Allergien durch Impfungen: Alles über Risiken, Inhaltsstoffe und Argumente
Viele Eltern sind verunsichert und fürchten ihrem Kind mit einer Impfung zu schaden. Weit verbreitet ist der Glaube, dass Schutzimpfungen Allergien auslösen oder allergische Beschwerden verschlimmern. Was Sie über Impfungen wissen sollten.
- Hartnäckig hält sich der Mythos, Impfungen könnten zu Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Allergien führen.
- Allergische Reaktionen nach einer Schutzimpfung sind jedoch extrem selten.
- Impfen ja oder nein? Welche Argumente für das Impfen sprechen – und welche dagegen.
Berlin – Impfungen gehören zu den wichtigsten Präventivmaßnahmen in der Medizin. Kaum eine andere Vorsorgemaßnahme schützt sowohl den einzelnen Patienten als auch die Gesellschaft im Ganzen so wirkungsvoll vor ansteckenden Krankheiten. Trotz ihrer wissenschaftlich unumstrittenen Wirksamkeit sind viele Menschen skeptisch gegenüber den zahlreichen Impfstoffen.
Weit verbreitet ist der Glaube, dass Impfungen Krankheiten wie Autismus und Allergien auslösen könnten. Auch viele Eltern sind verunsichert und glauben, ihrem Kind mit einer Impfung womöglich zu schaden. Auch wer bereits unter einer Allergie leidet, fürchtet häufig in Folge einer Schutzimpfung eine Verschlechterung der allergischen Symptome. Doch wie hoch ist das Risiko einer allergischen Reaktion beim Impfen tatsächlich? Was müssen Allergiker bei einer Impfung beachten? Und welche Argumente sprechen für das Impfen?
Allergie durch Impfung: Viele Erfolge durch Impfungen
Wenige Menschen wissen, wie sich Masern, Mumps und Röteln auf den Körper auswirken. Denn die meisten Erkrankungen, gegen die heute geimpft wird, sind hierzulande kaum mehr bekannt. Ohne Schutz würden sie zu schweren Symptomen wie hohem Fieber, Hautausschlag und Enzephalitis (Gehirnentzündung), bei sehr komplizierten Verläufen sogar zu lebenslanger Behinderung oder zum Tod führen.

Impfungen können diese Krankheiten wirksam vorbeugen. Doch der Schutz, den Impfungen bieten, wird – auch in Deutschland – zu wenig genutzt. Seit Jahren geht die Impfquote hierzulande zurück. Damit Impfungen Leben retten können, müssen jedoch ausreichend Menschen geimpft sein. Laut der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGKAI) ist daher für Kinder ein umfangreicher Impfschutz unerlässlich. So empfehlen Experten in der „Leitlinie Allergieprävention“, alle Kinder nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu impfen.
Impfschutz auch für Allergiker: Zusammenhang zwischen Impfungen und Allergien nicht bewiesen
Hartnäckig hält sich unter Impfgegnern der Mythos, dass Impfungen Allergien und Multiple Sklerose auslösen können. Doch Kinder mit Allergien, benötigen denselben Impfschutz wie Kinder ohne Allergien. So sind sich Experten sicher: Schutzimpfungen bei Kindern fördern keinesfalls die Entwicklung von Allergien.
Obwohl es heutzutage mehr Impfungen - und auch mehr Allergien gibt, ist der Zusammenhang wissenschaftlich nicht belegt. Im Gegenteil: Impfungen scheinen das Auftreten von allergischen Erkrankungen sogar zu verringern. Vielmehr vermuten Wissenschaftler einen schützenden Effekt des Impfens für die Entwicklung von Asthma, Neurodermitis und Heuschnupfen.
Allergie durch Impfung: Nebenwirkung oder allergische Reaktion?
Trotzdem kann es bei einer Impfung zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Es wird dabei zwischen einer Impfreaktion, einer Impfkomplikation und einem Impfschaden unterschieden. Am wahrscheinlichsten ist jedoch eine allergische Reaktion in Folge einer Impfung. Impfkomplikationen und Impfschäden gehen über eine „normale“ Antwort des Immunsystems hinaus und sind extrem selten.
Kommt es bei einer Impfung zu einer allergischen Reaktion gegen den Wirkstoff oder einzelne Bestandteile, spricht man von einer Impfreaktion. Moderne Impfstoffe sind jedoch sehr gut verträglich und nur sehr selten löst eine Impfung vorübergehende allergische Beschwerden aus. Die Symptome reichen dabei von leichtem lokalem Ausschlag, Rötungen, Schwellungen bis hin zum allergischen Schock (Anaphylaxie). Bedrohliche allergische Beschwerden wie eine Anaphylaxie sind extrem selten – sie treten nur bei etwa jeder 100.000sten bis 1.000.000sten Spritze auf.
Allergie durch Impfung: Diese allergischen Reaktionen können auftreten
Bei jeder Impfung besteht ein gewisses Risiko, dass der Körper einen bestimmten Bestandteil des verwendeten Stoffs nicht verträgt. Obwohl es nur selten zu allergischen Reaktionen kommt, kann es unmittelbar nach dem Impfen an und rund um die Einstichstelle schmerzen. Auch Rötungen und Schwellungen der Haut treten bei wenigen Patienten auf. Diese Reaktionen klingen jedoch meist nach kurzer Zeit wieder ab.
