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Zahnschmerzen natürlich lindern: Heilkräuter wirken Wunder

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Beschwerden mit den Zähnen können uns im Alltag ausbremsen. Dr. Jochen H. Schmidt verrät im Interview, welche Heilkräuter Schmerzen natürlich lindern.

Schmerzhaftes Pochen und Ziehen im Mundraum? Probleme mit den Zähnen oder Zahnfleischentzündungen zählen zu den gemeinsten Schmerzen. Doch machen diese den Gang zum Zahnarzt unbedingt notwendig? Dr. Jochen H. Schmidt, zahnärztlicher Leiter des Carree Dental in Köln, empfiehlt im Interview die natürliche Behandlung mit Heilpflanzen, auf die „schon unsere Großmütter bei Zahnweh schworen“.

Was sind häufige Ursachen für Zahnschmerzen und Zahnfleischentzündungen?

Dr. Jochen H. Schmidt: Hinter Zahnschmerzen verbergen sich oft Parodontitis oder Wurzelentzündungen. Häufigster Auslöser ist jedoch Karies. Durch Bakterien in der Mundhöhle wird Zucker, den wir mit der Nahrung aufnehmen, in schädliche Säure verwandelt. Diese zerstört den schützenden Zahnschmelz. Die Dentinkanälchen liegen frei und der Zahnnerv in der Zahnpulpa reagiert prompt auf kleinste Reizungen wie etwa Hitze oder Kälte.

Mangelnde Mundhygiene kann ein Auslöser von Zahnfleischentzündungen sein: Werden die Zähne schlecht geputzt, so vermehren sich die Bakterien im Mundraum explosionsartig und es kann zu einer Gingivitis kommen, einer harmlosen Entzündung des Zahnfleisches. Zahnfleischbluten ist ein Hauptsymptom. In vielen Fällen verbirgt sich dahinter aber auch eine fortgeschrittene Entzündung des Zahnbetts, also eine Parodontitis, die das Sterberisiko bei Corona-Patienten um ein Neunfaches erhöhen kann. Neben unzureichender Zahnpflege sind Stress, Nikotin, Vitaminmangel und Stoffwechselerkrankungen wie etwa Diabetes weitere Risikofaktoren für eine chronische Entzündung des Zahnbetts.

Beide Entzündungen führen dazu, dass das Zahnfleisch zurückgeht und auch nicht wieder nachwächst. Die Zähne wirken ungewöhnlich lang und reagieren aufgrund der freiliegenden Zahnhälse meist spürbar empfindlich.

Eine Frau verzieht ihr Gesicht vor Schmerzen und hält ihre Hand an eine Wange
Zahnfleischentzündungen und Probleme mit den Zähnen zählen zu den gemeinsten Schmerzen. (Symbolbild) ©  AndreyPopov / IMAGO

Welche Kräuter lindern Beschwerden?

Schmidt: Schon unsere Großmütter schworen bei Zahnweh auf alte Heilpflanzen. Als klassisches Hausmittel bei Zahnschmerzen, aber auch bei Zahnfleisch- oder Wurzelentzündungen war etwa die Gewürznelke damals buchstäblich in aller Munde. Dank ihrer ätherischen Öle wirkt sie antibakteriell und entzündungshemmend.

Auch Ingwer, Kamille, Salbei und Thymian können durch ihre ätherischen Öle bei Schwellungen, Zahnfleischentzündungen und Blutungen desinfizierend wirken, Beschwerden lindern und das Zahnfleisch kräftigen. Und auch Myrrhe hat es bei Zahnbeschwerden in sich. Früher wurde diese klassische Heilpflanze u.a. oft bei Zahnschmerzen und zur Vorbeugung gegen Zahnstein angewandt.

Selbst die besten Heilkräuter ersetzen aber natürlich keinen Zahnarztbesuch!

Wie wendet man die Kräuter richtig an?

Schmidt: Ingwer, Kamille, Salbei und Thymian können mehrmals täglich etwa als Tees bzw. Mundspülung angewandt werden. Myrrhe wirkt beispielsweise als Tinktur bzw. Mundwasser bei Zahnweh schmerzlindernd und heilungsfördernd. Bei leichtem Mundgeruch können beispielsweise Eukalyptus und Fenchel roh oder als Tee hilfreich sein.

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Wie lassen sich Schmerzen und Entzündungen vorbeugen?

Schmidt: Gute Zahnpflege und zuckerarme Ernährung bieten den besten Schutz vor Karies und damit auch Zahnschmerzen. Wichtig sind zudem halbjährliche Kontrollen beim Zahnarzt.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und eine gründliche Mundhygiene sind auch bei der Parodontitis-Prävention das A und O. Sanft, aber gründlich lässt sich Zahnbelag mit einer elektrischen Zahnbürste entfernen. Konventionelle Zahnbürsten sind häufig zu weich oder zu hart und werden falsch angewandt, was Bakterienbelag fördern bzw. dem Zahnfleisch schaden kann.

Hat sich das Zahnfleisch zurückgezogen, so sind Zahnzwischenraumbürstchen eine exzellente Wahl. Mit ihnen lassen sich auch jene Bereiche gezielt reinigen, in die „normale“ Zahnbürsten nicht vordringen können. Und auch Zungenbürsten machen sich bezahlt: Sie entfernen Bakterien auf der Zunge, die häufig unangenehmen Mundgeruch verursachen.

Empfehlenswert ist zudem zweimal jährlich eine professionelle Zahnreinigung. Diese schützt vor Entzündungen und ist wesentlicher Bestandteil der zahnärztlichen Vorsorge, aber auch der fundierten Parodontitis-Behandlung.

Dr. Jochen H. Schmidt ist zahnärztlicher Leiter des Carree Dental in Köln. Er besitzt den akademischen Zusatztitel des „Master of Science in Oral Implantology and Surgery“ .

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteuren und Redakteurinnen leider nicht beantwortet werden.

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