Affenpockenvirus in Deutschland: Experte spricht Warnung aus – Belgien verhängt Quarantäne
Weltweit gibt es immer mehr Fälle von Affenpocken. Auch wenn man mit keiner neuen Pandemie rechnen müsse, warnt ein Forscher vor zukünftigen Szenarien.
München – Immer mehr Fälle von Affenpocken treten derzeit sowohl in Europa als auch in den USA auf. Experten und Behörden wie das Robert Koch-Institut (RKI) raten zur Wachsamkeit, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sogar schon ein Notfalltreffen einberufen. Nach den ersten in Deutschland nachgewiesenen Fällen in München und Berlin rechnen Mediziner mit weiteren Ansteckungen. Prof. Gerd Sutter, Virologe an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, erklärt nun, wie Menschen sich mit dem Virus infizieren können und wen es treffen kann. Gleichzeitig spricht er eine Warnung aus.
Affenpockenvirus in Deutschland: Experte spricht Warnung aus

Obwohl es aktuell weltweit immer mehr Fälle von Affenpocken gibt und auch Deutschland bereits betroffen ist, gibt der Virologe in einem Interview mit der „Zeit“ hinsichtlich der Verbreitung des Virus zunächst Entwarnung. „Eine neue Pandemie haben wir nicht zu befürchten“, erklärt Sutter und teilt damit die Risikoeinschätzung des RKI. Denn bei den Affenpocken handelt es sich um seit Jahrzehnten bekannte Viren, die vor allem in Zentral- und Westafrika vorkommen. „Dort werden regelmäßig Ausbrüche in Menschen beobachtet, aber die sind relativ klein“, so der Wissenschaftler. Zudem handelt es sich bei den Affenpockenviren um andere Erreger als die Menschenpocken.
Noch mehr spannende Gesundheits-Themen finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter, den Sie gleich hier abonnieren können.
So überträgt sich das Affenpockenvirus
Affenpocken zählen nämlich zu den sogenannten Zoonosen. Das sind Krankheiten, die immer wieder von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Eine Infektion von Mensch zu Mensch findet jedoch kaum statt. Laut Sutter verhalten sich die Viren deshalb auch anders als Grippe- oder Coronaviren: „Da wir kaum mehr Immunität gegen die klassischen, seit über 40 Jahren in der Natur ausgerotteten Pockenviren haben, breiten sich aber auch die Affenpocken immer mal aus, aber lediglich punktuell. Das machen sie bei Weitem nicht so effizient wie die Grippe oder Sars-CoV-2.“
Gegen Affenpocken gibt es außerdem bereits zwei zugelassene Impfstoffe. Für die breite Bevölkerung sei eine Impfung laut Sutter jedoch nicht nötig. Die meisten Experten rechnen wohl damit, dass der Ausbruch nur von kurzer Dauer ist und nur wenige Menschen betrifft. „Um sich anzustecken, braucht es ja fast immer einen physischen, direkten Kontakt mit den Pockenläsionen, also dem Sekret aus den Pusteln, oder einen Schleimhautkontakt mit Infizierten“, erklärt Sutter. Bei den zuletzt in Europa aufgetretenen Fällen geht man davon aus, dass das Virus durch Geschlechtsverkehr übertragen wurde. Überwiegend waren demnach Männer betroffen, die mit anderen Männern intim geworden sind. Eine Erkrankung mit dem Virus zeigt sich durch folgende Symptome:
- Plötzliches Fieber
- Schüttelfrost
- Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen
- Stark juckender Hautausschlag
- Schwellung der Lymphknoten
Affenpockenvirus: Keine neue Pandemie, aber Experte spricht Warnung aus
Obwohl laut Sutter bei der Verbreitung Affenpockenvirus mit keiner neuen Pandemie zu rechnen ist, spricht er dennoch eine Warnung aus. Die Affenpocken seien das nächste Beispiel dafür, wie rasch sich Erreger in einer globalisierten Welt ausbreiten können. Deshalb müsse man sich „in Zukunft noch besser darauf vorbereiten, dass immer wieder neue Viren als Krankheitserreger auftauchen.“
Indessen hat Belgien als erstes Land eine Quarantäne-Pflicht eingeführt. Demnach müssen sich laut mehrere Medienberichte Personen, bei denen in dem Land eine Infektion mit dem Affenpockenvirus nachgewiesen wurde, in eine 21-tägige Isolierung begeben. Für Kontaktpersonen gilt dies allerdings nicht.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.