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Witweneffekt: Wenn ein Mann seine Ehefrau verliert, hat er ein erhöhtes Sterberisiko

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Von: Juliane Gutmann

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Wenn der Partner stirbt, bricht eine der wichtigsten Säulen weg. Trauer ist natürlich, doch kann sie auch schädliche Ausmaße annehmen – die zum Tod führen können.

Der Verlust eines nahe stehenden Menschen zählt zu den schlimmsten Erfahrungen, die man machen kann. Vor allem ein plötzlicher Tod lässt einen geschockt bis verzweifelt zurück. Die erste Zeit nach dem Todesfall beschreiben Hinterbliebene oft als Zustand, in dem der Schock überwiegt und man einfach nur funktioniert. Trauerfeier planen, Finanzen des Verstorbenen regeln, die Beisetzung organisieren: Die Verpflichtungen, die man als Angehöriger nach einem Todesfall hat, lenken einen in der ersten Trauerphase ab. Oft bricht die Trauer erst gänzlich über einen herein, wenn wieder Ruhe einkehrt und der Alltag beginnt.

Jeder verarbeitet den Tod eines nahestehenden Menschen anders. Doch die Effekte auf Körper und Psyche sind oft ähnlich. Antriebslosigkeit setzt bei vielen ein, bei einigen Menschen kann Trauer auch in eine depressive Episode übergehen. Auch die körperliche Gesundheit leidet immens. Forschende kamen zu dem Ergebnis, dass der Tod eines Partners bei hinterbliebenen Eheleuten sogar zu einem erhöhten Sterberisiko führt.

70 Prozent wahrscheinlicher: Erhöhtes Sterberisiko ein Jahr nach dem Verlust des Partners

Männer sterben im Jahr nach dem Verlust ihrer Ehefrau mit 70 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit als Männer im gleichen Alter, die keine Ehepartnerin verloren haben. Frauen sterben mit 27 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit, so das Ergebnis eines Forscherteams um Alexandros Katsiferis vom Department of Public Health an der Universität von Kopenhagen in Dänemark.

Mann und Frau von hinten zu sehen, sie sitzen in einer Kirche
Wer seinen Partner verliert, hat mit extremer Trauer zu kämpfen. Diese wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. © Imago

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Wenn der Partner kurz nach dem Verlust des Ehegatten stirbt, sprechen Fachleute vom sogenannten „Widowhood Effect“, zu Deutsch „Witweneffekt“. Vor allem bei älteren vorerkrankten Paaren, liegt die Vermutung nahe, dass der Hinterbliebene auch ohne das Ableben des Partners in nicht allzu ferner Zeit verstorben wäre. Doch die Forschenden um Studienautor Katsiferis konnten aufgrund des großen Studienumfangs von knapp einer Million Probanden und der langen Nachbeobachtungszeit von bis zu sechs Jahren zeigen, dass es noch mehr Einflussfaktoren gibt als hohes Alter, informiert der Spiegel.

Auffällig war vor allem, dass die jüngsten Studienteilnehmer (65 bis 70 Jahre) das größte Risiko hatten, im Jahr nach dem Verlust des Ehepartners zu versterben. „Es könnte sein, dass der Verlust eines Ehepartners in einem jüngeren Alter zusätzlichen Stress verursacht, da es eher ungewöhnlich ist, einen Ehepartner so jung zu verlieren“, wird Kara Dassel, stellvertretende Dekanin des interdisziplinären Gerontologieprogramms an der Universität von Utah, vom Portal Time zitiert.

Witweneffekt: Warum versterben einige Menschen kurz nach dem Partner?

Ursache für den „Witweneffekt“ sind verschiedene Faktoren. So gilt Einsamkeit als sehr gesundheitsschädlich. Robert Waldinger, Teilzeitprofessor für Psychiatrie an der Harvard Medical School, spricht sogar davon, dass „Einsamkeit tötet – sie ist so mächtig wie Rauchen und Alkoholismus“. Außerdem gilt als erwiesen, dass Stress in jeglicher Form auf Dauer krank machen kann.

Denn chronischer Stress begünstigt Bluthochdruck, Auslöser von Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch Schlafstörungen und Depressionen können die Folge sein, wie die Krankenkasse AOK informiert. Trauerstress kann also Krankheiten begünstigen, die zum Tode führen können.

Mehr Informationen zur StudieSex differences in health care expenditures and mortality after spousal bereavement: A register-based Danish cohort study

Veröffentlichungsdatum: 22. März 2023

Untersuchungszeitraum: 2011 bis 2016

Veröffentlicht im Fachjournal plos one

Umfang: 924.958 dänische Bürger und Bürgerinnen über 65 Jahre

Studienautoren: Internationales Forscherteam um Alexandros Katsiferis vom Department of Public Health an der Universität von Kopenhagen in Dänemark

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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