Sport mit Allergien: Welche Gymnastikmatten sind frei von Schadstoffen?
Die Fitness-Studios sind zu, jetzt gibt es das Sportprogramm zu Hause. Vor allem Allergiker sollten darauf achten, dass sie eine hautfreundliche Matte nutzen.
Düsseldorf – Schadstofffrei, hautfreundlich, rutschfest: Viele Anbieter werben mit diesen Schlagworten für ihre Gymnastikmatten. Doch Begriffe wie „hautfreundlich“, „natürlich“ oder „frei von Schadstoffen“ sind gesetzlich nicht definiert und daher ohne unabhängige Schadstoffprüfung wenig aussagekräftig.
Sport mit Allergien: Welche Gymnastikmatten sind frei von Schadstoffen?
Für Allergiker könnte das problematisch werden: Je nach Hersteller sind die Matten möglicherweise aus Materialien hergestellt, die vor allem in Kombination mit Schweiß zu Hautreaktionen führen können. Wer Yoga auf der Matte machen möchte und barfuß übt, sollte ebenfalls einen Blick auf die Materialien der Matte werfen. Laut eines Ökotest aus 2019 enthalten 50 Prozent aller getesteten Matten bedenklich Stoffe, die teilweise auch krebserregend sein können.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfahlen rät daher, nur eine Fitnessmatte zu kaufen, wenn der Hersteller die verwendeten Materialien angibt. „Dazu sind die Hersteller aber gesetzlich nicht verpflichtet, aber so viel Transparenz sollten diese in jedem Fall bieten“, heißt es bei der Verbraucherzentrale NRW.
Wer eine schadstoffarme Matte kaufen möchte, kann sich entweder an den Prüfsiegeln wie dem OEKO-TEX Standard 100 orientieren, oder aber bei der Stiftung Warentest oder bei Öko-Test recherchieren. Oftmals haben die Verbraucherschützer schon dazu getestet.
Allergie und Sport: 18 Yogamatten im Öko-Test
Die Experten von Ökotest haben bereits Ende 2019 Yogamatten auf Inhaltsstoffe und weitere Mängel geprüft. Einige der Matten waren zwar in Ordnung: Zehn der 18 getesteten Matten schnitten aber mit „befriedigend“ bis „mangelhaft“ ab, weil sie bestimmte Problemstoffe enthielten.
Fast jede zweite Yogamatte schnitt mit der Wertung „sehr gut“ ab. Alle sehr guten Kunststoff-Matten sind mit aufgeschäumten thermoplastischen Elastomeren (TPE) gefertigt. Im Gegensatz zu Kunststoffmatten aus PVC kamen die TPE-Matten ohne Weichmacher aus.
Allergie und Sport: Giftstoff-Fund in Matten
Auch 2 Matten, die auf der Oberseite aus Schurwolle und auf der Unterseite aus Polyurethan-Schaum oder Baumwolle gefertigt waren, schnitten mit „sehr gut“ ab. Eine Matte mit einer Korkoberfläche erhielt im Test ebenfalls die Note „sehr gut.“ Dennoch fanden die Tester in einige Yogamatten Schadstoffe, gerade der bekannteste Hersteller von Yoga-Ausstattung schaffte nur ein „ungenügend“.
In vier PVC-Yogamatten ermittelten die Laborexperten Naphthalin: Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kann der Stoff zu Atemwegserkrankungen und Tumoren führen, außerdem gilt er als möglicherweise krebserregend.
Allergie und Sport: Vorsicht, Latexallergiker
Naturkautschuk ist zwar ein beliebtes natürliches Material für Matten, konnte im Test aber auch nicht immer überzeugen: Einige Matten enthielten polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die laut Umweltbundesamt krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend sein können.
Einige dieser Matten enthielten außerdem allergieauslösende Latexproteine. Menschen mit Latexallergie sollten daher besonders vorsichtig sein, damit sie beim Workout keine allergischen Beschwerden auslösen. Naturkautschuk hat außerdem meist einen strengen Eigengeruch. Das bedeutet zwar nicht automatisch eine Schadstoffbelastung. Ökotest zufolge ist es dennoch wichtig, die Matten Anfangs gut auszulüften.
Diese Tipps können Allergikern beim Mattenkauf helfen:
- Prüfsiegel wie OEKO-TEX Standard 100 beachten: Die Matten sollten nach den strengeren OEKO-TEX-Grenzwerten für Baby- und Kleinkinderartikel (Produktklasse I) geprüft sein. Ob die Zertifizierung gültig ist, zeigt die Prüfnummer
- Es werden auch PVC-Matten mit OEKO-TEX Standard 100 angeboten. Elastisches PVC enthält immer Weichmacher, die nicht fest an den Kunststoff gebunden sind und daher vom Menschen aufgenommen werden können. Gesundheitsschädliche Phthalatweichmacher sind nach OEKO-TEX zwar verboten, aber der Kunststoff PVC ist anders als beim Blauen Engel nicht generell von der Vergabe ausgeschlossen.
- Wer sichergehen will, eine schadstoffarme Matte zu erwerben, kann bei den Herstellern der mit „sehr gut“ im Ökotest getesteten Matten nachfragen, ob die jeweilige Matte immer noch die Testkriterien des ÖKO-TESTs von Januar 2019 erfüllt
- Herstellerinfo zum Material berücksichtigen und gegebenenfalls beim Hersteller nachfragen, wenn die Stoffe nicht zu ermitteln sind
- In Wollmatten sollte keine Mottenschutzmittel wie Pyrethroide eingesetzt sein
- Besonders bei Kunststoffmatten ohne Prüfsiegel empfiehlt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfahlen, vor dem Kauf das Auskunftsrecht nach dem europäischen Chemikaliengesetz REACH zu nutzen und dem Händler die REACH-Schadstoffanfrage zu stellen. Dieser muss innerhalb von 45 Tagen antworten, falls bestimmte gelistete Schadstoffe über 0,1 Prozent enthalten sind. Einige Weichmacher und Flammschutzmittel sind als SVHC gelistet.
- Weitere Infos zum Auskunftsrecht gibt es auf den Seiten des Umweltbundesamtes. Das Umweltbundesamt stellt außerdem einen vorformulierten Musterbrief und die App Scan4Chem zur Verfügung.
Ein Tipp zum Schluss: Matten mit antibakteriellem Schutz zur Verhinderung von Schimmel braucht niemand, auch wenn das manchmal besonders beworben wird.
Den Öko-Testern zufolge ist das unnötig. Wer seine Yogamatte pflegt und trocken lagert, muss keinen Schimmel fürchten. Wichtig ist, die Pflegeanleitung des Herstellers zu beachten. Viele Matten können feucht mit Spülmittellösung abgewischt werden. Einige lassen sich sogar in der Waschmaschine waschen. So macht der Sport auch in den eigenen vier Wänden Spaß.**merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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