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Erdnussallergie: Symptome und Behandlung – Erste Hilfe für Allergiker

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Von: Laura Knops

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Sie gehört zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien und führt besonders oft zu schweren allergischen Reaktionen – Warum eine Erdnussallergie so gefährlich ist, was die Ursachen sind und welche Behandlungsoptionen es gibt, haben wir für Sie zusammengefasst.

Berlin – Wer unter einer Erdnussallergie leidet, ist ständig auf der Hut. Egal ob in Kuchen, Schokoriegeln oder Fertiggerichten – Erdnüsse sind in zahlreichen Lebensmitteln zu finden. Das liegt nicht nur daran, dass Erdnüsse in der Produktion sehr kostengünstig sind, auch als Ersatzstoffe eignen sie sich besonders gut. So wird Erdnussmehl beispielsweise als Alternative für Milch in vielen Nahrungsmitteln verwendet.

Erdnüsse
Bei einer Erdnussallergie können schon kleine Mengen der Allergene für manche Menschen gefährlich werden (Symbolbild).   © picture alliance / dpa

Verglichen mit anderen Lebensmitteln haben Erdnüsse jedoch ein besonders hohes Allergiepotenzial. Sie besitzen eine Vielzahl an Allergenen, welche häufig schwere allergische Reaktionen hervorrufen. In westlichen Ländern gehört die Erdnussallergie daher zu den meist verbreiteten Nahrungsmittelallergien - rund ein bis zwei Prozent der Kinder sind betroffen. Laut dem European Centre for Allergy Research Foundation (ECARF), gegründet von Jörgen Philip-Sörensen (71, † 2010), weisen etwa 0,2 Prozent der Erwachsenen in Europa eine Allergie gegen Erdnüsse vor.

Erdnussallergie: Schon winzige Mengen gefährlich

Wer unter einer Erdnussallergie leidet, muss schon kleine Mengen Erdnüsse fürchten. Wenige Mikrogramm reichen aus, um schwere Beschwerden hervorzurufen. Betroffene reagieren dabei auf die in der Erdnuss enthaltenen Proteine (Eiweiße). In der Pflanze sorgen die Eiweiße dafür, dass diese wächst und gedeiht. 

Bei einer allergischen Reaktion, stuft der Körper die eigentlich unbedenklichen Eiweißverbindungen, sogenannte Speicherproteine, als gefährlich ein. Es kommt zu einer Überreaktion des Immunsystems. Ausgelöst durch diese Abwehrreaktion bilden sich Immunglobuline-E-Antikörper (IgE-Antikörper), die die „Eindringlinge“ bekämpfen.

Erdnussallergie: Todesursache Erdnuss

Tritt im Laufe der allergischen Reaktion ein anaphylaktischer Schock ein, kann das für Betroffene sehr gefährlich sein und sogar tödlich enden. So sind Erdnüsse für die meisten, durch eine Lebensmittelallergie ausgelösten, Todesfälle verantwortlich. Treten heftige Allergiebeschwerden und Symptome eines anaphylaktischen Schocks (Anaphylaxie) nach dem Verzehr von Erdnüssen ein, sollten Betroffene schnellstmöglich handeln, um Schlimmeres zu vermeiden.

Allergie auf Erdnüsse: Auf diese Lebensmittel müssen Sie verzichten

Bei einer Erdnussallergie müssen Patienten auf alle Lebensmittel verzichten, die Erdnüsse oder Spuren davon enthalten.

Produkte auf Basis von Erdnüssen:

Egal ob die Hülsenfrüchte geröstet, gekocht oder roh gegessen werden – Erdnüsse behalten ihr Allergiepotenzial. Forscher gehen davon aus, dass rösten die Allergenität sogar erhöht. Kochen senkt dagegen eher die allergenen Eigenschaften. Auch Erdnussöl kann Symptome hervorrufen. Raffiniertes (wärmebehandeltes) Erdnussöl wird jedoch meist besser vertragen als kaltgepresstes Erdnussöl.

Zu den häufigsten Nahrungsmitteln, die Erdnüsse enthalten, gehören:

Die Erdnuss gehört, wie Soja, Bohnen, Linsen und Erbsen, zu den Hülsenfrüchten. Allergiker müssen daher nicht zwangsläufig auf alle Nüsse verzichten, wenn keine andere Allergie vorliegt. Obwohl es in seltenen Fällen zu Kreuzreaktionen mit einigen Nusssorten kommen kann, ist das bei einer Erdnussallergie meist nur selten der Fall.

Erdnussallergie im Kindesalter

Häufig entsteht eine Erdnussallergie bereits im frühen Kindesalter. Bei dieser Form spricht man von einer primären Nahrungsmittelallergie. Dieser Allergietyp bleibt bei etwa 80 Prozent bis ins Erwachsenenalter bestehen. Um schwere allergische Reaktionen vorzubeugen, ist eine frühzeitige Diagnose bei Kindern besonders wichtig. Ist die Allergie stark ausgeprägt, beeinflusst das meist die Lebensqualität eines Kindes enorm.

