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Hyposensibilisierung: Alles zu Ablauf, Dauer, Risiken und Kosten der Therapie

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Von: Jasmina Deshmeh

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Ein Arzt träufelt eine Lösung mit Allergenen auf den Unterarm eines Patienten (Symbolbild).
Wo liegt das Problem genau? Am Anfang der Hyposensibilisierung steht ein Allergietest auf der Haut (Symbolbild). © Bodo Marks/picture alliance

Die Hyposensibilisierung ist die einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit einer Allergie. Ziel der Therapie ist es, das Immunsystem schrittweise an den Allergieauslöser zu gewöhnen. Was Sie über Ablauf, Dauer, Risiken und Wirksamkeit der Behandlung wissen müssen, lesen Sie hier.

Berlin – Hyposensibilisierungen (spezifische Immuntherapien) bezeichnen einen Therapieansatz in der Behandlung von Allergien, bei dem das Immunsystem von Betroffenen langsam an die Allergieauslöser (Allergene) gewöhnt wird. Die aufgebaute Toleranz kann den Verlauf einer allergischen Erkrankung positiv beeinflussen. Eine Hyposensibilisierung wird meist empfohlen, wenn der Kontakt mit einem Allergen nur schwer zu vermeiden ist. Dies ist zum Beispiel bei Allergien gegen Hausstaubmilben, bei Heuschnupfen, Schimmelpilzallergien und Insektengiftallergien der Fall. Voraussetzung für eine Hyposensibilisierung ist, dass Allergene eindeutig bestimmt wurden und ein geeignetes Präparat für die Therapie zur Verfügung steht. Auch die gesundheitliche Vorgeschichte von Betroffenen ist entscheidend. 

Hyposensibilisierung: So funktioniert die Therapie

Das Prinzip der Hyposensibilisierung (auch Desensibilisierung, Allergieimpfung oder spezifische Immuntherapie genannt) ist einfach: Dem Körper werden kleinste Mengen eines Allergens zugeführt, auf die das Immunsystem nicht reagiert. Je genauer der Auslöser einer Allergie bekannt ist, desto wahrscheinlicher ist der Erfolg der Behandlung. Die Allergene werden meist als stark verdünnte Extrakte in Form von injizierbaren Präparaten gespritzt. Im Verlauf der Therapie wird die Allergendosis langsam gesteigert, bis das Immunsystem eine Toleranz gegenüber dem Allergieauslöser entwickelt - der Körper „gewöhnt“ sich praktisch an das Allergen. Eine Hyposensibilisierung ist bei allen Allergien möglich, die durch IgE-Antikörper (Immunglobulin E) verursacht werden. Je nach Behandlungsschwerpunkt gibt es verschiedene Arten der Hyposensibilisierung, die sich vor allem in den Zeitabständen und Dosierungen unterscheiden. Folgende Ansätze stehen zur Verfügung:

Hyposensibilisierung: Für wen ist die Therapie geeignet?

Eine Hyposensibilisierung wir häufig bei Pollenallergien (Heuschnupfen), Insektengiftallergien, Schimmelpilzallergien und Hausstaubmilbenallergien durchgeführt. Aber auch bei Nahrungsmittelallergien (z.B. einer Erdnussallergie) kann eine (orale) Hyposensibilisierung sinnvoll sein. Generell kann eine Hyposensibilisierung in Erwägung gezogen werden, wenn:

Eine Hyposensibilisierung sollte dagegen eher nicht durchgeführt werden bei:

Ob Risiken oder Vorteile einer Hyposensibilisierung überwiegen, muss im Einzelfall jedoch der behandelnde Arzt entscheiden.

Hyposensibilisierung: Ablauf und Dauer der Behandlung

Bei der klassischen Form der Hyposensibilisierung, der Kurzzeit-Hyposensibilisierung und der Rush- bzw. Ultra-Rush-Hyposensibilisierung werden die Allergene mit Hilfe von Spritzen ins Unterhautfettgewebe des Oberarms gespritzt. Bei der klassischen Form der Hyposensibilisierung werden die Spritzen mit einer wöchentlich steigenden Allergenkonzentrationen verabreicht. Ist die sogenannte Erhaltungsdosis nach 16 Wochen erreicht, wird die Therapie mit einer monatlichen Gabe des Allergens über einen Zeitraum von drei Jahren fortgesetzt. Bei saisonalen Allergien (z.B. Heuschnupfen) kann die Therapie zwischenzeitlich unterbrochen oder die Erhaltungsdosis reduziert werden. Der Ablauf der Kurzzeit-Hyposensibilisierung ist ähnlich, allerdings wird hier die Erhaltungsdosis durch größere „Sprünge“ in der Dosierung schneller erreicht.

