Stiftung Warentest zu Reisemedikamenten: Das hilft gegen Schwindel und Brechreiz
Schwindel und Brechreiz, ausgelöst durch kurvige Straßen, können die Urlaubsstimmung vermiesen. Die Stiftung Warentest hat Reisemedikamente getestet.
Berlin – Wenn Sie unter Reiseübelkeit leiden, befinden Sie sich in allerbester Gesellschaft: Nach Angaben des Ärzteblattes haben zwei Drittel der Reisenden, insbesondere auf der Rückbank eines Autos, schon mindestens einmal an Symptomen der Reisekrankheit im Auto gelitten. Die Hälfte davon sogar mit Erbrechen. Kinder zwischen drei und zwölf Jahren sowie Frauen gelten Medizinern zufolge als besonders anfällig für die „Bewegungskrankheit“. Warum das bei ihnen häufiger der Fall ist, können Wissenschaftler noch nicht eindeutig beantworten. Sie vermuten, dass es einen Zusammenhang mit dem weiblichen Hormonhaushalt gibt.
Stiftung Warentest prüft Reisemedikamente: Tipps für Kinder
Bestimmte Medikamente können der Übelkeit entgegenwirken. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest haben daher 18 Mittel für Reisekranke bewertet, darunter Tabletten, Zäpfchen, Kapseln, Sirup und Reisekaugummi für Erwachsene und Kinder. Für Erwachsene und Jugendliche beurteilen die Experten zwei Wirkstoffe als geeignet: Diphenhydramin und Scopolamin. Sie können Übelkeit und Erbrechen tatsächlich unterbinden.
Diphenhydramin stammt aus der Gruppe der Antihistaminika, die üblicherweise bei Allergien zum Einsatz kommen. Es genügt den Warentestern zufolge, eine halbe Stunde vor Reiseantritt 50 Milligramm einzunehmen. Das entspricht den Angaben zufolge einer Tablette Emesan. „Wie nahezu alle Mittel im Test macht auch Emesan müde. Betroffene sollten nach der Einnahme also nicht selbst Auto fahren oder ein Boot lenken“, raten die Tester.
Diphenhydramin steht auch in Kombination mit 8-Chlortheophyllin zur Verfügung und heißt dann Dimenhydrinat. In der Praxis bringt die Kombination der beiden Wirkstoffe aber keinen Vorteil gegenüber Diphenhydramin allein. Das Fazit der Warentester: Mittel mit Dimenhydrinat sind deshalb nur mit Einschränkung geeignet.
Das passiert bei der Reise- oder Seekrankheit im Körper:
- Sobald das Auge nicht mehr mitkommt und am Horizont keinen Halt mehr findet, gerät der Gleichgewichtssinn aus dem Lot. Erste Anzeichen sind nach Angaben des Ärzteblattes Müdigkeit, Gähnen sowie verminderte Aufmerksamkeit, Kaltschweißigkeit und Blässe, vermehrter Speichelfluss und gelegentlich Kopfschmerzen und Übelkeit.
- Die Signale aus dem Innenohr, dem Sitz des Gleichgewichtsorgan, stimulieren das Brechzentrum im Hirnstamm.*
- Mediziner nennen dieses vorübergehende Unwohlsein, die Bewegungskrankheit, auch Kinetose. Auch Darstellungen virtueller Realität können diese Symptome auslösen.
Kindern im Alter von zwei bis zwölf Jahren wird häufig übel auf Reisen. Eltern sollten ihnen Medikamente nach Angaben der Stiftung Warentest nur dann geben, wenn andere Maßnahmen nichts bewirken. „Keiner der verfügbaren Wirkstoffe und Mittel ist für jüngere Kinder uneingeschränkt geeignet“, schreiben die Warentester. Kinder reagieren empfindlicher auf die Mittel. Auch sie können davon ziemlich müde werden – und das leider auch für längere Zeit. „Bei manchen bewirken sie auch das Gegenteil: etwa Unruhe und Erregung, Nebenwirkungen wie Verstopfung oder trockener Mund“, so die Stiftung Warentest.
Diese Tipps können Kindern gegen das Auftreten der Reiseübelkeit helfen:
- Nicht direkt nach dem Essen losfahren: Die letzte Mahlzeit sollte wenig Ballaststoffe und Fette enthalten.
- Ständiges Kauen kann die Symptome verhindern. Versorgen Sie Ihr Kind mit zucker- und kalorienarmen Snacks wie Mohrrüben, Reiswaffeln, Vollkornkeksen oder Zwieback. Auch Kaugummikauen kann helfen.
- Das Kind sollte in Fahrtrichtung sitzen, damit der Gleichgewichtssinn nicht überfordert wird.
- Kinder, die zur Übelkeit neigen, sollten auf der Fahrt nicht lesen oder digitale Spiele am Handy spielen und wenn doch, den Kopf möglichst geradeaus halten. Ein geneigter Kopf signalisiert dem Gehirn Ruhe, die Fahrbewegungen vermitteln das Gegenteil.
- Gemeinsame Seh- und Denkspiele können ablenken.
- Genügend Pausen und frische Luft, Schutz vor Benzin- und anderen Gerüchen helfen ebenfalls, die Reisekrankheit zu vermeiden. Tipp: Kein Parfum vor der Autofahrt auftragen!
Sollen Sie eine Seereise planen, kann es hilfreich sein, auf stark histamin-haltige Nahrungsmittel zu verzichten. Dazu gehören Thunfisch, Emmentaler Käse, Salami, Sauerkraut oder Rotwein.
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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.