Experten unterteilen allergische Reaktionen in unterschiedlichen Kategorien: Symptome des Soforttyps treten innerhalb kurzer Zeit nach Kontakt mit dem Wirkstoff auf. Die schwerste Form einer Allergie ist eine anaphylaktische Reaktion. Patienten leiden dabei unter Atembeschwerden, Schwellungen der Atemwege bis hin zu akuter Atemnot. Doch auch verspätete allergische Reaktionen können sich bemerkbar machen. Bei einer Allergie des Spättyps treten die Beschwerden nicht sofort, sondern erst nach einiger Zeit auf. Innerhalb weniger Stunden, in manchen Fällen aber auch erst nach ein paar Tagen, können sich Rötungen und Schwellungen an der Injektionsstelle, aber auch Fieber bei Betroffenen bemerkbar machen.
Impfungen bei Allergikern: Allergische Reaktionen möglich – jedoch sehr selten
Kinder und Erwachsene, die bereits unter einer Allergie leiden, haben kein höheres Risiko bei einer Impfung mit einer allergischen Reaktion zu reagieren. Allergische Beschwerden können bei Allergikern genauso wie bei Nicht-Allergikern auftreten. Bei bis zu einem Drittel der Patienten werden allergische Symptome bereits bei der ersten Impfstoffgabe beobachtet. Wer beim ersten Kontakt mit dem Wirkstoff also keine Beschwerden zeigt, hat meist auch bei weiteren Impfungen keine allergische Reaktion zu befürchten.
Anders sieht die Situation bei Patienten aus, die schon bei früheren Impfungen auf bestimmte Impfstoffbestandteile reagiert haben. Sie müssen auch bei weiteren Schutzimpfungen vorsichtig sein. In diesem Fall sollten neue Impfwirkstoffe unbedingt zuvor auf der Haut getestet werden. Mithilfe eines Hauttests, bei dem der Impfstoff oder einzelne Komponenten auf die Haut auftragen werden, kann der Arzt feststellen, ob eine allergische Reaktion möglich ist.
Welche Allergene lauern im Impfstoff?
Mögliche Allergene, die im Impfstoff vorkommen, sind neben Bestandteilen des Wirkstoffs selbst, Zusatzstoffe wie Stabilisatoren und Konservierungsmittel wie Gelatine und Antibiotika. Auch kleine Mengen Formaldehyd werden zur Stabilisierung, sowie Aluminium zur Verbesserung der Wirksamkeit verwendet.
Bei der Herstellung eines Impfwirkstoffs können kleine Mengen allergener Stoffe in die Impfung gelangen. So werden einige Impfstoffe auf Basis von Hühnereiweiß hergestellt. Durch den Produktionsprozess bleiben geringe Spuren Hühnereiweiß im Impfstoff übrig. Zu den Impfungen, deren Viren auf Basis von Hühnerei-Zellkulturen gezüchtet wurden, zählen Wirkstoffe gegen Krankheiten wie Masern-Mumps-Röteln, Tollwut und Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME).
Allergien: Impfung bei Hühnereiweißallergie
Aus allergologischer Sicht ist eine Impfung bei Hühnereiweißallergikern jeden Schweregrades sicher. So haben verschiedene wissenschaftliche Studien gezeigt, dass Kinder mit Hühnereiweißallergie keine allergischen Reaktionen in Folge einer Masern-, Mumps- oder Rötel-Impfung. Nur bei sehr schweren Formen der Allergie gilt besondere Vorsicht. Denn bei einer sehr stark ausgeprägten Allergie gegen Hühnereiweiß können die Rückstände im Impfstoff im schlimmsten Fall zu allergischen Beschwerden führen.
Betroffene Patienten sollten vor einer Impfung ihrem Arzt mitteilen auf welche Substanzen sie allergisch reagieren. In diesem Fall kann der Arzt einen alternativen Impfstoff verwenden. Sowohl Tollwut- als auch Grippe-Impfstoff können durch allergenfreie Wirkstoffe ersetzt werden. Eine Impfung gegen Gelbfieber sollte nur nach einem Beratungsgespräch und unter Überwachung durch einen erfahrenen Arzt gegeben werden. Allergiker, bei denen im Blut- oder Hauttest Allergieantikörper gegen Hühnereiweiß festgestellt wurden, jedoch keine Symptome bestehen (= Sensibilisierung), müssen keine Angst vor einer Impfung haben.
Allergie durch Impfung: Das sollten Allergiker beachten
Um das Immunsystem nicht zusätzlich zu beanspruchen, sollten Allergiker vor allem während Phasen mit akuten Beschwerden, beispielsweise während der Pollensaison, nicht geimpft werden. Das gleiche gilt für Patienten, die eine Hyposensibilisierung erhalten. Ihnen empfehlen Experten in der Regel ein bis zwei Wochen nach Verabreichung der spezifischen Immuntherapie mit dem Impfen zu warten. Auch Patienten, die bereits mit einer allergischen Reaktion auf einen Impfstoff reagiert haben, sollten weitere Impfungen mit dem behandelnden Arzt besprechen. Bei leichten Beschwerden sind Impfungen meist unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen möglich.
Allergiker: Gibt es besonders wichtige Impfungen?
Für Kinder mit überempfindlichem Bronchialsystem und Asthma sind Keuchhusten- und Grippe-Impfung besonders wichtig, da diese Krankheiten die Bronchien und die Lunge zusätzlich schädigen können. Zudem raten Kinderärzte zu einer Pneumokokken-Impfung bei Kindern mit chronischen Atemwegserkrankungen. Für Kinder mit schwerer Neurodermitis ist die Windpocken-Impfung besonders empfohlen, da Windpocken bei Neurodermitis besonders schwer verlaufen können.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.