Lässt es das Präparat zu, kann auch eine Rush-Hyposensibilisierung durchgeführt werden. Dabei werden dem Patienten meist stationär mehrere Spritzen täglich verabreicht, sodass die Erhaltungsdosis schon nach einigen Tagen erreicht wird. Anschließend erfolgt die Behandlung mit dieser Dosis ebenfalls über einen Zeitraum von drei Jahren. Diese Form der Hyposensibilisierung kann bei potenziell gefährlichen Allergien wie einer Insektengiftallergie (z.B. gegen Bienengift oder Wespengift) sinnvoll sein. Bei dieser Allergie dauert die Behandlung fünf Jahre. Bei der sublingualen Hyposensibilisierung wird das Präparat nicht durch einen Arzt gespritzt, sondern in Tablettenform oder als Tropfen eingenommen. Patienten können die Präparate in vielen Fällen zuhause einnehmen.

Hyposensibilisierung: Kosten und Wirksamkeit der Therapie

Die Kosten einer Hyposensibilisierung sind vom Präparat, der Methode und der Dauer der Therapie abhängig und werden in Deutschland von der Krankenkasse übernommen. Die Wirksamkeit einer Hyposensibilisierung ist nach den Leitlinien zur Hyposensibilisierung der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinischen Immunologie (DGAKI) in Berlin sowie aller deutschen, österreichischen und schweizerischen allergologischen Fachverbände und Gesellschaften bei vielen Allergien durch Studien belegt: So ist die Wirksamkeit beispielsweise bei allergischer Rhinikonjunktivitis (Erkrankung der Nasenschleimhaut und Augen) und bei Pollenallergie bei Erwachsenen durch zahlreiche Studien sehr gut und im Kindes- und Jugendalter durch wenige Studien belegt. Auch die Wirkung bei Hausstaubmilbenallergie ist bei Erwachsenen durch einige und bei Kindern durch wenige Studien belegt. Einige wenige Studien gibt es zudem zur Wirkung bei Schimmelpilzallergie und Tierhaarallergien.

Der Therapie-Erfolg ist von vielen Faktoren abhängig: So spielen das Alter der Betroffenen, die Art der Allergie und die Methode eine große Rolle. So verspricht die Hyposensibilisierung bei Kindern einen größeren Erfolg, kann aber auch im Erwachsenenalter noch Wirkung zeigen. Besonders entscheidend ist dabei die konsequente Durchführung der Präparatgabe über den gesamten Behandlungszeitraum ohne frühzeitigen Abbruch.

Risiken und Nebenwirkungen der Hyposensibilisierung

In den meisten Fällen werden die bei einer Hyposensibilisierung verwendeten Präparate gut vertragen und es kommt nur zu leichten lokalen Nebenwirkungen im Bereich der Injektionsstelle wie Rötungen, Schwellungen oder Juckreiz. Meist klingen die Beschwerden von alleine wieder ab oder können durch Kühlen der Haut gelindert werden. In seltenen Fällen kann es zu Nesselsucht, asthmatischen Anfällen oder einem allergischen Schock kommen. Damit potenzielle schwere Reaktionen nicht in einem unbeobachteten Moment auftreten, ist der Patient verpflichtet, 30 Minuten nach der Behandlung in der Arztpraxis zu bleiben.

Mit ein paar einfachen Regeln können Patienten dazu beitragen, das Risiko für schwere Nebenwirkungen zu reduzieren. So sollten Allergiker auf Sport vor der Behandlung verzichten und Änderung der Einnahme von Medikamenten sofort dem Arzt mitteilen. Bei asthmatischen Beschwerden sollte zuvor eine Kontrolle der Atemfunktion durchgeführt werden.

Nach der Leitlinie der Berufsverbände kann eine Hyposensibilisierung auch in der Schwangerschaft fortgeführt werden. Risiken und Nebenwirkungen für das ungeborene Kind sind nicht bekannt.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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