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Zusatz in Getränken und Eiscreme: E 968 erhöht Herzinfarkt- und Thrombose-Risiko, zeigt Studie

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Von: Juliane Gutmann

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Zucker ist ein wichtiger Energielieferant. In Form von Glukose, also Traubenzucker, schmeckt er süß und ist hochkalorisch. Einige nutzen stattdessen Süßstoffe, doch diese bergen Risiken.

Wer abnehmen möchte, sollte seinen Zuckerkonsum reduzieren. Allerdings ist Zucker nicht gleich Zucker. In Obst ist er in Form von Fruktose enthalten. In Milch findet sich Milchzucker, auch Laktose genannt. Agavendicksaft bis Rübenzucker: Egal, welchen natürlichen Zucker man zu sich nimmt, im Körper werden alle diese Verbindungen in die Grundbausteine Glukose und Fruktose zerlegt, informiert der Norddeutsche Rundfunk.

Glukose und Fruktose zählen zu den Kohlenhydraten, die uns Energie für Hirnstoffwechsel bis Muskelaktivität liefern. Ihr Verzehr ist lebenswichtig, aber in Übermaßen schädlich. Denn wer zu viel Energie in Form von Kohlenhydraten zu sich nimmt und diese nicht durch Bewegung verbrennt, der riskiert Übergewicht – der Hauptrisikofaktor für die Stoffwechselkrankheit Diabetes und andere Volkskrankheiten wie die Fettleber.

Sind Süßstoffe die Lösung? Nein, so das Ergebnis einer Studie.

Herzinfarkt und Schlaganfall: Süßstoff Erythrit schadet dem Herz-Kreislauf-System

Wer den Kaffee süß mag, aber abnehmen möchte, greift schon mal zum Süßstoff. Keine Kalorien trotz Süßkraft: Diese Kombi überzeugt viele Abnehmwillige. Ein Forscherteam von US-amerikanischen, deutschen und tschechischen Forschern konnte allerdings zeigen, dass sich der Süßstoff Erythrit, auf Zutatenlisten als E 968 gekennzeichnet, negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken kann.

Frau trinkt grüne Limo mit Strohhalm.
In vielen Limonaden werden künstliche Süßstoffe zugesetzt – zum Beispiel Erythrit. © Alvaro Sanchez/Imago

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Erythrit sowohl mit einem erhöhten MACE-Risiko assoziiert ist als auch eine verstärkte Thrombose begünstigt. Studien zur Bewertung der langfristigen Sicherheit von Erythrit sind gerechtfertigt“, so das Fazit des internationalen Forscherteams, das seine Ergebnisse auf dem Fachportal nature medicine veröffentlicht hatte. Mit MACE werden in der Studie schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse bezeichnet, wie etwas Herzinfarkt und Schlaganfall.

Im Rahmen der Studie hatten die Autoren 1.157 Menschen mit hohem Risiko für Herzkreislauferkrankungen untersucht. Drei Jahre lang wurden die Gesundheitsdaten der Probanden analysiert. In diesem Zeitraum erlitten einige Studienteilnehmer Schlaganfall oder Herzinfarkt. Bei diesen Patienten konnte eine erhöhte Konzentration von Erythrit nachgewiesen werden. Um das Ergebnis abzusichern, untersuchte das Forscherteam auch zwei weitere Studiengruppen bestehend aus Menschen ohne Vorerkrankungen des Herzens. 2.149 Gesundheitsdaten stammten aus den USA, 833 aus Europa, informiert die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Bei diesen beiden Gruppen hätte sich der Zusammenhang zwischen erhöhtem Erythrit-Spiegel und dem Risiko für potenziell tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestätigt, so die DGE weiter.

Erhöhte Thrombosegefahr durch Süßstoff?

„In einer prospektiven Pilotinterventionsstudie führte die Einnahme von (Einschub der Redaktion: 30 Gramm) Erythrit bei acht gesunden Freiwilligen zu einem deutlichen und anhaltenden Anstieg der Erythrit-Plasmaspiegel, der weit über den Schwellenwerten lag, die mit einer erhöhten Thrombozytenreaktivität und einem erhöhten Thrombosepotenzial in In-vitro- und In-vivo-Studien in Verbindung gebracht wurden“, führen die Studienautoren ihre Ergebnisse weiter aus.

30 Gramm Erythrit ist etwa in einem halben Liter Diät-Eiscreme enthalten, informiert Professor Helmut Schatz von der DGE. Er sieht die Studie von Marco Witkowski von der US-amerikanischen Cleveland Clinic und seinem Team kritisch: „Ob man die Resultate der oben referierten Studie, die an schon herzgefährdeten Patienten erhoben wurden, auf die Allgemeinbevölkerung übertragen kann, ist fraglich“, so Schatz. Er führt als Begründung unter anderem auf, dass der Körper Erythrit in geringen Mengen selbst produziert. Ein genetisch bedingt erhöhter Erythrit-Spiegel kann ihm zufolge als Ursache für Herzprobleme nicht ausgeschlossen werden.

In der Europäischen Union darf der Süßstoff Erythrit ohne Mengenbegrenzung zugesetzt werden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit stuft E 968 als sicher ein.

Mehr Informationen zur StudieThe artificial sweetener erythritol and cardiovascular event risk

Veröffentlichungsdatum: 27. Februar 2023

Veröffentlicht im Fachjournal nature medicine

Umfang: 1.157 Menschen mit hohem Risiko für Herzkreislauferkrankungen, 2.982 Menschen ohne Vorerkrankung des Herzens und acht Freiwillige, bei welchen der Effekt von Erythrit auf das Thromboserisiko getestet wurde.

Studienautoren: Internationales Forscherteam um Marco Witkowski vom Department of Cardiovascular and Metabolic Sciences am Lerner Research Institute der Cleveland Clinic in Cleveland, USA

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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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