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Risiko durch Chromat: Gerbstoffe in Leder können Kontaktekzeme und Allergien auslösen

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Von: Jasmina Deshmeh

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Verschiedene Herrenschuhe aus Leder stehen in einem Regal (Symbolbild).
Chromate sind häufige Kontaktallergene, die in Chrom-gegerbten Lederwaren wie Schuhen, Handschuhen und Möbel vorkommen können (Symbolbild). © imago images / Panthermedia

Chromat gehört zu den häufigen Kontaktallergenen, die in chromgegerbter Lederware stecken können. Wie Betroffene eine Chromat-Allergie erkennen und allergischen Kontaktekzemen künftig vorbeugen können.

Mönchengladbach Chromat zählt neben Nickel und Duftstoffen zu den häufigsten Kontaktallergenen und taucht immer wieder als Gerbstoff in Lederware wie Handschuhen, Schuhen und Möbeln auf. Es gelangt entweder durch verunreinigte Chromsalze ins Leder oder bildet sich im Laufe des Fertigungsprozesses durch Oxidation aus harmlosen Chrom-III-Salzen. Bei einer entsprechenden Sensibilisierung kann es nach dem Hautkontakt mit Chromat zu entzündlichen Hautveränderungen und Ekzemen kommen. Betroffenen bleibt dann nur die Möglichkeit, sich durch konsequentes Vermeiden des Allergieauslösers zu schützen.

Allergie-Risiko durch Chromat: Wie gelangt Chromat ins Leder?

Chromsalze fixieren als Gerbstoffe die Eiweißfasern des Leders und verhindern so dessen Zerfall. Wird bei der Produktion von Lederware sorgfältig gearbeitet und ausschließlich dreiwertiges Chrom (III) verwendet, ist das Leder gesundheitlich unbedenklich, denn Chrom (III) ist stabil und dringt kaum in die Haut ein. Allerdings sind Chrom (III)-Gerbstoffe häufig mit Chrom (VI) (Chromat) verunreinigt, das giftig und wasserlöslich ist und ein hohes Sensibilisierungspotenzial aufweist. Auch der Einsatz von zu viel Chromsalz bei der Herstellung ist problematisch, da ungebundenes Chrom (III) im Leder verbleibt und sich später beim Tragen auf der Haut durch Schweiß lösen und zu Chromat entwickeln kann. Das Leder nach der Fertigung zu spülen und ausreichend zu fetten, kann die Chromatbildung verhindern. (Schadstoffe in Textilien: Darum muss man Kleidung vor dem ersten Tragen waschen)

Seit Mai 2015 sind gemäß der Europäischen Verordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH-V) Lederwaren oder Erzeugnisse mit Lederanteil, die mit der Haut in Kontakt kommen und einen Chromatgehalt von 3mg/kg oder mehr aufweisen verboten. Dennoch scheint es bei der Produktion häufig an fachlichem Wissen und sorgfältiger Kontrolle zu mangeln. So ergab eine Untersuchung von Trachtenmode des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2018 eine unzulässig hohe Chrom VI-Belastung bei zwei getesteten Lederhosen. Ältere Untersuchungen, etwa von Stiftung Warentest aus dem Jahr 2008 stellten zudem Chrom VI-Belastungen in Kinderschuhen fest. Einige davon sogar mit Prüfsiegeln wie „auf Schadstoffe geprüft“. Auch bei Discounter-Ware kommt es immer wieder zu Produktrückrufen, wegen zu hoher Chrom (VI)-Belastung, wie hna.de berichtet.*

Allergie-Risiko durch Chromat: Wie wirkt das Kontaktallergen auf der Haut?

Eine Allergie gegen Chromat setzt zunächst eine Sensibilisierung voraus. Dabei dringt das Allergen durch die Haut ein und wird vom Immunsystem als „Eindringling“ erkannt und durch Entzündungsreaktionen bekämpft. Diese Reaktion erfolgt bei Kontaktallergenen meist etwas zeitversetzt (nach 12 bis 72 Stunden), man spricht von Allergien des Spättyps. Anders als bei Allergien des Soforttyps bildet laut Allergieinformationsdienstes des Helmholtz Zentrum München der Körper hierbei keine IgE-Antikörper gegen den Allergieauslöser, die Immunantwort wird stattdessen von speziellen Immunzellen, den T-Zellen eingeleitet.

Kommt es zum erneuten Kontakt mit Chromat, setzt die gespeichert Abwehrreaktion des Körpers ein und es kommt zu den typischen Haut-Symptomen:

Allergie-Risiko durch Chromat: Diagnose und Behandlung einer Kontaktallergie

Ob es sich bei entzündlichen Hautveränderungen an Händen und Füßen tatsächlich um eine Chromat-Allergie handelt, kann der Allergologe mit Hilfe eines Allergietests ermitteln. Beim sogenannten Epikutantest wird dazu der vermutetet Allergieauslöser mithilfe einer Testlösung und Pflastern auf die Haut aufgebracht und die Haut-Reaktion im Abstand von mehreren Tagen überprüft. (Brillen-Ekzem: Wenn die Brille eine allergische Reaktion auslöst)

Sind die Ergebnisse eindeutig, können nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) cortisonhaltige Cremes die akuten Beschwerden lindern. Doch auch bei erfolgreicher Behandlung der Symptome stellt die Chromat-Allergie Betroffene vor Herausforderungen. Da eine Kontaktallergie nicht heilbar ist, bleibt Allergikern nur die Möglichkeit, den Allergieauslöser zu meiden. Die vollständige Allergenkarenz ist bei einer Chromat-Allergie allerdings schwierig und erfordert meist Geduld und eine aufwendige Recherche. Meist fehlen Informationen zu Gerbverfahren auf den Leder-Produkten und die wenigsten Hersteller greifen auf pflanzliche und damit deutlich teurere Gerbverfahren als Alternative zur Chromgerbung zurück.

Allergie-Risiko durch Chromat: Tipps, um Kontaktekzemen vorzubeugen

Die einfachste Maßnahme, um kontaktallergische Reaktionen auf Chromat zu verhindern, ist den direkten Hautkontakt mit Chromat-belasteten Gegenständen zu meiden. Dazu ist es hilfreich:

*hna.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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