Jedes Essen, jeder Snack und jede Veranstaltung außer Haus – egal ob bei Freunden oder in der Schule - müssen geplant und überwacht werden, um mögliche Allergieauslöser zu vermeiden. Kinder und Eltern sollten sich daher genauestens informieren, in welchen Lebensmitteln Erdnüsse lauern. Dabei können eine Ernährungsberatung und eine Anaphylaxie-Schulung helfen.

Erdnussallergie bei Erwachsenen

Tritt die Allergie erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auf, handelt es sich in den meisten Fällen um eine sekundäre Allergie oder Kreuzallergie. Bei dieser Form ist ursprünglich ein anderes Allergen für die Immunreaktion des Körpers verantwortlich. Eiweiße in Birken- oder Gräserpollen ähneln denen in Erdnüssen sehr, dadurch sieht der Körper diese ebenfalls als gefährlich an. Eine Kreuzallergie ist jedoch meist nicht so ausgeprägt und Symptome treten häufig nur im Mund- und Rachenraum auf.

Erdnussallergie: So äußert sie sich

Typische Symptome einer Erdnussallergie sind:

Bei einem anaphylaktischen Schock reagieren verschiedene Organsysteme des Körpers, wie Haut, Atemwege, Magen-Darm-Trakt und Herzkreislaufsystem gleichzeitig. Treten Symptome wie Atemnot und Kreislaufstillstand ein, kann eine Nahrungsmittelallergie sogar lebensgefährlich werden.

Mögliche Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks sind:

Erdnussallergie: Diagnose mithilfe von Blut-, Prick- und Provokationstest

In einem Anamnesegespräch stellt der Arzt erste Anzeichen einer möglichen Allergie fest. Wann traten die Symptome erstmalig auf? Welche allergischen Reaktionen wurden beobachtet? Mit diesen Fragen geht der Arzt einer möglichen Nahrungsmittelallergie auf den Grund.

Ein Blut- oder Hauttest bestätigt die Annahmen meist. Bei einem Bluttest untersucht der Arzt die Anzahl der vorhandenen Antikörper im Blut. Beide Tests zeigen jedoch lediglich die Allergiebereitschaft, die der Körper gegen Erdnüsse besitzt. Eine sichere Diagnose können sie nicht geben.

Bestehen noch Unklarheiten kann der Arzt in seltenen Fällen einen Provokationstest durchführen. Bei diesem Test verabreicht er dem Patienten eine kleine Menge des Allergens. Diese Untersuchung kann nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden, da schwere allergische Reaktionen drohen.

Erdnussallergie: Kennzeichnung von Lebensmitteln ist Pflicht

Bisher kann eine Erdnussallergie nicht geheilt werden. Betroffene können lediglich das Allergen vermeiden, das heißt sie dürfen es weder essen noch in Kontakt damit kommen. Das ist nicht immer einfach. Erdnüsse sind nicht nur in vielen Produkten enthalten, sondern häufig befinden sich in Lebensmitteln Spuren der Hülsenfrüchte. So lassen sich Erdnüsse in Kuchen, Brotaufstrichen, Süßigkeiten, Keksen, Schokolade, Müsli, Fertiggerichten und Backmischungen nachweisen.

Alle Produkte, die Erdnüsse enthalten, müssen laut europäischem Lebensmittelrecht als solche gekennzeichnet sein. Der Warnhinweis „Kann Spuren von Erdnuss enthalten“ gibt an, wenn Lebensmittel, die keine Erdnüsse enthalten, in einem Betrieb hergestellt wurden, der auch Erdnüsse verarbeitet. Dieser Hinweis ist jedoch nicht verpflichtend. Sicherheit gibt nur die direkte Nachfrage beim Hersteller.

Erdnussallergie: Erste Hilfe im Notfall

Wer unter einer schweren Erdnussallergie leidet, muss strengstens auf seine Ernährung achten. Reagieren Betroffene mit einem anaphylaktischen Schock auf die Erdnüsse, kann ein Notfallset schnell helfen. Daher sollten Allergiker dieses stets mit sich führen. Ein Notfallset enthält einen Adrenalinautoinjektor, Kortikosteroide und Antihistaminika – diese Kombination wirkt kreislaufstützend bis der Notarzt kommt.

Treten leichte Symptome auf, können Antihistaminika Linderung verschaffen. Eine Immuntherapie oder Hyposensibilisierung kommt bei einer Erdnussallergie bisher nicht in Frage. Obwohl Wissenschaftler an einer solchen Therapie forschen, hat sich diese im Klinikalltag noch nicht bewährt. 

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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