Verzeihen kann so einfach sein: Vier Schritte für mehr inneren Frieden
Laut dem Psychologen Robert Enright ist Vergebung ein aktiver Prozess. Verzeihen kann demnach jeder lernen.
Wer verzeihen kann, trägt damit viel zum inneren Seelenfrieden bei – bei sich und seinem Gegenüber. Viele Menschen empfinden es als befreiend, wenn ihnen vergeben wird. Denn Schuldgefühle sind eine schwere Last. Vergebungsbereitschaft ist aber auch für denjenigen von Vorteil, dem Unrecht widerfahren ist. So führen dauerhaftes Ärgern und negative Gedankenspiralen zu ständigem Stress, der Krankheiten begünstigt.
Verzeihen lernen: Vergeben zu können hängt von vier Schritten ab

Ob wir Verletzungen, die uns widerfahren sind, vergeben können, wird durch eine Reihe von Umständen beeinflusst. Denn Verzeihen ist ein komplexer und vielschichtiger Vorgang. Der Psychologe Robert Enright hat dazu ein Modell entwickelt: Wie gut wir verzeihen können und wie wir mit den Wunden, die uns zugefügt wurden, leben können, hängt demnach von vier Schritten ab.
Der Psychologe Robert Enright von der University of Wisconsin-Madison konnte in verschiedenen Studien nachweisen, dass Verzeihen heilend wirken kann. Gelingen kann die Vergebung laut dem Wissenschaftler mithilfe eines von ihm entworfenen Plans. Verzeihen ist also ein aktiver Prozess, den man erlernen kann.
Der lange Weg des Verzeihens: Schmerzliche Gefühle loslassen
Das von Robert Enright entworfene Therapiemodell besteht aus insgesamt 20 Stufen, welche sich in vier Phasen unterteilen lassen:
- Bewusstes Durchleben: Im ersten Schritt durchleben Betroffene die Ereignisse, welche ihnen zugefügt wurden, ein weiteres Mal. Aufkommende Gefühle wie Trauer, Angst, Zorn und Hass sollen dabei bewusst nachgespürt werden.
- Entscheidung zu verzeihen: Um sich aus den alten, schmerzhaften Gedankenmustern zu befreien, müssen sich Vergebende aktiv dazu entschließen, dem Täter zu verzeihen. Dabei helfen kann, sich bewusst zu machen, welche Vorteile damit verbunden sind.
- Verständnis für den Täter: Um dem Täter zu vergeben, müssen wir versuchen, die Umstände zu verstehen. Verständnis zu entwickeln, heißt dabei keinesfalls, die Tat zu entschuldigen. Vielmehr heißt es, das Unrecht als solches zu akzeptieren und auf Rache oder Rückzug zu verzichten.
- Akzeptieren des Unrechts, das einem zugefügt wurde: Mit dem Loslassen der schmerzlichen Gefühle können wir Mitgefühl, Großzügigkeit und Wohlwollen entwickeln.
Wer verzeihen will, muss aktiv daran arbeiten. Trotzdem braucht Vergebung viel Zeit, Geduld und passiert nicht über Nacht. Auch Zweifel und Gefühlsschwankungen sind in diesem Prozess normal. „Vergebung ist ein Ziel, das ständig in Bewegung ist“, erklärt Robert Enright gegenüber Geo.de. „Mal scheint es einem zum Greifen nah, dann wieder fast unerreichbar. Fortschritte und Rückfälle wechseln sich ab, das ist völlig normal.“
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.