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Wie geht man mit wütenden und aggressiven Menschen um? Psychologin appelliert: „Duck dich nicht weg“

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Von: Juliane Gutmann

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Ob im Straßenverkehr oder im Büro: Es gibt Situationen, in denen wir der Wut anderer Menschen ausgesetzt sind. Wie man sich dann am besten verhält, erklärt eine Psychologin.

Es gibt sie: die entspannten Zeitgenossen unter uns. Nichts bringt sie aus der Ruhe, man könnte den Eindruck haben, sie hätten gekifft. Doch es gibt auch ganz andere Exemplare der Spezies Mensch. Nämlich die, die sich von den kleinsten Kleinigkeiten auf die Palme bringen lassen. Ist der Blutdruck erst auf 180 gestiegen, gibt es oft kein Entkommen für alle Umstehenden. Es wird getobt, beschimpft und eskaliert: Cholerikern geht man besser aus dem Weg, so das Motto vieler. Doch in manchen Fällen ist das nicht möglich. Etwa, wenn ein aufgebrachter Mitmensch an die Autoscheibe hämmert oder man im Supermarkt den Zorn eines anderen Kunden direkt abbekommt.

Wie man solchen Menschen begegnen kann, erklärt die Psychotherapeutin Franca Cerutti in ihrem Podcast „Psychologie to go!“.

Ihr Partner oder Ihre Partnerin verhält sich oft passiv-aggressiv? Dann könnten Ihnen folgende Tipps weiterhelfen.

Wutausbruch nicht persönlich nehmen: „Wer schreit, hat Schmerzen“

Oftmals steckt Frustration hinter Wut, so Franca Cerutti in ihrem Podcast. So reagieren einige Menschen mit einem Wutausbruch, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt oder ihre Bedürfnisse nicht gestillt werden. „Wer schreit, hat Schmerzen“, gibt Cerutti zu Bedenken: „Jemand, der in den Kampfmodus schaltet, hat da drunter liegend irgendwelche Schmerzen, sonst würde derjenige nicht so toben“. Dieser Gedankengang könne ihr zufolge dabei helfen, sich besser in die andere Person hineinzuversetzen und zu realisieren, dass der Wutausbruch oftmals gar nichts mit einem persönlich zu tun hat. So reiche bei manchen Menschen bereits schlechter Schlaf oder Hunger, um wütend zu werden.

Frauen diskutieren im Büro
Der Umgang mit wütenden Leuten ist nicht immer einfach. Provozieren sollten Sie denjenigen oder diejenige nicht, wenn er oder sie in Fahrt ist. © Imago

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Man sollte sich Cerutti zufolge bewusst machen, dass die Wut „immer in der wütenden Person passiert und immer auf deren Bewertung der Situation“. Ein Beispiel: Auf der Autobahn überholen Sie links mit 150 km/h. Hinter Ihnen rast ein Auto heran, der Fahrer gibt Lichthupe und fuchtelt mit den Händen. In dem Fall sind Sie nicht die Ursache für dessen Wut, weil Sie keine Verkehrsregel brechen. Allerdings sind Sie unfreiwillig der Auslöser für seine Wut: Der Drängler ist vielleicht gefrustet aufgrund eines schief gelaufenen Projekts im Job und lässt seinen Frust an anderen aus.

Deeskalierend wirken und stabilen Stand suchen

Wer in Kontakt mit einer wütenden Person kommt, sollte diese Cerutti zufolge nicht provozieren, etwa mit einer Gegenattacke. Dies würde die Situation nur unnötig verschlimmern. Besser sei es, der anderen Person ruhig gegenüberzutreten und zu sagen, was kann ich jetzt tun, um die Situation zu bereinigen. Damit räume man nicht ein, dass die andere Person recht hat mit ihrer Wut, aber man wirkt deeskalierend.

Doch das fällt schwer, wenn man als Blitzableiter die schlechte Laune der Chefin oder des anderen Verkehrsteilnehmers abbekommt. Cerutti zufolge ist zu beobachten, dass sich Menschen, die gerne an anderen ihren Frust herauslassen, oftmals eher Menschen suchen, bei welchen sie keine Gegenreaktion fürchten. Schon die Körperhaltung kann dazu beitragen, dass man sich als Zielscheibe weniger interessant macht: „Such einen stabilen Stand, mach dich gerade, mach dich nicht klein, duck dich nicht weg“, so der Rat von Cerutti. Das sei nicht nur ein körpersprachliches Signal an das Gegenüber, sondern auch an einen selbst. Allein die Körperhaltung gebe bereits Selbstbewusstsein und Kraft, um der Attacke standzuhalten und sie emotional nicht so nah an sich heranzulassen.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

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