfen. Wissenschaftlich bewiesen ist das allerdings nicht. Zudem fehlen Qualitätsstandards für Spirulina-Produkte, sodass eine Belastung mit Schadstoffen nicht ausgeschlossen werden kann.
Superfood Spirulina: Was steckt hinter den Werbeversprechen?
Spirulina-Algen brauchen Wärme und direkte Sonneneinstrahlung, weshalb sie vor allem in tropischen und subtropischen Regionen vorkommen. Sie wachsen in stark alkalischen Salzseen, flachen Lagunen und Brackwasser und werden bereits seit Langem von Menschen als Nahrungsmittel genutzt. Auch die industrielle Produktion erfolgt in flachen, warmen und salzhaltigen Becken, vor allem in Asien, Südamerika, Afrika, Hawaii und Kalifornien sowie vereinzelt auch in Europa. Spirulina werden als Algenteppich geerntet, getrocknet und anschließend weiterverarbeitet. Zu kaufen gibt es die Produkte als „protein- und mineralstoffreiches Nahrungsergänzungsmittel“ in Drogerien, Bioläden, Reformhäusern sowie im Internet zu durchaus stattlichen Preisen. Doch was ist dran am Gesundheitsversprechen der Hersteller?
Nicht viel, meint die Verbraucherzentrale Bremen. Studien am Menschen, die den beworbenen Effekt bestätigen gibt es bisher nicht. Zudem sei es nicht Aufgabe von Nahrungsergänzungsmitteln, Krankheiten zu lindern oder zu heilen, so die Verbraucherschützer. Bisher habe die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) auch keine der gesundheitsbezogenen Werbeaussagen (Health Claims) als wissenschaftlich nachvollziehbar eingestuft. Einen Zusammenhang zwischen Spirulina-Konsum und dem Erhalt eines normalen Blutzuckerspiegels, bzw. dem glykämischen Index oder oxidativen Schäden seien nicht nachweisbar.
Superfood Spirulina: Viele Nährstoffe, aber geringe Verzehrmenge
Auch der relativ hohe Eiweißgehalt sei zu vernachlässigen, da eine Tablette gerade einmal 2,4 Gramm enthält, etwa so viel wie ein Esslöffel Magerquark. Zudem wird Spirulina immer wieder als pflanzliche Vitamin B12-Quelle (Cobalamin) beworben. Das in den Algen enthaltene Cobalamin ist aber für den Menschen nicht verfügbar, warnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Spirulina ist damit als Vitamin-B12-Quelle für Veganer ungeeignet. Besser sind hier spezielle Vitamin-B12- und Kombipräparate aus der Drogerie oder dem Supermarkt.*
Superfood Spirulina: Was gibt es beim Kauf zu beachten?
Ein weiterer Aspekt, den man beim Verzehr von Spirulina beachten sollte, ist, dass es keine Qualitätsstandards gibt. Die Nahrungsergänzungsmittel können deshalb mit folgenden Substanzen belastet sein:
- Schwermetallen
- PAKs (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, von denen einige krebserregend sind)
- Giften
Das zeigt auch eine Untersuchung von Algenpräparaten der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2011. Wer Spirulina-Produkte kauft, sollte auf Produkte aus Bio-Aquakulturen zurückgreifen und auf das Herkunftsland achten. Am besten meiden Verbraucher Produkte aus dem Internet und dem außereuropäischen Ausland und achten auf Prüfzeichen wie „heavy metal controlled“ oder eine Produktion nach dem ISO 9001-Standard (DIN EN ISO 9001). Mittlerweile werben einige Anbieter auch selbst mit einer zertifizierten, schadstoffgeprüften Herstellung.
Superfood Spirulina: Für wen die Alge nicht geeignet ist
Nicht geeignet sind Spirulina-Produkte dagegen für Menschen mit der Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie, warnt die Verbraucherzentrale. Der Grund: Spirulina enthält Phenylalanin, das die Phenylketonurie verschlimmern könnte. Manche Menschen reagieren außerdem allergisch auf die Alge. Zudem bindet Spirulina Eisen, so dass es bei häufigerem Verzehr möglicherweise zu einem Eisenmangel kommen kann. Wer an einer Schilddrüsenüberfunktion leidet, muss sich nach Angaben der Apotheken Umschau dagegen keine Sorgen machen. Anders als andere Algen enthält Spirulina nur geringe Mengen Jod.
Superfood Spirulina: Wie sind die Algen am besten einzunehmen?
Ob Spirulina in Pulver- oder Tablettenform eingenommen werden, ist Geschmacksache. Bei der Pulverform haben die Algen einen Produktionsschritt weniger durchlaufen, weshalb ihr Nährstoffgehalt höher ausfallen könnte. Am besten lassen sie sich in Obst- und Gemüse-Smoothies einrühren*, das überdeckt den gewöhnungsbedürftigen Geschmack. Tabletten lassen sich dagegen einfach mit etwas Flüssigkeit herunterschlucken. *merkur.de und 24garten.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.